European Newspaper Congress 2010
gebloggt und fotografiert von Thomas Strothjohann
The awards of Excellences
Am Ende des Kongresses wurden Zeitungen aus ganz Europa für besondere Einzelleistungen ausgezeichnet. Die Hauptpreise wurden am 26.04.2010 im Rahmen des Winner’s Dinner an Smalandsposten (Kategorie Lokalzeitung), Stuttgarter Zeitung (Kategorie Regionalzeitung), informacao (Kategorie überregionale Zeitung) und 24sata (Special Recognition) verliehen. Am 11. European Newspaper Award nahmen 241 Zeitungen aus 27 Ländern teil.
Alle Fotos vom Kongress und den Ehrungen sowie Infos zum Programm finden Sie unter der Kongress-Homepage www.newspaper-congress.eu
Eine Zeitungsseite in 45 Sekunden
Magnus Karlsson stellte die Produktion seiner Smalandsposten vor. Die Redakteure wissen wie viele Zeichen sie schreiben dürfen, die Fotografen wissen, welches Format die Fotos haben müssen und wie viele gebraucht werden. Wenn die Elemente richtig im Redaktionssystem abgelegt werden, baut sich die Zeitungsseite weitgehend alleine. Der Layouter muss nur noch Details anpassen. Dabei wird viel Zeit gewonnen, die zur manuellen Gestaltung besonderer Seiten genutzt werden kann. Nebenher versuchte der Schwede noch seinen Alfa Romeo zu verkaufen. Wer Interesse hat, kann sich an ihn wenden: http://smp.se/
Tschechisches ProAm-Projek
„Nase Adresa“ – Unsere Adresse – ist eine tschechisches Projekt, das vieles vereint: Hochprofessionelle Software- und Grafikschmiede mit Bürgerjournalismus. Print-Wochenzeitung mit tagesaktueller Online-Berichterstattung (www.naseadresa.cz). Redaktion und Comunity treffen sich in denselben Cafés. Das meiste Geld verdient „Nase Adresa“ mit der Softwaredienstleistungstochter Futuroom. Futuroom entwickelt I-Phone-Apps, Infografiken und 3D-Animationen für andere Medien. Die Qualität ist beeindruckend: www.vizualne.cz
Stark im Lokalen – die „Vorarlberger Nachrichten“
Christian Ortner, der Chefredakteur der „Vorarlberger Nachrichten“ stellte sein Konzept der Lokalzeitung vor. Die VN liefert ihren Lesern „news to use“ z.B. eine Baustellendokumentation, Wirtschaftsnachrichten aus der Region, Gasthaustipps und Lokalpromis, sowie eigene Portale für einzelne Gemeinden.
Joachim Blum von WAN-IFRA über neue Erlösmodelle
European Editors Forum – Wie unabhängig ist der Journalismus?
Wie unabhängig ist Journalismus? Von links nach rechts: Dr. Thomas Leif (Chef-Reporter SWR und Vorsitzender des Netzwerk Recherche.), Dr. Charles E. Ritterband (NZZ-Korrespondent in Wien), Dr. Mathilde Schwabeneder (ORF-Korrespondentin in Rom), Dr. Michael Fleischhacker (Chefredakteur der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“, Moderator der Diskussion), Tom Schimmeck (Autor von „Am besten nichts neues“), Dr. Helmut Dumfahrt (Head of Corporate Affairs, Europa, für JTI Austria), Dr. Peter Zöchbauer (Medienrechtler)
Online – Entdecke die Möglichkeiten
Chiqui Esteban, Redakteur der Online-Zeitung lainformacion.com, wundert sich, weshalb sich Zeitungsmacher in das Print-Korsett zwingen. Online kann seiner Meinung nach einfach mehr als die Zeitung. In seiner Präsentation ziegte er seine Herangehensweise an übliche Darstellungsprobleme der Onlinemedien: Als er auf seiner Seite ein I-Pad in Originalgröße abbilden wollte, fügte er in das Bild ein Zwie-Euro-Stück ein. Der User konnte dann das I-Pad Bild vergrößern oder verkleinern bis das Geldstück die leicht vergleichbare Originalgröße erreicht hatte.
Fotos & Text – ein altes, oft falsch verwandtes Paar
Der Journalisten-Coach Peter Linden und die Fotografin Julia Calfee haben sechs Regeln formuliert, das Zusammenspiel der beiden Medien zu verbessern. Ein Crashkurs für Schluss- und Bildredakteure:
- Der Leser muss sowohl das Bild als auch die Überschrift sofort verstehenh: So konkret wie möglich!
- Focus! Nur eine Information pro Überschrift, eine information pro Foto.
- Aktion anstatt Stillstand
- Emotion zieht den Leser an
- Spannung durch Kontraste – innerhalb von Bilder und innerhalb von Texten
- Überraschungseffekte nutzen: Try to surprise!
i – für Information und Innovation
Ein echter Hoffnungsschimmer für die Printbranche. Die neue portugiesische Zeitung „Informacao“ wird hauptsächlich von jungen Leuten gelesen, die ihre informationen sonst aus dem Internet zogen und keine Zeitung abonniert hatten. Die schlechte Nachricht für die deutsche Printbranche, die dieses Beispiel zeigt: Junge Leser wollen ein Kunstwerk, das in den heutigen Redaktionsstrukturen gar nicht entstehen kann. Die Layouter von Informacao produzieren jeden Tag ein Magazin und toben sich trotz begrenzter finanzieller Mittel kreativ aus. Da gibt es eine Rubrik „Geschenk“ – ein tägliches Geschenk der Redaktion für die Leser. In einem Falle, erzählt Nick Mrozowski (links im Bild mit Moderator Markus Wiegand am Pult)), der aus Wisconsin stammende Art Direktor der Zeitung, sei die Seite zum Beispiel ein textfreies Geschenkpapier gewesen, das Leser zum Einpacken nutzen konnten. Die Truppe hat auch einen Weg gefunden, „Sound“ zu drucken: Sie nahmen die Ausschläge einer Radioaufnahme, markierten wichtige Bereiche und schrieben eine Zusammenfassung dazu.
Als Autoren haben die Blattmacher vor allem versucht Blogger zu gewinnen, die noch nie für Zeitungen geschrieben hatten oder Autoren, die lange nicht in Zeitungen geschreiben hatten – Ziel sei ein literarisch intelligenter, außergewöhnlicher Tonfall gewesen. Ob es den tatsächlich gibt, kann ich mit meinen begrenzten Portugiesisch-Kenntnissen allerdings nicht beurteilen.
Die neue Stuttgarter Zeitung
„Selbst wenn der Leser es nicht schafft sich durch jede Zeile zu lesen soll er das Gefühl haben, dass es sich gelohnt hat das Blatt in die Hand zu nehmen“: Art-Director Dirk Steininger, Chefredakteur Joachim Dorfs und stv. Chefredakteur Michael Maurer (v.l.n.r.) bei der Präsentation ihres Konzepts.
Norbert Küppers Design-Trends 2010
> Mut beim Bildschnitt
> viel Platz für Bilder
> Text auch in den Bildern
> Zahlen & Grafik fürs Story Telling.
Die Diskussion über Geschäftsmodelle im Web
Die Diskutanten von links nach rechts: Romanus Otte (Geschäftsführer von Welt-Gruppe), Stefan Weigel (stellvertretender Chefredakteur der FTD), Engelbert Washietl (Medienjournalist „Der Österreichische Journalist“), Florian Treiß (Medienjournalist, „Turi“, www.trice.de)
Stefan Weigel über die „Reise nach Jerusalem“ der Gruner und Jahr Wirtschaftstitel
Stefan Weigel ist der Meinung, dass sich die harten Maßnahmen von Gruner und Jahr gelohnt haben. Am schlimmsten seien für ihn persönlich die Kündigungen langjähriger Mitarbeiter gewesen. Aber auf Dauer habe man reagieren müssen um die Serie der roten Zahlen zu beenden. „Wir haben jetzt 20% Redakteure weniger, aber unsere Strukturen sind heute besser: Die Ressortleiter leiten mehr Redakteure und können so besser auf aktuelle Entwicklungen reagieren und die Experten in ihren Fachgebieten einsetzen.“ Seit der Zusammenlegung der Redaktionen kooperieren, so Weigel, die Redakteure besser, bündeln ihre Kompetenzen und Kontakte und sparen Reisekosten.
Romanus Otte über die Geschäftsideen der WELT-Gruppe
Romanus Otte plädiert für mehr Optimismus im Geschäft. „Paid Content funktioniert. Es gibt eine Zahlungsbereitschaft für wertige (nicht zwangsläufig exklusive) Inhalte und Dienste, starke Marken und einfache Bezahlsysteme. Ein Straßenmusiker verdient mit seinem Hut mehr als wenn er seine Kontodaten angibt. Einfache Bezahlsysteme sind die große Aufgabe für die Verlage.“ Springer versuche sich von Zahlungs-Dienstleistern zu trennen und den Zahlungsverkehr wieder selbst zu lenken, sagte Otte. Dass man den Kundenkontakt verliere sei das größte Problem bei Apple’s I-Pad und Amazon’s Kindle. Die Zahlungen laufen nämlich über die Abrechnungssysteme von Amazon und Apple.
Florian Treiß führt die European Publishers ein
Guten Morgen aus dem Wiener Rathaus, Tagungsort des European Newspaper Congress 2010. Zum Auftakt findet das „European Publisher’s Forum“ statt.
Florian Treiß hat die European Publishers ins Thema eingeführt. Welche Finanzierungsmodelle gibt es im Web? Welche Modelle sind gefloppt und welche haben Zukunft? Tenor: Das I-Pad ist eine tolle Verdienstmöglichkeit für die Verlage, aber es wird die Verluste der letzten Jahre nicht wett machen. Onlinestrategien dürfen keine Kopien von Print sein, sie müssen die Möglichkeiten des Internet nutzen. Gute Chancen sieht Treiß für so genannte „Freemium“-Modelle. Der Neologismus aus „Free“ und „Premium“ bedeutet, dass ein kostenloses Basis- oder Testprodukt durch einen kostenpflichtigen Premium-Bereich ergänzt wird um mit dem Portal Geld zu verdienen.
… und es sind schon I-Pads im Publikum: