hr-Intendant Manfred Krupp: „Wir müssen einiges weglassen“
Der Hessische Rundfunk stellt Angebote und Strukturen auf den Kopf – und muss sich naturgemäß dem Gegenwind von Nutzern und Belegschaft stellen. Im „medium magazin“ 05/2019 spricht Intendant Manfred Krupp über das Projekt, das „mehr als eine Reform“ sei. Beim hr sollen Etats im großen Stil vom linearen Programm in digitale oder crossmediale Angebote umgeschichtet werden.
„Wir müssen auf allen Ebenen den Mut haben, uns zu entscheiden, und dabei auch einiges von dem weglassen, was wir lange wie selbstverständlich gemacht haben“, sagt Krupp dem „medium magazin“. Über den Gegenwind sagt er: „Die Protestwelle ist eine der größten, die ich in meiner beruflichen Laufbahn erlebt habe.“
Proteste gibt es keinesfalls nur von Beschäftigten. Insbesondere andere Medien und die Hörer der Radiowelle hr2-Kultur kritisieren die geplanten Änderungen. Sie sehen vor, Ressourcen aus dem schwächelnden Radiosender abzuziehen, damit in anderen Programmen und auch online besser über Kulturelles berichtet werden kann.
„Die Freunde der Kultur können sich besonders gut artikulieren und sind hervorragend vernetzt“, beobachtet Krupp und kritisiert die Berichterstattung der Frankfurter Kollegen: „Ich hätte mir aber gewünscht, wenn die FAZ gerade am Anfang bei aller Kritik und dem Transport vieler kritischer Stimmen deutlicher erklärt hätte, was wir tatsächlich vorhaben.“
Krupp verspricht, dass es bei hr2 weiter Kulturjournalismus geben werden. „Aber, offen gesagt: Es wird weniger, vor allem auch anders.“ Krupp plant den Aufbau einer medienübergreifenden Kulturunit, nach dem Vorbild der bereits aktiven Hessen-Unit.
Den digitalen Reformprozess im hr und auch in anderen ARD-Anstalten beschreibt Daniel Bouhs in der Titelgeschichte von „medium magazin“ 05/2019 – die eine Doppelausgabe mit der „Journalistin“ ist.
Weitere Themen: Ortsbesuch beim Tagesspiegel, Special Foodjournalismus & Nachhaltigkeit, Werkstatt Datenjournalismus, Zukunft der Arbeit, Trumps Rhetorik und Populistentricks, Roboter am Newsdesk, Zeitzeugen zu 30 Jahre Mauerfall und v.m.
Das Magazin ist gedruckt und als E-Paper hier erhältlich.