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Medium Magazin 04/2018

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Unsere Geschichten auf einen Blick
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EDITORIAL / Annette Milz, Chefredakteurin

Wahrheitssandwich

Journalisten auf der Suche nach den richtigen Antworten auf Desinformation. Brauchen wir eine neue Haltung?

„Es war hässlich. Sogar noch hässlicher als sonst“, schrieb Kolumnistin Margaret Sullivan kürzlich in der „Washington Post“ – nach dem Nordkorea-Gipfel in Singapur: Wie der US-Präsident die Nachrichtenmedienzum schlimmsten Feind der Nation erklärt, wie Reporter beim Pressebriefing abgekanzelt wurden … Wie nur sollen Journalisten auf diese fortgesetzten Angriffe reagieren?

Sullivan zitiert den Sprach- und Verhaltensforscher George Lakoff, der „eine radikale Neudefinition“ vorschlägt, wie die Nachrichtenmedien über Populisten wie Trump berichten sollten: nicht jeden Tweet und jede Äußerung des Präsidenten – wahr oder falsch – als berichtenswert behandeln und erst dann die Fakten überprüfen. Stattdessen sollten wir erstens: berichten, was wirklich ist, zweitens: dann erst schreiben, was er (Trump) behauptet, und drittens: seine Behauptung mit Fakten einordnen. Lakoff nennt das „Wahrheitssandwich“: Realität, Spin, Realität – „alles zusammen in einer schmackhaften, Demokratie-nährenden Mahlzeit gemixt“. Vor allem aber fordert er: Vermeidet es, die Lügen zu erzählen, indem diese in Schlagzeilen, Leads oder Tweets wiedergegeben werden. „Denn gerade diese Verstärkung gibt ihnen Kraft. So funktioniert die Propaganda am Gehirn: durch Wiederholung, auch wenn ein Teil dieser Wiederholung die Fakten überprüft.“

Und wie halten wir es damit? 100 Tage waren es im Juni 2018: So lange sitzt die AfD nun schon im Bundestag– als Oppositionsführer. Der Ton im politischen Diskurs ist ein anderer geworden. Das war zu erwarten. Doch wie sehr er sich verändert hat, zeigt der Beitrag von Anne Haeming über die Stimmungslage im Politikjournalismus der Hauptstadt: Sie hat ein gutes Dutzend Kollegen gefragt, wie sie mit der veränderten politischen Lage umgehen. Denn es scheint, als ob es immer noch keine wackelsichere journalistische Strategie gibt, über die AfD zu berichten. Wieso ist das so? (Seite 20.)

Wir haben deshalb für diese Ausgabe den Themenschwerpunkt Debatte gewählt, mit gestandenen Profis und Nachwuchsjournalisten diskutiert: Wie soll es weitergehen? Es ist eine Debatte geworden über die Defizite der Berichterstattung und über Wege, der Falle einer lähmenden Political Correctness zu entkommen. Gerade junge Journalisten wollen sich nicht mehr begnügen mit dem, was immer wieder als moralisch-ethischer Maßstab für Journalisten vorgegeben wird: Sich nicht gemein machen, auch nicht mit einer guten Sache. „Quark“ nennt das Raphael Thelen: „Die Glaubwürdigkeitskrise des Journalismus werden wir nicht überwinden, wenn wir Journalismus nicht anders denken.“ Was er und andere junge Kollegen und Kolleginnen darunter verstehen, lesen Sie ab Seite 24. Bei Buzzfeed Deutschland lässt es sich derzeit übrigens ziemlich gut beobachten, wie so etwas funktioniert – „Journalismus anders denken“: Daniel Bouhs hat Daniel Drepper und sein Team besucht und mit ihnen über einen Journalismus mit Haltung zwischen Entertainment und harten News gesprochen (Seite 14).

In eigener Sache

Florian Sturm verstärkt nun die „medium magazin“- Redaktion: Der 32-Jährige lebt in Leipzig, hat Anglistik/Amerikanistik studiert in Jena und in Wales, in Hamburg bei den Fotomagazinen „Camera“ und „Camerawoman“ volontiert und arbeitet seit 2016 als freier Journalist. 2017 war er Stipendiat der Karl-Gerold-Stiftung und Kellen-Fellow des American Council of Germany. In dieser Ausgabe verantwortet er das Special Fotojournalismus (Seite 74) und er hat mit dem ARD-Studioleiter in Washington – Stefan Niemann – über die Auswirkungen der Trump-Politik auf die deutsche Berichterstattung gesprochen (Seite 44). Willkommen im „medium magazin“-Team! Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine erkenntnisreiche Lektüre.

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