„Hallo, wie geht’s Herr Klusmann?“ – Teil 4
In einer Reihe mit Opel und Audi – auch Gruner+Jahr kündigte Kurzarbeit an. Doch (noch) kürzer treten könnte zumindest für die G+J Wirtschaftstitel schwierig werden: Unter ihrem Dach entsteht ein fünftes Magazin, der „Business Punk“, Marktstart am 15. Oktober. Steffen Klusmann, Chef der Wirtschaftstitel, ist der „Punk“ „ein ganz besonderes Heft, was den Dreh und Duktus von Geschichten angeht“. Das Heft richte sich an die „Generation Xing“. Das sind für Klusmann „Menschen, die den ganzen Tag hart arbeiten, aber auch wissen, wie man richtig lebt und feiert.“ In Deutschland gebe es zwar noch nicht so viele „Business Punks“, aber schließlich „drehen sich Geschichten in Wirtschaftsmagazinen meist um Vorbilder und Role Models. Wir sprechen also vor allem Leser an, die sich an diesen Leitbildern orientieren“, sagt Klusmann.
Entwickelt hat den neuen Titel „FTD“-Mann Nikolaus Röttger, neben der normalen Arbeit. „Die Kollegen arbeiten wirklich Tag und Nacht“, sagt Klusmann. „Wir müssen sicherstellen, dass wir das erste Heft im Rahmen unseres Wirtschaftsmedienbudgets entwickelt und produziert bekommen. So sind die Zeiten heute, die Alternative wäre, dass man gar nichts mehr entwickelt.“ Wenigstens für Druck und Vertrieb soll es einen Extra-Topf geben. Zunächst ist eine Einzelausgabe zum Test der Marktwirkung geplant, bei Erfolg könnte das Heft vier Mal im Jahr erscheinen. In der Arbeit am neuen Magazin sieht Klusmann auch eine Bestätigung für den Nutzen der radikalen Veränderungen bei G+J. „Das ist der Vorteil einer solchen Gemeinschaftsredaktion, wir haben alles vor Ort: die Grafik, die Textchefs, die Reporter. In diesem Umfeld lässt sich ein neues Heft schon mal zusätzlich machen“. Der Verlag hatte im Frühjahr alle Wirtschaftstitel unter dem Dach der „FTD“ in Hamburg zusammengelegt, die Standorte von „Capital“ und „Impulse“ in Köln und München aufgelöst. Deren 110 Mitarbeiter wurden entlassen und konnten sich auf 50 Stellen in der neuen Zentralredaktion bewerben, zu schlechteren Konditionen Immerhin, sollte das neue Heft einschlagen bei Anzeigenkunden und Lesern, dann müsse personell aufgestockt werden. „Einmal kann eine Redaktion das nebenbei leisten, aber nicht regelmäßig“, sagt Klusmann.
Die Verkaufszahlen von „Capital“ kletterten im zweiten Quartal wieder über die Grenze von 190.000, davon etwa 18.000 im Einzelverkauf. Klusmanns Freude darüber ist dennoch verhalten: „Die Zahlen drehen langsam“, aber: „Die Krise ist für die Wirtschaftspresse noch lange nicht ausgestanden.“
Wahlempfehlung. PS: Wer Krisenmanager der Bundesrepublik werden sollte, dafür wird sich die „FTD“ auch in diesem Jahr wieder öffentlich aussprechen. Wie die Jahre zuvor wolle die Redaktion ihren rund 100.000 Lesern eine Wahlempfehlung nahelegen – bei der Europawahl ging die Stimme der „FTD“ an die Grünen. „Capital“, „Impulse“ und „Börse online“ werden aber keine Wahlempfehlung abgeben „das gibt es nur in der ‚FTD‘“, sagt Klusmann. mf
* In der Rubrik PROJEKT beobachtet und hinterfragt mediummagazin regelmäßig die Entwicklung in der neuen Groß-Wirtschaftredaktion von G+J seit ihrem Start im März.
Erschienen in Ausgabe 09/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 11 bis 11. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.