Spiegel-Online-Redakteur Hasnain Kazim: Redaktionen brauchen Strategie gegen Online-Hass
Der Spiegel-Online-Redakteur Hasnain Kazim kritisiert, dass manche Journalisten „über jedes Stöckchen springen, das die Rechten ihnen hinhalten“. In einem Interview für das Extraheft Journalisten-Werkstatt über „Community Management“ der Branchenzeitschrift „medium magazin“ fordert er Redaktionen daher auf, sich klare Leitlinien für den Umgang mit Hasspost von Leserinnen und Lesern zu geben – und Regeln, wie Journalisten mit einschlägigen Kommentaren umgehen sollen, sie zum Beispiel löschen oder die Postenden anzeigen sollen.
Der wachsende Hass in Online-Kommentaren bringt Kazim in direkte Verbindung mit dem Erstarken der „völkisch denkenden Partei“ AfD: „Viele Menschen meinen jetzt, es sei okay zu sagen: ‚Ausländer raus‘ und ‚Man muss Muslime in den Gasofen schicken‘, Formulierungen, die oft bei mir landen. Dass die AfD ins Parlament gewählt wurde, scheint ein Dammbruch gewesen zu sein. Auch ein Grund für mich zu sagen: Ich kann und will nicht länger schweigen.“ Kazim antwortet auf Hass-Kommentare mit Ironie – aus einem einfachen Grund: „Wenn ich diesen Mist ertragen muss, möchte ich wenigstens auf meine Kosten kommen.“
Eine Auswahl seiner Dialoge mit Hassmail-Schreibern dokumentiert Haznain Kazim in dem Buch „Post von Karlheinz. Wütende Mails von richtigen Deutschen – und was ich ihnen antworte“, das Ende April erschienen ist. Einige Auszüge aus dem Buch sind ebenfalls im Werkstatt-Heft veröffentlicht.
Das Interview mit Hasnain Kazim erscheint in der 16-seitigen Journalisten-Werkstatt zum Thema Community Management (Autoren: Anne Haeming und Daniel Bouhs). Die Reihe „Journalisten-Werkstatt“ wird herausgeben von Annette Milz und erscheint in „medium magazin“ sowie „Der Österreichische Journalist“ und „Schweizer Journalist“ als Bestandteil des Abonnements. Einzelbestellungen sind hier möglich.