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Medium Magazin 01/2022

EDITORIAL / Alexander Graf, Chefredakteur

 

Erfolg in der Provinz

Ich gebe es nicht gerne zu, aber es passiert immer seltener, dass mich Dinge noch wirklich beeindrucken. Ich meine damit nicht diese lakonische und coole Abgebrühtheit im Stil eines Clint Eastwood. Eher scheint es das Anzeichen einer beginnenden déformation professionnelle zu sein. An jeden neuen Sachverhalt wird also erst einmal mit routinierter Skepsis und der erlernten Überzeugung herangetreten, dass es bestimmt irgendeinen doppelten Boden geben muss. In Ihren Ohren mag das jetzt gar nicht so falsch klingen – aber wir sind ja auch aus der gleichen Branche. Ich jedenfalls finde das im Alltag oft anstrengend.

Als ich also Ende Januar in eine Regionalbahn stieg, die mich von der vorpommerschen Ostseeküste zurück nach Berlin bringen sollte, bemerkte ich durchaus mit Verwunderung, dass ich wirklich beeindruckt war. Zuvor war ich über eine Baustelle gestapft und hatte mit einem gesprochen, der von routinierter Skepsis ziemlich wenig hält. Benjamin Fredrich ist Gründer und Motor von „Katapult“, einer der ungewöhnlichsten Erfolgsgeschichten in der deutschen Medienlandschaft. Aus dem beschaulichen Städtchen Greifswald heraus hat er „Katapult“ zum wachstumsstärksten Printmagazin Deutschlands gemacht und nebenbei ein mittelständisches Medienunternehmen mit über 4 Millionen Euro Umsatz hochgezogen. Zuletzt gründete er eine Lokalzeitung, bald soll auch eine eigene Journalistenschule eröffnet werden. Eine in Zeiten ständiger Krisenerzählungen fast schon anachronistische Erfolgsstory.

Dennoch: Ohne Skepsis kein Journalismus. Denn auch wenn mir Fredrichs radikaler Vorwärtsdrang imponiert, so sagen mir andere Aspekte seiner öffentlichen Selbstdarstellung weniger zu. Seine Strategie, Konflikte mit anderen Medien, Unternehmen oder Journalisten öffentlich auszutragen und ganz bewusst zum Marketing zu nutzen, mag legitim und sogar erfolgreich sein – zumal „Katapult“ in der Sache oft im Recht war. Ich persönlich sehe aber die Gefahr, dass eine solche Strategie irgendwann zum Selbstzweck verkommt und die Verhältnismäßigkeiten nicht mehr stimmen. Kein Wunder also, dass ich mit Fredrich bereits für unser Dossier „Streit“ in Ausgabe 05/21 sprechen wollte. Damals hatte es aus terminlichen Gründen nicht geklappt. Was er selbst zu solchen Vorwürfen sagt und was wirklich hinter dem Aufstieg von „Katapult“ steckt, lesen Sie also jetzt in unserem aktuellen Dossier zum Thema „Erfolg“.

Wir stärken unsere Stärken – Noch mehr Tipps für die Berufspraxis: „Was denken Sie über ‚medium magazin‘?“ haben wir gefragt – und Sie haben geantwortet: Vielen Dank für die rege Teilnahme an unserer Umfrage, die uns viele spannende Erkenntnisse über Ihre Erwartungen an unser Heft geliefert hat. Eines wurde dabei besonders deutlich: Sowohl auf die Frage, was Sie bereits am Heft mögen, als auch auf jene, was wir noch häufiger bringen könnten, antworteten viele mit „Nutzwert für die Berufspraxis“. Diesen Aspekt werden wir künftig also noch stärker ausbauen. Aber bereits diese Ausgabe steckt wieder voller hilfreicher Tipps für besseren Journalismus. Viel Spaß beim Entdecken!

Ein Abschied und vier Neuzugänge Mit der ersten Ausgabe dieses Jahres muss ich leider auch einen Abschied verkünden. Unser langjähriges Redaktionsmitglied Anne Haeming will sich künftig auf ihr Buchprojekt und neue berufliche Herausforderungen konzentrieren. Ich wünsche Anne dabei viel Erfolg und möchte ihr herzlich für die wertvolle Arbeit danken. Sie hat „medium magazin“ zwölf Jahre lang maßgeblich geprägt, neben der Arbeit am Heft auch als Projektmanagerin beim Relaunch der Webseite. Nicht zuletzt war sie aufgrund ihrer Branchenkenntnis und Urteilskraft bei der Arbeit an unseren jährlichen Rankings unverzichtbar. Gleichzeitig hat „medium magazin“ auch Zuwachs bekommen. Denn mit dieser Ausgabe starten wir unsere neue Podcast-Kooperation. Die zwei Formate und vier Hosts bringen Themen, die auch uns umtreiben, in die Audiowelt – künftig in inhaltlichem Austausch, aber redaktionell unabhängig (mehr dazu auf Seite 8). Die neuen Folgen von „Bonjourno“ und ­„Hinter den Zeilen“ bekommen Sie ab sofort einmal im Monat mit unserem Newsletter in Ihr Postfach.

Die Ausgabe medium magazin 01/2022  mit einer großen Recherche zum Thema Nachhaltigkeit in der Medienbranche, Hintergründen zu aktuellen Debatten und Trend sowie ganz viel Nutzwert für die journalistische Berufspraxis ist ab sofort digital oder als Printausgabe hier erhältlich oder im ikiosk. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Journalismus-Werkstatt „Gendersensible Sprache“: Das 16-seitige Extraheft ist gratis im Abonnement dieser Ausgabe enthalten. Nachbestellungen im Online-Shop oder per E-Mail an: vertrieb @ oberauer.com
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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