Umfrage: Die goldene Homeoffice-Regel

Das Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. Doch Chefs und Mitarbeitende sind sich nicht immer einig, wie viel mobiles Arbeiten künftig normal sein sollte. Eine„medium magazin“-Umfrage unter Medien­schaffenden zeigt, dass ein Ansatz die Bedürfnisse oft am besten erfüllt. 

Text: Jan Schwenkenbecher

Vor der Pandemie waren es Eltern mit kranken Kindern, die auch mal einen Tag von zu Hause aus arbeiten durften, und Korrespondenten, die sich per Handy in die Konferenz einwählten. Heute sieht man das Team häufiger auf kleinen Kacheln am Laptop als am Konferenztisch. Laut Ifo-Institut arbeitet derzeit ein Viertel aller Beschäftigten zumindest teilweise im Homeoffice, vor der Pandemie waren es weniger als 15 Prozent. Das führt auch zu neuen Spannungen: Berichte über Unternehmen, die Mitarbeitende gegen deren Willen wieder zu Präsenz im Büro verpflichten, kommen vor allem aus den USA. 

 

Es gibt nicht viele Erhebungen, die den Umgang mit der neuen Arbeitsform in der Medienbranche untersuchen. Am nächsten kommt dem noch die Studie Changing Newsrooms 2022 des Reuters Institutes. Der Schlüsselbefund: 61 Prozent der 136 Befragten mit Führungspositionen in Medienhäusern aus 39 Ländern gaben an, dass ihr Unternehmen weitgehend hybrides und flexibles Arbeiten mit neuen Regeln für die Mitarbeiter eingeführt habe. 57 Prozent waren der Meinung, dass dies gut funktioniere. 

Doch wie streng werden auf Unternehmensebene getroffene Regelungen im Ressort wirklich umgesetzt? Und sind alle zufrieden damit? Zur Sicht der Journalistinnen und Journalisten gibt es keine Umfragen – deswegen hat „medium magazin“ eine solche selbst durchgeführt. 182 Menschen füllten den kurzen öffentlichen Fragebogen aus. Repräsentativ sind die Daten natürlich nicht. Dennoch geben sie einen Einblick in die Gedankenwelt der Angestellten und wie das Homeoffice ihren Arbeitsalltag verändert.

Chefredaktionen geben die Linie vor

Beim ersten Blick auf die Ergebnisse zeigt sich: Die meisten Befragten verbringen drei Tage im Büro und arbeiten zwei Tage aus dem Homeoffice, je etwa ein Viertel. Der Rest ist etwa gleich verteilt. Einige Befragte arbeiten auch komplett (12,8 Prozent) oder nie (8,3 Prozent) von zu Hause aus. 

Dabei treffen die allermeisten Befragten diese Entscheidung nicht oder nur bedingt frei, denn 84 Prozent der Befragten bejahten die Frage, ob es in der Redaktion, für die sie arbeiten, eine Homeoffice-Regelung gibt. In knapp der Hälfte der Fälle stammte diese aus der Chefredaktion, in einem Viertel legte sie die Geschäftsführung fest. Meist wird so geregelt, wie viele Tage die Mitarbeitenden von zu Hause aus arbeiten können und wie häufig sie ins Büro kommen sollen, mitunter auch an welchen Tagen. Einige Vereinbarungen sind jedoch etwas spezieller ausgestaltet: 

Montag und Mittwoch sind Präsenztage für alle. Man kann davon ohne große Probleme abweichen, wenn das mal nicht geht (krankes Kind zu Hause o. Ä.). Rest im Home-office. Ausnahme ist eine sehr kleine Kernmannschaft am Printdesk.

Die normalen Dienste werden von zu Hause aus gemacht, dreimal im Jahr gibt es dreitägige Teamtreffen im Büro.

3 Präsenztage in der Woche, mindestens einer davon als Team-Tag. Homeoffice-Möglichkeit basiert auf dem Prinzip der doppelten Freiwilligkeit (Mitarbeiter und Führungskraft müssen beide zustimmen, dass ein Mitarbeiter im Homeoffice ist).

Alles ist möglich – 0 bis 100 %. Wer 50 % + x seiner Arbeitszeit zu Hause arbeitet, hat allerdings keinen festen Schreibtisch mehr im Büro.

Geregelte Arbeitszeit, Anwesenheitspflicht am Rechner. 

Spätdienste und Sonntagsdienste zu Hause. Sollte dies an weniger als vier Tagen pro Monat der Fall sein, kann die Differenz im Homeoffice gearbeitet werden.

Gerade das zuletzt Beschriebene geschieht ebenfalls häufiger – dass nämlich die Möglichkeit zum Homeoffice davon abhängt, welche Aufgaben die Mitarbeitenden erfüllen: „Schreiberlinge dürfen immer, Seitenbauer und CVDs nur in Ausnahmefällen.“ 

Was in den Antworten ebenfalls deutlich wird: Die Redaktionen und Ressorts unterscheiden sich darin, wie strikt sie die jeweiligen Handhabungen durchsetzen. Von „Jede:r darf selber entscheiden“ und „Jedem nach seinem Gusto“ bis „feste Wochentage sind geregelt“ und „Homeoffice nach individueller Absprache“ ist alles vertreten. Auf einer fünfstufigen Skala (sie reichte von 1 wie „überhaupt nicht konsequent“ bis 5 wie „sehr konsequent“) lag die Konsequenz im Mittel bei 3,7 – einer leichten Tendenz zur eher konsequenten Durchsetzung also.

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Welche Vorteile die befragten Medienschaffenden sehen und wo es noch Verbesserungsbedarf, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 02/23 von „medium magazin“. Außerdem: Das Homeoffice im wissenschaftlichen Faktencheck.