Juan Moreno ist der Journalist des Jahres 2019
– Wer in den anderen Kategorien gewonnen hat, inklusive Jurybegründungen, steht hier –
In der Begründung für die Wahl von Juan Moreno zum „Journalisten des Jahres“ heißt es unter anderem:
„Juan Moreno ist zu verdanken, dass Ende 2018 der Spiegel-Journalist Claas Relotius als notorischer Betrüger entlarvt wurde. Moreno zeigte als Reporter die Hartnäckigkeit des gründlichen Rechercheurs und ehrlichen journalistischen Handwerkers. Zudem bewies er den Mut, für die Wahrheit persönlich viel aufs Spiel zu setzen, da ihm zunächst niemand glauben wollte. Die Folgen seiner Recherchen werden die Debatten über Qualitätsjournalismus weit über 2019 hinaus prägen.
Letztlich hat Morenos Enthüllungsgeschichte die journalistischen Standards für Authentizität, Transparenz und Belegbarkeit von Recherchen im ganzen Land umgekrempelt. Er hat damit das Potenzial des Journalismus zur Selbstkorrektur gestärkt. Vordergründig mag das nach brancheninterner Angelegenheit aussehen. Doch die Debatte über solche Standards ist zugleich eine über die Aufgaben des Journalismus in der modernen demokratischen Gesellschaft. Juan Moreno hat uns allen somit einen echten Dienst erwiesen.“
Im Interview mit medium magazin spricht Juan Moreno über die Folgen seiner Aufdeckung: für ihn persönlich und beruflich, auch im Zuge der Vorwürfe und Diskussionen nach der Veröffentlichung seines Buchs „1000 Zeilen Lüge“ – sowie über die Konsequenzen, die die Branche aus dem Skandal zieht.
Auf die Frage nach den wünschenswerten Lehren daraus antwortet er: „Ein falscher Schluss wäre ein Generalverdacht gegenüber Journalisten im Allgemeinen und Reportern im Speziellen. Wenn ich mit Kollegen spreche, gerade mit Freien, höre ich, dass das Misstrauen gewachsen ist. Richtige Konsequenzen aus Relotius’ Betrügereien wären gewesen, jetzt mehr in die Recherche zu investieren, den Freien mehr Zeit zu geben, Reportern im Sinne des Vier-Augen-Prinzips stets einen Fotografen mitzuschicken, den Autoren mehr Zeit zum Verifizieren zu geben und das Ganze dann entsprechend zu bezahlen. Mein Eindruck ist, dass das nicht stattfindet.“
Moreno warnt mit Blick auf die wachsenden Sparmaßnahmen in Redaktionen: „Die größte Gefahr für den Journalismus sind nicht Fälscher wie Relotius. Die Gefahr ist, dass viele Journalisten faktisch keine Zeit haben, den Beruf so zu machen, wie man ihn eigentlich machen sollte.“
Die Liste mit allen „Journalistinnen und Journalisten des Jahres“ und Begründungen sowie das Interview mit Juan Moreno erschien in medium magazin 6/2019 und ist digital und im iKiosk verfügbar, gedruckt wird das Heft nach Weihnachten ausgeliefert.
Der undotierte medium magazin-Preis „Journalisten und Journalistinnen des Jahres“ wird seit 2004 von der Branchenzeitschrift medium magazin in mehreren Kategorien verliehen. Die unabhängige rund 100-köpfige Jury besteht aus renommierten Vertretern und Vertreterinnen der Medienbranche sowie den Ausgezeichneten des Vorjahres und Nachwuchs-Talenten der „Top 30 bis 30“ des Jahres 2019. Bei der Wahl in der Kategorie Wirtschaft kooperiert medium magazin mit der Fachzeitschrift Wirtschaftsjournalist (ebenfalls Oberauer Verlag).
Die Preisverleihung an die „Journalisten und Journalistinnen des Jahres 2019“ findet am 17. Februar 2020 im „Hotel & Stadtbad Oderberger“ in Berlin statt, mit freundlicher Unterstützung der Daimler AG, Otto Group, Total sowie Katjes, Lamy und dem VDP. Verband der Prädikatsweingüter.