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Medium Magazin 04/2017

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Unsere Geschichten auf einen Blick
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EDITORIAL / Annette Milz, Chefredakteurin

Zahlen lügen nicht

… oder doch? Auch mit Blick auf die Bundestagswahl im September lohnt ein genauerer Blick auf Umfragemethoden.

„Ich glaube nur den Statistiken, die ich selbst gefälscht habe“: Das geflügelte Wort eines unbekannten Zahlenfreundes fehlt in keiner launigen Diskussion über Umfragen. Wie witzig. Wie bitter ernst – wenn in diesen Zeiten sogar US-Präsidentschaftswahlen mit Umfragen manipuliert werden.

Wir haben uns für dieses „medium magazin“ gefragt, wem wir eigentlich noch glauben können bzw. sollen, wenn es um Glaubwürdigkeits-Umfragen geht. Davon gibt es inzwischen so viele mit so vielen unterschiedlichen Aussagen zumVertrauen der Bevölkerung in die Medien, dass ein Überblick schier unmöglich scheint.

Inge Seibel hat sich dennoch daran gemacht – wahrlich keine vergnügungssteuerpflichtige Aufgabe. Aber die Mühe hat sich gelohnt: Eine geballte Übersicht – 16 Studien insgesamt auf einen Blick – mit höchst verschiedenen Ergebnissen (siehe Seite 36).

Die Erkenntnisse aus dem Vergleich möge jeder für sich ziehen, denn – so das Fazit von Inge Seibel – es gibt keine Norm bisher, wie man am besten das Vertrauen in die Medien misst. Aber: „Wir brauchen keine Vielzahl an Studien, die pauschal die Glaubwürdigkeit abfragen und dann panisch oder freudestrahlend von den Medienpublikationen verbreitet werden, sondern Studien, die mit di erenzierten Fragestellungen ergründen, was gut oder schie äuft. Dazu eignen sich am besten die Universitäten, weshalb es begrüßenswert wäre, wenn Medien und Forschung hier mehr Hand in Hand arbeiten würden. Ansätze sind da.“

So hat Senta Krasser Professor Kim Otto von der Universität Würzburg nach seiner Langzeitstudie, dem Erkenntniswert und seinem Fazit befragt: „Der angeblich massive Vertrauensverlust in die klassischen Medien ist ein Mythos – leider mit weitreichenden Folgen“ (Seite 40).

Weitreichende Folgen hat auch die derzeitige Lage der Freien: Welches Medium kann schon ohne die Arbeit der Freelancer auskommen, die keine Stechuhr kennen? Wir übrigens auch nicht, denn das „medium magazin“ besteht selbst – seit seiner Gründung – nur aus freien Journalisten und Journalistinnen. Und das aus Überzeugung – wie bei den meisten Freien. Nur: Die Situation im Markt hat sich für die Freien in einem Maße verschärft, dass es vielen an die Substanz geht. Katy Walther hat in unserem Titelschwerpunkt zusammengetragen, wie die Situation in den einzelnen Gattungen aussieht. Und sie hat die neue Freischreiber-Vorsitzende Carola Dorner gefragt, was und wie sich freie Kollegen und Kolleginnen heute aufstellen sollten (Seite 14).

Mehr als nur ein PS: Ende Juni erhielt der in der Türkei inhaftierte „Welt“-Kollege Deniz Yücel in erzwungener Abwesenheit den eodor-Wol -Preis. Die Zeitungsverleger haben so ein wichtiges Solidaritätszeichen gesetzt. Während des Global Editors Network Summit (GEN Summit) 2017 im Juni diskutierte ich mit Kollegen aus der Türkei, ob diese ö entliche Personalisierung auch den türkischen inhaftierten Kollegen zugutekäme. Die Antwort war ein eindeutiges JA. Öffentlichkeit helfe – auch beim Durchhalten. Es gilt, was die „Washington Post“ neuerdings als Claim für ihre ganze Marke laut in die Welt hinausträgt: „Democracy dies in darkness.“ Deshalb zum wiederholten Mal: #freedeniz. Es lebe das freie Wort!

 

In eigener Sache:

Es ist wieder so weit: Die Nominierungsphase für die „Top 30 bis 30 2017“ läuft. Seit wir 2006 diese Wahl für den Journalistennachwuchs ins Leben gerufen haben, hat sich die Wahl der Top 30 bis 30 zum renommierten Ausweis von Talent und Können entwickelt. Darauf sind wir ein bisschen stolz – aber das wäre nicht möglich ohne Ihre Mitwirkung: Nominieren Sie bitte ab sofort IHRE Favoriten für 2017. Bis zum 1. August sind Vorschläge willkommen. Alle Infos inklusive Formular zum Sofort-Ausfüllen hier.

Hier eine kostenlose Leseprobe: