Gute Aussichten für Reza Nadji
TEHERAN im Fokus des jungen deutsch-iranischen Fotografen Reza Nadji.
In Kooperation mit “Gute Aussichten – junge deutsche Fotografie” stellt mediummagazin.de regelmäßig Nachwuchsfotografen vor, die vom Wettbewerb “Gute Aussichten” ausgezeichnet wurden. Zweiter in der Reihe ist Reza Nadji, der in Deutschland aufgewachsen ist und über ein Fotoprojekt seine Geburtsstadt Teheran kennenlernte.
Ein Platz im Zentrum der iranischen Hauptstadt von hoher Symbolkraft: Die Ayatollahs Chomeini und Chamenei überwachen die eingefrorene Gesellschaft, unter deren Oberfläche es brodelt. Das Foto stammt aus dem Jahr 2008 – als der in Deutschland aufgewachsene Fotograf Reza Nadji (30) das erste Mal in seine Geburtsstadt Teheran reiste, um sie für seine Diplomarbeit an der Fachhochschule Dortmund zu porträtieren. Schon damals stieß er in Teheran auf eine krasse Diskrepanz zwischen der staatlich diktierten islamischen Lebenswelt und der tatsächlichen – und machte das zum zentralen Thema seiner Diplomarbeit.
Auffällig: In seinen Bildern tauchen kaum Menschen auf. Auf den ersten Blick wirkt die Bildstrecke wie Architekturfotografie. Reza Nadji hat bewusst weitgehend auf Menschen in seinen Fotos verzichtet, gerade an Orten, wo man sie eigentlich erwartet – und will so zum Nachdenken über die Situation der Iraner anregen. Dass sich die Protestbewegung nach der Präsidentschaftswahl einen so öffentlichen Weg bahnte, hat auch ihn überrascht.
Reza Nadjis Diplomarbeit wurde von der Jury des Nachwuchsförderungsprojekts „Gute Aussichten – junge deutsche Fotografie“, der unter anderem der Maler Norbert Bisky angehörte, als eine der besten ihres Fachs ausgezeichnet. Dadurch öffneten sich dem jungen Fotografen hervorragende Möglichkeiten: Mit „Gute Aussichten“ konnte er seine Arbeiten unter anderem auf der Frankfurter Buchmesse ausstellen, im Hamburger Haus der Photographie, in der Stuttgarter vfh-photogalerie und schließlich im Goethe Institut Washington D.C.
Reza Nadji auf GuteAussichten.org
Zum Projekt: Erklärtes Ziel von Josefine Raab und Stefan Becht, den Initiatoren des Projekts „Gute Aussichten“, ist es, noch weitgehend unbekannten jungen Fotografen ein öffentliches Forum und ihnen damit die Möglichkeit zu geben, Profis und Fotokunst-interessierte auf sich aufmerksam zu machen.
Auf unserer Website werden wir in den kommenden Monaten regelmäßig Fotografen vorstellen, die von „Gute Aussichten“ seit 2004 ausgezeichnet wurden.
Bisher erschienen: Kathrin Trautner, Morgenliebe
Text: Thomas Strothjohann