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Medium Magazin 04/2021

EDITORIAL / Alexander Graf, Chefredakteur

 

Lassen Sie uns streiten!

Über ein Heft voller Kontroversen, Debatten und Reibung. Und warum es während der Produktion trotzdem Grund zum Jubel gab.

Meist hält sich die Freude am anderen Ende der Leitung ja in Grenzen, wenn ein Journalist anruft. Denn seien wir ehrlich, in den meisten Fällen bedeutet das für die Angerufenen bloß, dass da jemand eine Menge lästige Fragen hat und womöglich sogar eine kritische Berichterstattung plant. Ziemlich ungewohnt waren daher die Erfahrungen, die ich in den vergangenen Tagen machen durfte. Freudenschreie im Hörer – das gibt’s sonst nur im Radio, wenn mal wieder Konzerttickets verlost werden.

Ich hatte allerdings auch eine dankbare Aufgabe: 30 jungen Menschen die Nachricht überbringen, dass sie es in unsere „Top 30 bis 30“ des Jahres 2021 geschafft haben. Ich kann Ihnen sagen: An derart viele positive vibes im Arbeitsalltag könnte man sich durchaus gewöhnen. Wen ich dabei alles angerufen habe, können Sie ab Seite 68 nachlesen. Eines kann ich Ihnen aber schon verraten: Es ist wieder eine außergewöhnlich spannende Mischung journalistischer Talente geworden.
Rund 500 ausführliche und aussagekräftige Nominierungen haben wir erhalten und uns anschließend durch unzählige Reportagen, Youtube-Dokus, Radiofeatures und Podcasts gewühlt, um eine fundierte Auswahl zu treffen. Nach einem langen und intensiven Auswahlprozess bin ich mir sicher: Wer wissen will, welche Menschen den Journalismus von Morgen prägen werden, der muss in dieses Ranking schauen.

Wie zum Beweis dieser These werden Sie auf vielen Seiten in diesem Heft auf ehemalige Top30er treffen. Manuel Stark wirbt für mehr Reportagen, in denen die Protagonisten nicht bloß als starre Schablonen für die Thesen der Redaktion dienen (Seite 10). Yasmine M’Barek erzählt im Gespräch mit meiner Schweizer Kollegin Charlotte Theile und mir, warum sie das Internet nicht ernst nimmt und was der Politikjournalismus daraus lernen kann (Seite 20). Und Lisa McMinn berichtet, was sie als neue Chefin des Onlinemagazins „Krautreporter“ vorhat (Seite 94). Ronja Merkel hingegen hat erst mal genug vom Journalismus. Nachdem sie in den vergangenen Jahren als Chefredakteurin das Stadtmagazin „Journal Frankfurt“ zu einer wichtigen gesellschaftspolitischen Stimme der Main-Metropole gemacht hat, wechselt sie jetzt in die Stadtpolitik. Ihren Blick auf die Branche, den man durchaus als Abrechnung bezeichnen kann, lesen Sie ab Seite 16.

 

Wie gelingt konstruktiver Streit?

Kontrovers wird es auch in unserem Dossier, das sich diesmal mit „Streit“ auseinandersetzt. Immer wieder heißt es ja, wir hätten das Streiten verlernt, würden nur noch die Argumente der eigenen Blase feiern und die anderen niederschreien. Andere behaupten, es gäbe sowieso nur noch einen engen Korridor gültiger Meinungen. Der österreichische Sender Servus TV inszeniert sich seit einiger Zeit als Plattform für alle, die das Gefühl haben, ihre Meinung sei anderswo nicht mehr erwünscht. Ob das wirklich zu einer besseren Streitkultur führt, lesen Sie ab Seite 52.

Ich habe mich unterdessen mit Medienanwalt Christian Schertz getroffen. Manche von Ihnen werden auch schon eines seiner „presserechtlichen Informationsschreiben“ auf dem Schreibtisch gefunden haben. Für die einen ist der Berliner berühmt, für die anderen berüchtigt. Ich wollte herausfinden, was ihn antreibt, wenn er zum juristischen Streit gegen die Verlage ins Feld zieht. Und ob er dabei vielleicht nicht manchmal übertreibt, wie ihm von Journalistinnen und Journalisten gerne mal vorgeworfen wird (Seite 44). Wie immer gilt: Ich freue mich über Ihr Feedback, sei es nun Lob oder Kritik (alexander.graf @ mediummagazin.de). Über das Wesen von gutem Journalismus lässt sich schließlich hervorragend streiten.

 

WIR SUCHEN DIE HEIMLICHEN HELDEN

In unserer Branche geht es oft nur um die beste Reportage, die mutigste Recherche, den klügsten Leitartikel. Aber guter Journalismus ist Teamarbeit und wird auch da gemacht, wo das Scheinwerferlicht nicht immer hinfällt. Wir suchen deshalb wieder die Hidden Stars: Textchefinnen, CvD, Fact-Checker – all diejenigen also, die mit ihrer exzellenten und unverzichtbaren Arbeit dafür sorgen, dass andere glänzen können. Machen Sie mit und nominieren Sie jetzt Ihren Hidden Star! Am besten direkt hier im Formular.

 
 
Die Ausgabe medium magazin Nr. 04/2021 mitsamt Hintergründen, Steckbriefen und Fragebögen der Top 30 bis 30 des Jahres 2021 und einem Dossier über „Streit“ ist ab sofort digital oder als Printausgabe hier erhältlich oder im ikiosk.
 
 
 

 

 
 
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