Hallo, wie geht’s? DuMont ReGe – Teil 8
Krisen können etwas Positives bewirken, das wissen nicht nur Therapeuten, das wissen auch Ökonomen. Zwar weiß niemand, wie es im Vater-Sohn-Konflikt zwischen Alfred Neven DuMont (83) und seinem Sohn Konstantin (41) weitergeht. Auch kann man nur mutmaßen, welche psychischen Narben es bei den Beteiligten hinterlässt, wenn der eine dem anderen öffentlich vorwirft, wie ein Hund behandelt worden zu sein.
Doch wenigstens einen unfreiwilligen positiven Nebeneffekt hat der Zwist, zumindest auf die Arbeit der DuMont-Redaktionsgemeinschaft („Rege“): „Uns kennt jetzt jeder“, sagt Robert von Heusinger, stellvertretender Chefredakteur und Volkswirt. Früher hätten er und seine Kollegen bei Recherche-Gesprächen noch erklären müssen, dass sie sich von Frankfurt aus um die Wirtschaftsberichterstattung der Verlagsblätter „Berliner Zeitung“, „Frankfurter Rundschau“, „Kölner Stadtanzeiger“ und „Mitteldeutsche Zeitung“ kümmern; während ein Pool unter der Leitung von Brigitte Fehrle von Berlin aus die Politikseiten der Zeitungen bestückt. Heute wisse jeder, der den Namen DuMont höre: Das ist ein großes Zeitungshaus, sagt Heusinger. „Aber natürlich ist diese Auseinandersetzung eine traurige Geschichte.“
Journalistisch deutlich mehr profitierte die „Rege“ von den wirklich großen Krisen: Als sie ihre Arbeit aufnahm, stürzte gerade Griechenland in die Krise, zum Ende des Jahres dann der Euro. „Für uns Wirtschaftsjournalisten waren die vergangenen Jahre seit dem Beginn der Finanzkrise die anstrengendsten seit einem halben Jahrhundert“, sagt Heusinger, „aber auch die ergiebigsten.“ Große Themen groß erklären, das will er. Ende vergangenen Jahres zeigte seine Truppe wie: mit einer Serie über Arbeitnehmerfreizügigkeit. Was bedeutet es, wenn Deutschland ab dem Frühjahr seinen Arbeitsmarkt für Zuwanderer aus acht osteuropäischen Staaten öffnen muss? Erstmals durfte Heusingers Crew dafür das gesamte Konzept erarbeiten. Die Struktur der „Rege“ erlaube solche zeitintensiven Projekte, das nächste folgt im Januar. Auch verlagsintern läuft es gerade ganz gut für seine Truppe: Um Platz für Wirtschafts-Geschichten müsse er kaum kämpfen. „Die Nachfrage der Ressortleiter nach unseren Euro-Analysen und Erklärstücken ist momentan fast größer als unser Angebot.“
So sieht sich Heusinger darin bestätigt, dass die Wirtschaftsteile auch von Regionalzeitungen mehr liefern müssen als Rententipps und günstige Telefontarife. Er will, dass „Berliner“ und FR wahrgenommen werden in der ökonomischen Debatte, dass seine Leute inhaltlich konkurrieren mit FAZ, „Süddeutscher“, „Handelsblatt“. Zu Exklusivitäts-Steigerungs-Maßnahmen wie „Handelsblatt“-Chef Gabor Steingart will Heusinger aber nicht greifen. Steingart hatte ein neues Belohnungssystem eingeführt: Wer es zum Beispiel mit einer Geschichte in die „Tagesschau“ schafft, dem bezahlt der Chef ein Dinner für zwei Personen, heißt es. „So etwas finde ich affig“, sagt Heusinger.
Die Krise der FR drückt allerdings auf die Stimmung. Die Zeitung macht noch immer Millionenverluste, die verkaufte Auflage sank erneut: von knapp 150.000 im Vorjahresquartal auf 135.000. Geschäftsführer Karl-Heinz Kroke drohte in der FAZ: „An einem führt kein Weg vorbei, wir müssen weiter sparen.“ Deutet das auf weitere Zusammenlegungen im Jahr 2011 hin, nach dem Vorbild der „Rege“? Heusinger sagt, an Spekulationen wolle er sich nicht beteiligen. „Aber natürlich sind wir ein Beispiel dafür, wie sich trotz Konsolidierung die Qualität verbessern lässt.“ Geschäftsführer Kroke hatte es knalliger formuliert: Die Arbeit der Redaktionstruppe habe „gut eingeschlagen“. Oliver Trenkamp
Erschienen in Ausgabe 01+02/2011 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 9 bis 9. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.