Gute Aussichten
In Kooperation mit „Gute Aussichten – junge deutsche Fotografie“ wird mediummagazin.de künftig regelmäßig Nachwuchsfotografen vorstellen, die vom Wettbewerb „Gute Aussichten“ ausgezeichnet wurden. Die prämierten Arbeiten sind aktuell noch bis 10. Juli 2009 im Art Foyer der DZ-Bank Frankfurt am Main ausgestellt.
Der Auftakt der mediummagazin-Serie ist Katrin Trautner und ihrer Serie über Sexualität im Alter gewidmet: Die junge Fotografin hat den Schritt vom Uni- ins Berufsleben so erfolgreich gemeistert, wie man es sich nur wünschen kann: Ihre Diplomarbeit „Morgenliebe“, an der Fachhochschule Bielefeld, wurde vom unabhängigen Jugendförder-Wettbewerb „Gute Aussichten“ ausgezeichnet, der ihr und acht weiteren Nachwuchsfotografen eine Reihe von Ausstellungen und viel Aufmerksamkeit bescherte. Zumal sich die 27jährige, unbeabsichtigt, mit einem Thema beschäftigt hatte, das kurz darauf auch im Kino mit „Wolke 9“ Furore machte: Sie zeigte, wie sie sagt, „dass ein sehr großer Teil der über 60jährigen Sex hat, und dabei auch noch Spaß und Freude.“
Die positive Resonanz beweist, wie gut es ihr gelungen ist, dies zu thematisieren, ohne dabei Alte oder Junge vor den Kopf zu stoßen: Der Kerber Verlag aus Bielefeld verlegte „Morgenliebe“ im Januar 2009 als Bildband, ihre Fotos wurden von etablierten Medien wie der „Frankfurter Rundschau“ abgedruckt und man lädt sie in Gesprächsrunden ein. Denn Trautner hat nicht einfach alte nackte Menschen fotografiert: Sie hat eine erotische Ästhetik dokumentiert und damit einen Tabubruch quasi gesellschaftsfähig gemacht.
Bei dieser Arbeit sei es besonders wichtig gewesen, dass sich die Fotografierten und auch die Fotografin wohl fühlten, sagt die junge Fotografin. „Ich habe die meisten der Paare und Frauen, die ich fotografiert habe, über Anzeigen gefunden, die ich in verschiedenen Städten aufgegeben habe. Der Rest lief über Schwulen und Lesben Vereine oder war glücklicher Zufall.“ Das habe den Vorteil gehabt, dass sich die Abgebildeten gut überlegt hätten, ob sie mitmachen wollten.
Die Initiatorin des Forums Junge Fotografie, Josefin Raab, hat den Förderwettbewerb als private Initaitve 2004 ins Leben gerufen, zusammen mit dem Journalisten Stefan Becht (Frankfurt), um wie sie sagt „Hochschulabgängern eine möglichst breite öffentliche Wahrnehmung zu schaffen.“ Gefördert werden keine bestimmten fotografischen Genres, der Fokus liege jedoch „sehr stark auf einem künstlerischen und eigenständigen Umgang mit dem Medium“. In der Zwischenzeit haben davon über 50 junge Preisträger profitiert.
Es lasse sich zwar aktuell kein bestimmender Stil-Trend ausmachen, aber- so sagt Josefin Raab: „Aufgefallen ist uns, dass in den vergangenen zwei Jahren vermehrt gesellschaftlich relevante Themen Eingang gefunden haben in die Arbeiten des jungen Fotografen. ‚Morgenliebe‘ (Sexualität im Alter) von Katrin Trautner in diesem Jahr ist vielleicht das offentsichtlichste Ergebnnis solcher Auseinandersetzungen, aber auch Caterina Mikschs Serie ‚Gretchen‘ (Kindstötungen), oder Belaid le Mharchi mit seiner Portraitsserie über Überlebende von Hiroshima und Nagasaki gehören hierher, um nur einige zu nennen. Generell haben wir das Gefühl, es geht wieder verstärkt um Inhalte und weniger um das spielerische Auseinandersetzen und Hinterfragen der Möglichkeiten des Mediums.“
Katrin Trautner wurde 1981 in Delmenhorst geboren. Von 2002 bis 2008 studierte sie an der Fachhochschule Bielefeld Fotografie und Medien. Ihre Diplomarbeit „Morgenliebe“ machte Sie bei Professor Roman Bezjak. Trautner lebt und arbeitet in Hamburg.
Links:
Art Foyer der DZ-Bank in Frankfurt am Main
Katrin Trautners Arbeiten bei Gute Aussichten