Medium Magazin 04/24
EDITORIAL / Frederik von Castell, Chefredakteur
Über Geld spricht man eben doch
„Follow the Money!“ Der in Redaktionen und Journalistenschulen beliebte Ausruf erzeugt ein Echo. Das aber wollen viele Medienhäuser nicht hören.
Unsinnige Benimmregeln, die nicht totzukriegen sind, gibt es so manche. „Zur Begrüßung gibt man sich die Hand“ etwa scheint sämtliche Corona- und Grippe-Wellen der vergangenen Jahre überlebt zu haben. Zigaretten werden – um Himmels willen, das weiß man doch – nicht an Kerzen angezündet, obwohl das so gesparte Zündholz selbst kaum noch gebräuchlich ist (geschweige denn, dass ein Seemann es produziert haben wird). Es ist, wie es ist, was soll’s, möchte man meinen. Wäre da nicht diese Regel der „guten Kinderstube“, von wo aus sie sich nach wie vor auch in Redaktionen und Medienhäusern ihren Weg bahnt: „Über Geld spricht man nicht.“ In anderen Branchen mag diese Benimmregel längst als altes Seemannsgarn gelten. Doch wie schnell die auskunftsfreudigsten Journalistinnen und Pressesprecher von Medienunternehmen Münder, Ohren und Augen verschließen, sobald das Thema Geld auf den Tisch kommt? Unbezahlbar.
Doch gerade für Journalistinnen und Journalisten sollte es keine Tabus geben – erst recht nicht, wenn es um den eigenen Berufsstand geht. Die Transparenz darüber, wie Medien sich finanzieren, beeinflusst ihre Glaubwürdigkeit direkt und damit auch ihre Funktion in der Demokratie.
Die Finanzierung von Medien ist ein heißes Thema, das, vorsichtig formuliert, viele Meinungen hervorruft. In dieser Ausgabe beleuchten wir umfassend die Frage, welches Geld dem Journalismus nützt und welches ihm schaden könnte. Dabei diskutieren wir Chancen, die neue Geldquellen wie Stiftungen und Gemeinnützigkeit für die Medienvielfalt bieten könnten.Gleichzeitig werfen wir einen kritischen Blick auf die Risiken staatlicher Förderungen: In der Titelgeschichte befasst sich Senta Krasser mit der aktuellen Diskussion um die dpa über staatliche Fördergelder und deren Einfluss auf die Unabhängigkeit der Nachrichtenagentur. Zur Leseprobe.
Spezial: „Cash für Freie“
Um Geld geht’s auch in unserem Spezial – Cash für Freie. Denn so schön die Freiheit sein kann, die Selbstständigkeit hat einen Preis, den man sich leisten können muss. Für freie Journalistinnen und Journalisten ist die Frage nach fairen Honoraren wortwörtlich existenziell. Wir klären: Wie sieht die Realität für freie Journalisten aus (zur Leseprobe)? Welchen Tagessatz soll man aufrufen? Wie geht man mit der Angst vor Altersarmut um und wie kann man vorsorgen (zum Text)? Wie funktioniert die VG Wort? Und kann ich mit Texten noch einmal Geld verdienen, indem ich sie ins Ausland verkaufe? Unsere Artikel geben Antworten auf diese drängenden Fragen und bieten praxisnahe Ratschläge, wie man erfolgreich in diesem herausfordernden Berufsfeld bestehen kann.
Tipp: Zeitgleich mit dieser Ausgabe veröffentlichen die Freischreiber ihren neuesten Report. Der Berufsverband hat Datenspenden, die wir in Kooperation mit den Freischreibern sammeln, ausgewertet – und kann so zeigen, welche Medien durchschnittlich fair bezahlen und welche nicht (freischreiber.de).
Die gute Nachricht
In dieser 333. Ausgabe des „medium magazins“ freuen wir uns besonders über ein vertrautes Gesicht in neuer Rolle: Seit August verstärkt Olivia Samnick unser Team als Onlineredakteurin.
Olivia ist bereits als freie Multimedia-Journalistin und Autorin des „medium magazins“ bekannt und war 2022 eine unserer „Top 30 bis 30“-Nachwuchsjournalistinnen.
Außerdem ist sie Macherin und Host unseres Partner-Podcasts „Bonjourno“.
Gemeinsam mit dem „medium magazin“-Team haben wir eine ganze Menge vor. Auf unseren digitalen Kanälen ist davon schon das ein oder andere zu sehen. Schauen Sie doch mal bei linktr.ee/mediummagazin oder im Impressum auf der folgenden Seite, wo wir überall zu finden sind.
Wer uns mit Feedback und Hinweisen zu Gewohntem wie Neuem – oder eigenen Artikelangeboten – unterstützen mag: Wir freuen uns über E-Mails an redaktion[at]mediummagazin.de.
Herzlich,
Ihr Frederik von Castell
Die Titelgeschichte über die Deutsche Presse-Agentur können Sie im „medium magazin“ 04/24 lesen. Dort klären wir auch die Frage, welche Geldquellen dem Journalismus helfen – und welche ihn gefährden. Außerdem in dieser Ausgabe: Das SPEZIAL „Cash für Freie“. Denn so schön die Selbstständigkeit sein kann, sie hat einen Preis, den man sich leisten können muss. Wie sieht die Realität für freie Journalisten aus? Welchen Tagessatz soll man aufrufen? Wie muss man für das Alter vorsorgen? Wie funktioniert die VG Wort? Und kann man mit Texten im Ausland noch einmal Geld verdienen? Zudem liefern wir spannende Einblicke in die Branche. „Zeit“-Investigativchef Holger Stark etwa kritisiert: „Wir Blicken viel zu selten in den Maschinenraum der Macht.“ Was er über Anwälte wie Christian Schertz und die „Correctiv“-Recherche zum Treffen in Potsdam denkt, können Sie jetzt im Interview lesen: Das neue „medium magazin“ ist ab sofort digital oder als Printausgabe hier erhältlich oder im ikiosk.