Techniktipp: Datenjournalismus mit Datawrapper
Drei Jahre nach der Gründung des Guardian Data Stores ist Datenjournalismus keine Spielerei der Online-Avantgarde mehr. Das liegt einerseits daran, dass in der Journalisten Aus- und Fortbildung immer wieder auf das Potenzial dieser neuen Technik hingewiesen wird, andererseits an den Tools, die immer leichter zu bedienen sind.
von Thomas Strothjohann
Eines dieser Tools ist der kostenlose Datawrapper, der von der Akademie Berufliche Bildung der deutschen Zeitungsverlage e. V. (ABZV) unter Leitung von Mirko Lorenz entwickelt wurde. Mit dem Datawrapper können Journalisten Excel-Tabellen mit wenig Aufwand in interaktive Diagramme verwandeln, die sich online einbinden lassen. Zu den ersten Anwendern des Tools gehörten die Dortmunder Ruhr Nachrichten und das Data-Blog des Guardian.
Dank Datawrapper können Sie sich auf die Recherche und Analyse der Daten konzentrieren, die Darstellung übernimmt das Tool. In diesem Techniktipp zeigen wir am Beispiel der Studierendenzahlen an der Universität Marburg, wie Sie Datawrapper einsetzen.
Beispiel:
- Datenrecherche. Eine gute Quelle für erste Datenprojekte ist das Bundesamt für Statistik Statistiken an sich sind natürlich noch keine Geschichten, aber mit folgenden Fragestellungen (Quelle: Datawrapper-Tutorial) kommt man schnell zu interessanten Ergebnissen:
- Wie sieht es in anderen Städten aus? Die Zahlen aus der eigenen Region können Sie Zahlen aus anderen Regionen gegenüberstellen.
- Wie sah es früher aus? Die Entwicklung der Zahlen im Laufe der vergangenen Jahre zeigt oft Unregelmäßigkeiten. In unserem Beispiel gibt es einen deutlichen Ausschlag im Wintersemester 2007/08, in dem in Hessen Studiengebühren eingeführt wurden.
- Wenn es um Geld geht, lohnt sich meistens die Frage, wie viele Menschen davon profitieren. Oft klingt ein von Politikern verkündeter Betrag nicht mehr so imposant, wenn man ihn durch die Anzahl der Begünstigten teilt.
- Wie kommen die Zahlen zustande? In der Statistik der Studierenden kann man zum Beispiel recherchieren, ob Austauschstudenten inbegriffen sind.
- Daten bearbeiten. Für leicht verständliche Grafiken müssen Sie sich auf das Wesentliche konzentrieren. Wenn es für Ihre Fragestellung zum Beispiel irrelevant ist, ob die Studierenden Deutsche oder Ausländer sind, nehmen Sie besser die Gesamtzahl und löschen die überflüssigen Spalten. Quellenangaben können Sie später noch eintragen. Aus der Tabelle löschen Sie sie besser raus. Am besten lassen sich einfache Listen darstellen, in denen einem Gegenstand nur ein Wert zugeordnet wird. Speichern Sie die Tabelle im csv Format oder kopieren Sie den gewünschten Bereich in die Zwischenablage.
- Gehen Sie auf www.datawrapper.de und erstellen Sie einen Account. Ohne Account können Sie Ihre Diagramme nicht speichern – entsprechend auch nicht in eine Website einbinden. Wenn Sie angemeldet sind Gehen Sie auf „Diagramm erstellen“ und laden im folgenden Fenster die Tabelle hoch bzw. fügen sie ins Fenster ein. Beim Upload kam es in unserem Beispiel zu Problemen mit Umlauten. Beim Kopieren sind diese nicht aufgetreten. Weil sich die Felder nach dem Upload nicht mehr editieren lassen, müssen Sie Korrekturen in der Originaldatei vornehmen und diese ggf. neu hochladen.
- Nach dem Upload zeigt Datawrapper eine Voransicht. Hier können Sie die Datenquelle verlinken, einstellen, wie Zahlen dargestellt werden sollen. Sie können Maßeinheiten angeben und einen Quotienten einstellen.
- Im nächsten Schritt wählen Sie die Art des Diagramms aus. Es gibt Linien, Balken (vertikal/horizontal), Torte und Donut zur Auswahl. Im kommenden Jahr soll Datawrapper auch Kartendarstellungen anbieten. Dazu soll die ebenfalls von Gregor Aisch entwickelte kartograph.js-Bibliothek integriert werden. Jetzt können Sie noch die Grafik beschriften, Farben auswählen und einige weitere Parameter anpassen. Wenn Sie auf „veröffentlichen“ gehen, erstellt Datawrapper das Diagramm. Danach können Sie noch einstellen wie breit und hoch es auf ihrer Seite angezeigt werden darf. Sie kopieren den Embed-Code und binden ihn in Ihren Artikel ein. Das wars.