Die Journalisten des Jahres 2012

Der undotierte „medium magazin“-Preis „Journalist des Jahres“ wird seit 2004 von der Zeitschrift medium magazin in verschiedenen Kategorien verliehen von einer rund 70-köpfigen Jury. Die Preisverleihung an die „Journalisten des Jahres 2012“ fand am 31. Januar 2013 im Deutschen Historischen Museum in Berlin statt. Die Laudationes auf die Preisträger und ihre Repliken können Sie sich unten anhören. Vielen Dank für den Mitschnitt an Jörg Wagner (World Wide Wagner) und TSE AG.

Zur Galerie mit Fotos von der Preisverleihung am 31.01.2013 in Berlin.

Preis für Wolf Schneiders Lebenswerk

Wolf Schneider, ausgezeichnet für sein Lebenswerk


Wolf Schneider dankt und provoziert mit seinem Statement zur Sexismus-Debatte:

Wolf Schneider (87), „Sprachpapst“ und Autor

Die Jury:

„Sein Urteil ist ebenso gefürchtet wie geachtet: Wolf Schneider, stets scharf in Sprache und Analyse, hat mehrere Journalisten-Generationen geprägt. Nach vielen erfolgreichen Stationen als Journalist – u.a. als Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“ in Washington, Verlagsleiter des „Stern“, Chefredakteur der „Welt“, Moderator der „NDR-Talkshow“ – wurde Wolf Schneider 1979 zum Gründungsleiter der Henri-Nannen-Schule, die er bis 1995 führte. Seither unterrichtete er als Ausbilder an Journalistenschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, schrieb als ständiger Kolumnist für die „Neue Zürcher Zeitung“ und unterhielt die Videokolumne „Speak Schneider“ auf sueddeutsche.de. Wolf Schneider, der am 7.Mai 2013 88 Jahre alt wird, hat angekündigt, zum Jahresende 2012 seine Lehrtätigkeit einzustellen – mit seinen eigenen Worten: „eine vorsorgliche Maßnahme, solange noch ich es bin, der entscheiden kann“. Zahlreiche Bücher – darunter die journalistischen Standardwerke „Wörter machen Leute“ und „Deutsch für Profis“ – werden seinen Ruf als „Sprachpapst“ weitertragen.

 

Journalist des Jahres 2012:

Wolf Schneider, ausgezeichnet für sein Lebenswerk

Rolf-Dieter Krause, Leiter des ARD-Studios in Brüssel

Die Jury:

Rolf-Dieter Krause wird als „Journalist des Jahres“ ausgezeichnet, weil er im europäischen Schicksalsjahr der Eurokrise zum Erklärer Europas wurde: Der langjährige Brüssel-Korrespondent der ARD (WDR) verstand es trotz Dauereinsatz 2012 stets, die Dinge beim unmissverständlichen Namen zu nennen und selbst komplizierteste Sachverhalte wie EFSF und ESM mit knappen Worten so zu erklären, dass auch nicht sachverständige Zuschauer es verstehen konnten. Zudem nimmt er auch im Brüsseler EU-Apparat kein Blatt vor den Mund, kämpft fu¨r eine freie, unbeeinflusste Berichterstattung und gegen EU-PR. Seine unermüdliches Bemühen um mehr europäische Transparenz, gepaart mit notwendiger Skepsis und herausragender Sachkompetenz, hilft entscheidend, die Probleme Europas besser zu verstehen. Diese journalistische Kernaufgabe erfüllt er mit Bravour. Das machte ihn 2012 zur Ausnahmeerscheinung im deutschen Fernsehen.

Die Laudatio von Nikolaus Brender auf den Journalisten des Jahres Rolf-Dieter Krause

Rolf-Dieter Krauses Rede bei der Preisverleihung:

  • Laudatio von Nikolaus Brender auf den Journalisten des Jahres Wolf-Dieter Krause

„Würden wir einem Arzt eine zweite Chance geben, der uns statt der Mandeln den Blinddarm entfernt hat? Würden wir uns einem Vermögens-
verwalter anvertrauen, der unser Vermögen verjubelt hat? Würden wir noch einmal ein Hotel buchen, in dem wir ausgeraubt wurden, weil die
Alarmanlage nicht funktioniert hat? Nein, würden wir nicht. Aber wenn es um Europa geht, tun wir es.
Der so fragt, ist Henryk M. 2Broder in einer vorweihnachtlichen Ansprache an die lieben Europäerinnen und Europäer. „Die letzten Tage Europas würden wir erleben. Dessen ist er sich absolut gewiß. Und mit ihm sind es viele Leser, Hörer und Zuschauer unserer Medien. Denn was sie alltäglich über Europa lesen, hören und sehen, ist eine undurchsichtige Mischung aus Satire, Klagelied und
Anklageschrift. Die Geschichte des Scheiterns, des Versagens und des
Zerwürfnisses. Eine hoffnungslose Finanzruine. Ein Europa der herzlosen Bürokraten. Ein Europa, tödlich erkrankt an Schwindsucht , an der schwindenden Kraft seiner lebendigen Demokratie.
Auf der anderen Seite prasseln auf Leser, Hörer und Zuschauer die
Propagandasalven der Berufseuropäer nieder. So hat der EU- Ratspräsident
Van Rompuy ausgerechnet das Jahr 2012 als das Jahr des „ positiven Denkens“ ausgemacht. Alle guten Vorhersagen hätten sich erfüllt. Es ist
leichthin zu ahnen, was der Ratspräsident mit diesem positiven Denken meint und was er von den Europakorrespondenten in Brüssel und deren
Berichterstattung erwartet.Eines kann ich dem Präsidenten aus langer persönlicher Erfahrung mit dem Preisträger und aus meiner Beobachtung als Fernsehzuschauer versichern:
Von Rolf-Dieter Krause hat er in dieser Richtung nichts zu erwarten, es sei denn eine unbestechliche, der Wahrheit verpflichtete, sorgfältige und höchst kenntnisreiche Berichterstattung über die Sache Europa.

Krause läßt sich nicht vereinnahmen.

Weder von den drängenden Europäern aus Überzeugung, noch vom Familienclan der Brüssler Beschäftigten. Er läßt sich aber auch nicht vor den Karren opportunis-tischer Eurokritiker spannen, denen Europa im eigenen nationalen
Verwirr- und Versteckspiel willkommener Sündenbock ist.

Der Preisträger versteht sich nicht als Missionar der europäischen Einigung. Dazu ist er nicht beauftragt. Sein Auftrag ist der eines Journalisten: Er beobachtet, analysiert und berichtet über den langwierigen Prozess des europäischen Zusammenfindens. Kritisch und wegen des komplexen Themas heißt sein persönlicher Spezialauftrag an sich selbst: besonders verständlich.

Dazu benötigt er nicht Aphrodites Stinkefinger – auch nicht das Vorurteil
des faulen Südeuropäers – noch weniger die brachiale Empfehlung, die Griechen sollten ihre Inseln verkaufen. Er ist kein Zyniker – auch kein Euphoriker. Wie er da so im Studio sitzt, gleicht er eher einem Stoiker.
Deswegen glaubt man ihm und vertraut seinen Berichten.

Europa ist wie Fußball. Wenige verstehen was davon, aber alle haben eine
deutliche Meinung dazu. Rolf-Dieter Krause schafft es, dass aus den Wenigen mehr werden. Herzlichen Glückwunsch zum Journalisten des Jahres!

 

Redaktion des Jahres 2012

Stephan Denzer (ZDF)
Stephan Denzer (ZDF) nimmt für die Redaktion der „heute show“ den Preis für die Redaktion des Jahres 2012 entgegen.


Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

(Die Begründungen sehen Sie nach Klick auf den Namen)

    • „heute show“ (ZDF):

Die Jury:

„In einem Jahr, das weder politisch noch wirtschaftlich Anlass zum Lachen gab, hat die „heute show“ mit Bravour bewiesen, wie trotzdem oder eben gerade deswegen intelligenter Humor funktionieren kann. Die freitäglichen Lachnummern sind modernes politisches Kabarett, das su¨chtig macht. 2012 hat das gesamte Ensemble zu einer Einheit gefunden, die mit seltener Parität der Akteure besticht. So bietet „heute show“ einen unschlagbaren Crossover zwischen Comedy und Aufklärungsjournalismus“

    • Deutschlandfunk

Die Jury:

…ist es wie keinem anderen öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland auch 2012 gelungen, relevant zu bleiben und damit nicht nur die Stärken des Radios, sondern auch des öffentlich-rechtlichen Systems unter Beweis zu stellen – mit vertiefter Berichterstattung, Interviews, Analysen in Echtzeit sowie mit allen erzählerischen Mitteln gestalteten Features.

    • Die Zeit

Die Jury:

…steht in der Krise für die erfreuliche Botschaft „Quality sells“: 2012 erzielte sie nach eigenen Angaben ihr bislang bestes Quartalsergebnis. Nicht nur am wirtschaftlichen Erfolg gemessen, hat sie die beste Teamleistung erbracht: Recherche, Sprache, Storytelling, Bilder – in allen Kategorien ist das Blatt top.

    • Spiegel Online

Die Jury:

…ist und bleibt das unangefochtene Leitmedium im Internet, erweitert und vertieft ständig sein Angebot, nutzt alle Kanäle, die das Medium Internet zu bieten hat oder gerade erst ausprobiert – und macht es der Konkurrenz schwer, sich nicht aufs Nachmachen zu beschränken.

    • Frankfurter Rundschau

Die Jury:

Wie immer es dort nun weitergeht: Auch 2012 leuchteten manche journalistische Highlights in FR-Grün. Und nicht zuletzt setzte die App ein Zeichen, weil sie nicht nur die ummodifizierten Print-Inhalte aufs iPad brachte, sondern die Leser mit Neuem begeisterte.

    • The European

Die Jury:

…hat in Zeiten, in denen Print totgesagt wird, sein Debattenportal nicht nur um tolle Autoren, immer wieder neue Ideen und kontroverse Themen sein Angebot erweitert – sondern auch noch um ein niveauvolles, überraschendes und klug gemachtes Magazin.

    • Dradio Wissen

Die Jury:

…hielt auch 2012 das hohe Niveau konstant interessanter Berichterstattung aufrecht und dient mehr und mehr als Modell für die digitale Zukunft nicht nur des öffentlich-rechtlichen Radios.

    • ARD aktuell, App-Team

Die Jury:

Auf eine der besten Nachrichten Apps in Deutschland wollten 2012 auch Zeitungs-Junkies nicht verzichten. Vielleicht wird ja 2013 das Jahr, das eine vernünftige Lösung im Streit mit den Zeitungsverlagen hervorbringt.

    • Manager Magazin

Die Jury:

…hat sich 2012 erneut als streitbares und unbequemes Wirtschaftsmedium bewiesen und ist nah drangeblieben auch an schwer zugänglichen Wirtschaftslenkern und Investoren – von Albrecht über Schickedanz bis Zetsche.

    • DAPD

Die Jury:

…weil sich die Redakteure nicht unterkriegen lassen und jenseits der Eigentümer-Strukturen eine Aufbruchsstimmung erzeugt haben, die sogar in der Insolvenz noch hoffnungsvoll weiterwirkt.

 

 

Politik

Sonia Seymour Mikich (WDR), Politik-Journalistin des Jahres 2012
Sonia Seymour Mikich (WDR), Politik-Journalistin des Jahres 2012


Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

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    • Sonia Seymour Mikich, Leiterin Programmgruppe Inland WDR

Die Jury:

Eigenwillig und authentisch hat sie in „Monitor“ 10 Jahre lang als Redaktionsleiterin und Moderatorin wichtige Debatten gefu¨hrt, Missstände recherchiert und damit gezeigt, wie unverzichtbar unabhängige politischen Magazine im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sein können. Dass sie nicht nur als Fernsehfrau sondern auch als Schreiberin herausragende Akzente zu setzen versteht, zeigte im Mai 2012 ihr aufsehenerregender Beitrag „Wie die Klinik krank macht“ in der FAZ – über eigene leidvolle Erfahrungen als Patientin. Seit Mitte 2012 sorgt sie als streitbare Leiterin der WDR-Programmgruppe Inland dafür, dass Sendungen wie „Monitor“, „die story“, „Menschen hautnah“ und Dokumentationen nicht in einer öffentlich-rechtlichen Nische verschwinden.

    • Stephan Lamby, freier Dokumentarfilmer (ARD, ZDF, Arte), Geschäftsführer der ECO Media TV-Produktion

Die Jury:

Stefan Lamby zeigt auf herausragende Weise, was gute Fernsehdokumentationen im besten Fall leisten können: hochwertigen Inhalt und Erfolg beim Publikum! Als Autor und Produzent steht er für zahlreiche Dokus zur Eurokrise und hat innenpolitische Machtkämpfe schonungslos ausgeleuchtet („Schlachtfeld Politik – die finstere Seite der Macht“, ARD).

    • Jakob Augstein, Der Freitag

Die Jury:

Er leitet ein unangepasstes Meinungsmedium und ist selbst das beste Beispiel für einen unangepassten Meinungsmacher. Augstein vertrat auch 2012 seine Thesen souverän, mit Charakter und überraschenden Einsichten. Und das auf mehr Kanälen denn je, als SpOn-Kolumnist, als Debattant bei Phoenix, als Talkgast bei Günther Jauch – und natürlich im „Freitag“.

    • Claus Kleber, ZDF heute-journal

Die Jury:

…sticht immer wiede rheraus mit seinem eigenen interview- und Moderations-Stil. Ein Highlight 2012 war sein beherztes Reaktion, als Horst Seehofer sich nach dem Interview zur NRW-Wahl in Rage redete („Das können Sie alles senden!“).

    • Andreas Förster, Frankfurter Rundschau

Die Jury:

…ist tiefer als die meisten in die Abgründe des NSU-Skandals hinabgestiegen, hat mannigfache Verstrickungen deutscher Geheimdienste mit Neonazi-Netzwerken – und anschließende Vertuschungsversuche – öffentlich gemacht.

    • Thomas Gutschker, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Die Jury:

…hat in seinem erhellenden Artikel „Der tödliche Vermerk” die „Lawine, die Christian Wulff begrub“, minutiös recherchiert und dargestellt – und so auch die Macht von “Bild” und “Spiegel” in der Rücktrittsfrage relativiert.

    • Markus Beckedahl netzpolitik.org

Die Jury:

…ist mit seinen Blogbeiträgen über das Leistungsschutzrecht eine unverzichtbare journalistische Anlaufstelle geworden, während dieses wichtige Thema oft noch immer in besorgniserregendem Gleichklang bearbeitet wird.

    • Dirk Kurbjuweit, Der Spiegel

Die Jury:

…macht als der große Psychologe der politischen Klasse das Inszenierungsgeschäft der Berliner Republik durchschaubar. Seine Porträts, Interviews und Analysen setzen Standards in Sachen Meinungsbildung.

    • Christian Fuchs, John Goetz, frei, NDR

Die Jury:

…haben mit „Die Zelle“ das erste und umfassendste Buch zum NSU-Komplex geschaffen. Das in Recherche und Stil beeindruckte Werk schafft bemerkenswerte Einblicke, wie es zu der Mordserie kommen konnte.

    • Susanne Höll, Süddeutsche Zeitung

Die Jury:

… lässt sich niemals blenden vom Polit-Zirkus in Berlin. Herausragend waren 2012 vor allem ihre Beiträge über Peer Steinbrücks Honorare.

 

 

Wirtschaft

Jörg Eigendorf (WELT), Wirtschaftsredakteur des Jahres
Jörg Eigendorf (WELT), Wirtschaftsjournalist des Jahres 2012

Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

(Die Begründungen sehen Sie nach Klick auf den Namen)

    • Jörg Eigendorf, Leiter des Investigativressorts der „Welt“-Gruppe

Die Jury:

…setzte mit seiner Berichterstattung über die Luxusreisen von Journalisten, bezahlt von ThyssenKrupp, und deren Hintergründe einen Domino-Effekt in Gang, der seinesgleichen 2012 suchte. Die Konsequenz: eine Neuordnung des ThyssenKrupp-Vorstandes und eine überfällige Debatte über neue Regeln in der eigenen Zunft. Eigendorf zeigte beispielhaften Mut und Standvermögen, als er die Missstände – auch in der eigenen Branche – thematisierte, gleichwohl er in seiner Recherche dem Druck ungewöhnlich vieler Seiten ausgesetzt war.

    • Heike Göbel, verantwortliche Redakteurin für Wirtschaftspolitik der „FAZ“

Die Jury:

Heike Göbel ist nicht nur verantwortliche Redakteurin für Wirtschaftspolitik, sondern verantwortet seit Herbst interimsmäßig auch die Wirtschaftsberichterstattung der „FAZ“. Mit klugen und kritischen Analysen, geprägt von klarer marktwirtschaftlicher Haltung, setzte sie 2012 wichtige Diskussionsbeiträge in der Euroschulden-Debatte.

    • Gabor Steingart, Handelsblatt

Die Jury:

Der Chefredakteur des „Handelsblatt“ (Herausgeber seit 1/2013) hat durch sein „Morgenbriefing“ ein neues Format entwickelt, das sich in kürzester Zeit zum Branchen-„Must have“ entwickelt hat. Steingart betreibt dadurch gleichzeitig Agenda-Setting und Marketing für sein Blatt.

    • Hans-Jürgen Jakobs, „Süddeutsche Zeitung“ (bis Ende 2012, seit 1.1.13 Chefredaktuer Handelsblatt)

Die Jury:

Hat den Wirtschaftsteil der „Süddeutsche Zeitung“ lebendiger, vielfältiger, meinungsstärker gemacht. Kann komplexe Wirtschaftsthemen spannend aufbereiten.

    • Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur „Finanztest“

Die Jury:

Er überzeugt nicht nur als sachkundiger Chefredakteur, sondern auch als Wirtschaftsexperte, der Finanzentwicklungen und ihre Fallstricke wie auch die Eurokrise außergewöhnlich verständlich erklären kann.

    • Steffen Klusmann, Chefredakteur „Financial Times Deutschland“/„Capital“

Die Jury:

Der einzige Chefredakteur, der gleichzeitig ein Magazin („Capital“) und eine Tageszeitung („FTD“) führen konnte. Das Finale als Feuerwerk journalistischer Kreativität verdient allen Respekt.

    • Ralph Bollmann, Redakteur „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“

Die Jury:

Ein überragender, kluger Schreiber, der in seiner Wirtschaftsberichterstattung nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch und kulturell zu argumentieren weiß.

    • Sönke Iwersen, Reporter „Handelsblatt“

Die Jury:

Ergo und kein Ende der Recherche: Er blieb trotz vieler Widerstände dran und zeigte selten gewordenen langen Atem.

    • Sven Oliver Clausen, Vize-Chefredakteur „Financial Times Deutschland“

Die Jury:

Seine Beiträge zur Finanzkrise sorgten für Highlights in trüben Zeiten. Einer der bestvernetzten Wirtschaftsjournalisten, der sowohl als Blattmacher (stellvertretender Chefredakteur) wie Schreiber Talent zeigte.

    • Georg Meck, Reporter und Redakteur „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“

Die Jury:

Ein genauer Beobachter der Bankenszene und kluger Schreiber: Sein Porträt und sein Buch über den Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain machten zu Recht 2012 Furore.

 

 

Sport

Evi Simeoni (FAZ), Sportjournalistin des Jahres 2012
Evi Simeoni (FAZ), Sportjournalistin des Jahres 2012


Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

(Die Begründungen sehen Sie nach Klick auf den Namen)

    • Evi Simeoni, Reporterin und Redakteurin der FAZ

Die Jury:

Dass es der Sportreporterin keineswegs nur um sportliche Siege und Niederlagen geht, zeigt eindruckvoll ihr erster Roman „Schlagmann“: Er handelt von einem Hochleistungssportler, der am Leistungsdruck zugrunde geht. Dahinter steht eine andere, kritischere Auffassung von Sportberichterstattung, die sich auch in Simeonis Sportberichten zeigt – sie stehen nie isoliert, sondern helfen, die (Sport-)Welt besser zu verstehen.

    • Thomas Kistner, Sportredakteur der „Süddeutschen Zeitung“ (zuständig für Sportpolitik)

Die Jury:

Thomas Kistner ist der Dopingexperte mit profundem Wissen und hartnäckigem Recherchevermögen. Das bewies er 2012 nicht zuletzt durch sein eindrucksvolles und spektakuläres Buch „Fifa Mafia. Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball“, das von der Deutschen Akademie für Fußballkultur als „bestes Fußballbuch des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

    • Christoph Biermann, 11 Freunde

Die Jury:

Seine außergewöhnliche Beobachtungsgabe -auch für die abseitigen Themen am Spielfeldrand – seine fein- und scharfsinnigen Analysen und sein augenzwinkernder Humor haben dem Thema Fußball erst den Weg ins Feuilleton geebnet. Wie überschrieb noch die „taz“ einst treffend seine Kolumne: „Christoph Biermann liebt Fußball und schreibt darüber.“

    • Jens Weinreich, frei

Die Jury:

…trotz seiner Ecken und Kanten, die sich zugespitzt in der Auseinandersetzung um seine Kündigung beim Deutschlandradio offenbarten: Jens Weinreich ist ein Top-Sportjournalist und nimmt sich Themen (z.B. Sport-Politik, Doping, Korruption) an, die andere nur ungern beackern. Respekt!

    • Alexander Bommes, ARD

Die Jury:

… hat mit seiner frischen, unaufgeregten und stets gut informierten Moderation bei den Olympischen Spielen in London neue Akzente gesetzt.

    • Matthias Opdenhövel, ARD Sportschau

Die Jury:

… bringt frischen Wind in die ARD-Sportberichterstattung und hat seinen Einstand in die ARD mit Bravour gemeistert.

    • Michael Horeni, FAZ

Die Jury:

…hat 2012 mit „Die Brüder Boateng“ ein beeindruckendes Buch vorgelegt, das weit über das Themenfeld Fußball hinausstrahlt.

    • Andreas Bock, Ron Ulrich, 11 Freunde

Die Jury:

… weil sie nicht mit einstimmen in den Einheitschor von den gefährlichen Fußballfans, weil sie nicht nur über die Ultras sprechen – sondern mit ihnen.

    • Adrian Bechtold, frei

Die Jury:

…hat mit seinem anonym geführten Interview mit einem schwulen Bundesliga-Fußballer im “Fluter” den Sport-Aufreger des Jahres geschaffen. Die Reaktionen belegen: Die Diskussionskultur bei diesem Thema hat sich nicht verändert.

    • Wolff-Christoph Fuss, Sky

Die Jury:

… regt mit seinen treffenden Fußballkommentaren so manchen Vereinsfunktionär auf und findet im neuen Format „Bei Fuss“ einen frischen, originellen und menschlichen Zugang zu den Profis.

 

 

Unterhaltung

Charlotte Roche und Jan Böhmermann, Unterhaltungsjournalisten des Jahres 2012
Charlotte Roche und Jan Böhmermann, Unterhaltungsjournalisten des Jahres 2012
mit den beiden weiteren Preisträgern Silke Burmester und Jan Spielhagen (v.r.n.l.)


Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

(Die Begründungen sehen Sie nach Klick auf den Namen)

    • Charlotte Roche und Jan Böhmermann, ZDF-Kultur

Die Jury:

…Peinlich, grenzwertig, geschwätzig – all das mag auf „Roche & Böhmermann“ zutreffen, aber dazwischen passieren mehr großartige Momente als in zehn Jahren „Markus Lanz“. Große Unterhaltung eben: frech, unkonventionell und informativ. Eine Ausnahmeerscheinung in der uniformen deutschen Talkshow-Fließbandproduktion. Der verdiente Lohn: 2013 gibt es Sendeplätze im ZDF-Hauptprogramm.

    • Silke Burmester, freie Journalistin (u. a. für „taz“, „Spiegel Online“)

Die Jury:

Immer frisch und amüsant, eine präzise, im besten Sinn eigenwillige Beobachterin des Zeitgeschehens. Mit ihrer SpOn-Kolumne „Helden der Gegenwart“ sorgt Silke Burmester in ihrer wachsenden Community immer wieder für Diskussionsstoff. Ihr erstes Buch „Beruhigt Euch!“ war ein amüsanter wie nachdenkenswerter Zwischenruf gegen die Aufgeregtheiten unserer Zeit.

    • Jan Spielhagen, Beef!

Die Jury:

Jan Spielhagen hat mit ,Beef!‘ bewiesen, dass es noch Lücken auf dem überfüllten Markt der Männermagazine gibt: Statt Brüsten und PS serviert er handgemachte Bratwurst und Winter-Grillen. Das kommt bei vielen Männern (und auch einigen Frauen) bestens an: ,Beef!‘ erscheint seit 2012 zweimonatlich.“

    • Christoph Süß, „quer“, BR

Die Jury:

Mit mehr als bloß einem harmlosen Augenzwinkern präsentiert Kabarettist Süß den ganz alltäglichen, haarsträubenden Irrsinn – Amtsschimmel, Paragrafendschungel, Gschaftlhuberei. Aus Bayern, aber längst nicht nur für Bayern.

    • Eckart von Hischhausen, WDR, NDR

Die Jury:

… weil er stets niveauvoll und amüsant zu moderieren und zu informieren pflegt, ob in den Unterhaltungsformaten von NDR und ARD, als Buchautor oder Kabarettist.

    • Markus Lanz, ZDF

Die Jury:

… setzt bei „Wetten dass….“ neue Akzente, erweist sich als lernfähig im Format Samstag-Abend-Show – und beherrscht, was Gottschalk nie schaffte: das Talkshow-Fach.

    • Thomas Tuma, Der Spiegel

Die Jury:

… schafft es, auch knochentrockenen, hochkomplexen Wirtschaftsthemen eine humorvolle Seite abzugewinnen und in einem leichten, mitunter spöttischen Ton zu erzählen.

    • Jochen Arntz, Süddeutsche Zeitung

Die Jury:

… gehört zu den wenigen Journalisten, die zumindest einen minimalen Zugang zur Familie Kohl haben, und schrieb mit „Mein Kanzler“ einen vielbeachteten Text über Maike Kohl-Richter und ihre Beziehung zu ihrem Mann Helmut Kohl.

    • Carla Woter, frei

Die Jury:

… schreibt unterhaltsame und trotzdem tiefgehende Beziehungs-Porträts in “Brigitte Woman” und “Stern”, die viel über das Wesen ihrer Protagonisten verraten, ohne sie bloßzustellen – 2012 über Helmut Dietl und seine Frau.

    • Ulrich Greiner, Die Zeit

Die Jury:

…erläutert in „Prominent ignoriert“, der sehr kleinen Form auf Seite 1, pointiert, humorvoll und listig, warum die “Zeit” zu einem Thema, das die Medien beherrscht, nichts sagt.

 

 

Wissenschaft


Jürgen Kaube, Wissenschaftsjournalist des Jahres


 

  • Die Laudatio von Dagmar Röhrlich: (Zum lesen der Laudatio bitte hier klicken)

 

Wissenschaftsjournalist des Jahres 2012 ist Jürgen Kaube, der stv. Leiter des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist und als Redakteur die „Geisteswissenschaften“ betreut. Damit hat er eine einmalige Position in Deutschland inne. Denn normalerweise landen seine Themen im Feuilleton oder in der Politik – oft unter Umgehung der vorliegenden Forschung, wie er selbst es so schön ausdrückt. Denn was bei den Naturwissenschaften oder der Medizin gang und gäbe ist – dass nämlich Forschungsergebnisse beachtet und kritisch beleuchtet werden -, findet bei den Geistes- und Sozialwissenschaften kaum statt: Dabei hat die Kunstgeschichte durchaus Überraschendes zum Thema evolutionäre Psychologie und die Entwicklung des Schönheitsbegriffs zu sagen, um nur ein Beispiel zu nennen. Jürgen Kaube schafft mit seinem kurzweiligen, zum Nachdenken anregenden Stil, mit dem er sich selbst Themen wie Beschneidung, Piraten oder Fußball annimmt, den Geisteswissenschaften einen Raum in der breiten Öffentlichkeit. Weil nur wenigen Menschen wirklich als Forscher in den Geisteswissenschaften arbeiten und ihre Themen weitgehend unbekannt sind, werden nicht immer die Fakten und Interpretationen in den Medien verbreitet. Jürgen Kaube arbeitet dagegen, und zwar sehr erfolgreich.

Platz 2
Platz 2 hält Werner Bartens, der leitende Redakteur im Wissenschaftsressort der „Süddeutschen“, und er wird damit zum zweiten Mal ausgezeichnet. Diesmal geht es um sein Buch „Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht“. In ihm setzte er sich pointiert und hin und wieder auch polemisch mit dem Zustand des deutschen Gesundheitssystems auseinander. Dass Werner Bartens uns heute mit seinen Büchern und Artikeln aufklärt, haben wir seiner studentischen Empörung über die Zustände in der medizinischen Lehre zu verdanken, denn sonst wäre er vielleicht einer der Profis an den Amerikanischen Forschungsinstitutionen geworden. So haben wir Glück und – dank seines Medizin- Germanistik- und Geschichtsstudiums – einen vielseitigen und kenntnisreichen Kollegen. Und auf den Arztroman, den er seinen Kommilitonen als Begründung für seine Fächerwahl nannte, warten wir noch.

Platz 3
Auf Platz 3 kommt Forschung aktuell vom Deutschlandfunk mit den beiden Redakteuren Uli Blumenthal und Christiane Knoll – sozusagen meine Hausredaktion. Seit mehr als 20 Jahren ist diese tägliche Wissenschaftssendung ein Flaggschiff des Deutschlandfunks. Die beiden verfolgen als Redakteure das Ziel, in den Beiträgen eine Brücke zwischen Labor und Supercomputer einerseits und dem Hörer andererseits zu schlagen. Denn dass – wer mitreden will, informiert sein muss, – gilt im 21. Jahrhundert mit den vielen großen Herausforderungen und neuen Entwicklungen, die sich abzeichnen, verstärkt. Uli Blumenthal und Christiane Knoll sorgen durch ihre Arbeit dafür, dass die Schwerpunkte gesetzt und komplexe Themen leicht verständlich vermittelt werden. Die Grundlagenforschung erhält hier ebenso ihren Raum wie angewandte Wissenschaften. Und so ganz nebenbei beschäftigen sie nicht nur erfahrene Kollegen, sondern finden auch die Zeit für die Nachwuchsförderung. Auch das ist bemerkenswert.

Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

(Die Begründungen sehen Sie nach Klick auf den Namen)

    • Jürgen Kaube, zuständiger Redakteur der „Geisteswissenschaften“ und stv. Leiter des Feuilletons der Frankfurter Allgmeinen Zeitung

Die Jury:

Beschneidung, Piraten, Fußball – Jürgen Kaube schreibt keine abgehobenen Feuilletontexte, sondern greift die wichtigen gesellschaftspolitischen Themen auf und verarbeitet sie zu klugen, kurzweiligen Beiträgen, die die Gedanken in Gang setzen und Meinungsbildung möglich machen. Seine inhaltliche Bandbreite, sein Stil und seine Unabhängigkeit sind beeindruckend, wie das vom ihm verantwortete „Geisteswissenschaften“ -Segment als Solitär in der deutschen Feuilleton-Landschaft eindrucksvoll unter Beweis stellt.

    • Werner Bartens, Leitender Redakteur im Wissenschaftsressort der „Süddeutschen“

Die Jury:

Werner Bartens hat in mit „Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht“ den wichtigsten Beitrag zum Zustand des deutschen Gesundheitssystems verfasst. Das Buch ist pointiert, detailreich, dann und wann auch polemisch, aber immer lehrreich – wie es Bartens als Journalist und Leiter Wissenschaft der „Süddeutschen“ ist.

    • Ulrich Blumenthal und Christiane Knoll, „Forschung aktuell“, Deutschlandfunk

Die Jury:

Bei „Forschung aktuell“, einem der Flaggschiffe des Deutschlandfunks, schlagen die Redakteure Blumenthal und Knoll eine Brücke zwischen Labor und Supercomputer einerseits und dem Hörer andererseits – und beherrschen die Kunst, Grundlagenforschung ebenso wie angewandte Wissenschaften auch einem Laienpublikum packend und anschaulich zu vermitteln.

    • Ranga Yogeshwar, „Wissen vor acht“, ARD

Die Jury:

…stach in der Talkshowgästeschar 2012 mit seinen kompetenten, unaufgeregten und verständlichen Beiträgen heraus (z.B. in der Debatte um die digitale Demenz). Dass er zum gesicht der TV-Wissenschaft geworden ist, dafür sorgten auch seine eigenen Sendungen wie „Wissen vor Acht“, das sich als Format für Alltagswissenschaft etabliert hat.

    • Armin Maiwald, frei, WDR

Die Jury:

… bereits im Ruhestand und trotzdem unermüdlich, produzierte 2012 z.B. für die Sternsingeraktion einen bemerkenswerten Film über Nicaragua und ging bereits zum fünftem Mal auf „Deutschlandreise mit der Maus“. Der Vater der „Sendung mit der Maus“ prägte Generationen von Kindern (mitsamt Erwachsenen), indem er erklärt, wie die Welt funktioniert und zugleich auch noch gesellschaftliche und moralische Werte vermittelt.

    • Christina Berndt, Süddeutsche Zeitung

Die Jury:

…hat mit viel Hintergrundwissen und aufwändiger, hartnäckiger Recherche aufgedeckt, wie Ärzte die Organspende-Verteilung manipulieren – und damit ein grundsätzliches Umdenken (bei Spendern, Ärzten und in der Politik) angestoßen.

    • Marcus Anhäuser, Holger Wormer, medien-doktor.de

Die Jury:

…bieten eine sehr sinnvolle und fachliche kompetente Dienstleistung, die mehr und mehr Kollegen vertrauensvoll nutzen: die Bewertung medizinwissenschaftlicher journalistischer Beiträge.

    • Norbert Lossau, Die Welt

Die Jury:

…prägt seit bald 20 Jahren eine tonangebende Wissenschaftsseite, schildert lustvoll den wissenschaftlichen Aspekt auch von Themen, bei denen man einen solchen nicht auf Anhieb vermuten würde (2012 u.a. zur deutschen Geburtenrate und zu Arafats Tod).

    • Nicola Kuhrt, Spiegel Online

Die Jury:

…für ihre entlarvenden – und regelrecht populären – Recherchen von der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, 2012 etwa über das Geschäft mit der Stammzelltherapie oder über klinische Studien in Indien.

    • Lars Fischer, Spektrum der Wissenschaft

Die Jury:

…schreibt und bloggt über Wissenschaft (und Wissenschaftler) so, dass jeder Text ein Gewinn für den Leser ist – ob Gentechnik, Erdbeben oder Nobelpreisträger.

 

 

Kultur

Nils Minkmar (FAZ)
Nils Minkmar (FAZ), Kulturjournalist des Jahres 2012


Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

(Die Begründungen sehen Sie nach Klick auf den Namen)

    • Nils Minkmar, verantwortlicher Redakteur des Feuilletons der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“

Die Jury:

„Nils Minkmar verpasste seit Jahresbeginn mit eigenen Akzenten einer ehrwu¨rdigen Zeitung jugendliche Frische. Seine hartnäckige, vorurteilsfreie und augenöffnende Begleitung der Europa- und Finanzkrise aus anderen als wirtschaftlichen Gesichtspunkten in diesem Jahr hat immer wieder für Gesprächsstoff und vor allem Anregung zum Nachdenken über andere Blickwinkel gesorgt. Er schafft ein Feuilleton mit alten Tugenden von zugleich moderner Prägung. Das verdient hohe Anerkennung.“

    • Alexander Gorkow, Leiter der Seite 3 der „Süddeutsche Zeitung“

Die Jury:

Mit seinen Beiträgen auf der von ihm geleiteten Seite 3 ist Alexander Gorkow ein Solitär in der deutschen Printlandschaft: dieser eigene Ton, dieses Musikverständnis, dieser Witz –meisterlich! Herausragend 2012 waren u.a. sein Rammstein-Tourtagebuch im „SZ-Magazin“ – ein „Roadmovie“ in Text und Bild – und sein Porträt des Soulmusikers Bill Withers.

    • Denis Scheck, ARD, Deutschlandfunk

Die Jury:

Scheck ist einer der wenigen Literaturjournalisten ohne verbissene Bildungshuberei: intelligent, sachkundig, mit einer großen Portion Humor. Durch sein „Druckfrisch“-Gespräch mit dem umstrittenen Schriftsteller Christian Kracht im März erdete er die Debatte um dessen Haltung zum Faschismus – und bot sensible, aufklärerische und kluge Unterhaltung.

    • Frank Schirrmacher, FAZ

Die Jury:

… löst immer wieder Debatten aus und setzt so Prozesse in Gang, wie es Journalismus tun sollte. Und weil er seine „Ermordung“ im Roman von Thomas Steinfeld so souverän ignoriert hat.

    • Eleonore Büning, FAS

Die Jury:

… begleitet die Phänomene der vermeintlichen Hochkultur mit frischem Ton, unverminderter Unabhängigkeit und immer wieder neuem Blick auf altbekannte Sujets.

    • Marcus Jauer, FAZ

Die Jury:

…schilderte 2012 in seinem zum Nachdenken anregenden Text „Was es heißt, ein Mann zu sein“ am Beispiel von Christian Wulff das, wovor wir alle uns fürchten: dass auf einmal all die Sicherheiten wegbrechen, auf denen unser Leben ruht.

    • Matthias Drobinski, Süddeutsche Zeitung

Die Jury:

… führt die SZ-Leser umsichtig und hintergründig durch die diversen Skandale der katholischen Kirche – mit klugen, stichhaltigen, aber stets fairen Analysen.

    • Sascha Lobo, frei, Spiegel Online

Die Jury:

… streitet mit seiner wortstarken SpOn-Kolumne „Mensch-Maschine“ wider den digitalen Kulturpessimismus. Dort präsentiert er die kulturelle Tragweite und Dramatik der Netzrevolution humorvoll und entspannt.

    • Moritz von Uslar, Die Zeit

Die Jury:

…entlockt in seinem „99-Fragen“-Projekt seinen Interview-Partnern (2012 u.a. Peer Steinbrück und Daniel Kehlmann) Antworten, die sie sonst nie gegeben hätten, und provoziert originelle und hintergründige Reaktionen.

    • Kathrin Passig, frei, ZIA

Die Jury:

… wegen ihrer zahlreichen, wortstarken Beiträge auf diversen Kanälen wider den digitalen Kulturpessimismus – bis Mai 2012 auch im „Merkur“.

 

 

Reporter

Christoph Reuter (Der Spiegel)
Christoph Reuter (Der Spiegel), Reporter des Jahres 2012


Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

(Die Begründungen sehen Sie nach Klick auf den Namen)

    • Christoph Reuter, Reporter des „Spiegel“

Die Jury:

… war 2012 einer der ganz wenigen Journalisten, die über Monate unter schwierigsten Bedingungen aus Syrien und einer Region im Umsturz berichtet haben. Aus Sicherheitsgründen erschienen viele seiner Reportagen aus Syrien anonym. Seine Berichterstattung über das Massaker in Hula, ohne Rücksicht auf eigene Gefährdung, warf ein grelles Schlaglicht auf ein Verbrechen, das ohne seine Berichte der internationalen Öffentlichkeit weitgehend verborgen geblieben wäre. Das allein schon verdient hohen Respekt.

    • Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch, „Bild“-Investigativreporter

Die Jury:

Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch überzeugten durch ihre nachhaltigen Recherchen zum Hauskredit des früheren Bundespräsidenten Wulff. Sie ließen sich durch Druck nicht von der Story abbringen, konnten stets vor anderen Medien mit Neuigkeiten aufwarten und haben mit ihrem Buch zur Affäre die wahrscheinlich interessanteste Wulff-„Biografie“ vorgelegt.

    • Wolfgang Bauer, Die Zeit

Die Jury:

Seine empathischen, enorm dichten und nicht zuletzt sehr mutigen Berichte aus zahlreichen Krisenregionen – etwa aus Syrien – haben das Publikum berührt und beeindruckt. In diesem Jahr besonders herausragend: Die Geschichte der verbotenen, lebensgefährlichen Liebe eines afghanischen Paares aus unterschiedlichen Ethnien.

    • Stephan Lebert, Die Zeit

Die Jury:

… hat dem neuen „Zeit“-Ressort Investigative Recherche schnell eine eigene Prägung gegeben: Er ist nicht nur selbst ein sehr guter Journalist, sondern ein ebenso guter Teamarbeiter und Förderer junger Kollegen. Beispielhaft!

    • Christian Sievers, Dietmar Ossenberg, ZDF

Die Jury:

…gelang es auf beeindruckende Weise, mit ihrer unaufgeregten Art der Berichterstattung vom ewigen Krisenherd Nahost analytisch, kritisch, unvoreingenommen und sehr eindringlich zu berichten.

    • Julia Jüttner, Spiegel Online

Die Jury:

… war eine der ersten, die sich sehr intensiv auch mit den Neonazi-Netzwerken um den NSU-Terror beschäftigte, sich dabei nicht auf Verfassungsschutz-Quellen verließ und unabhängig von den Verlautbarungen der Bundesanwaltschaft über die Hintermänner informierte.

    • Renate Meinhof, Süddeutsche Zeitung

Die Jury:

…widmet sich mit solcher Hingabe den Gegenständen und Protagonisten ihrer Betrachtung – 2012 etwa dem Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi oder der selbst ernannten Kanzler-Vertrauten Gertrud Höhler –, dass sich der Leser bisweilen im Belletristik-Fach wähnt.

    • Kai Biermann, Zeit Online

Die Jury:

… überzeugte 2012 durch Tiefgang besonders in seiner Berichterstattung zu Leistungsschutzrecht und Copyright, Datenschutz und den Tracking-Techniken, mit denen Internetkonzerne und Sicherheitsbehörden den „gläsernen User“ schaffen könnten.

    • Ruth Hoffmann, frei

Die Jury:

…für ihre Langzeit-Recherchen auf eigene Faust, die 2012 in dem Buch mündeten: „Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat“- einem wichtigen und bisher unterbelichteten Beitrag zur deutsch-deutschen Geschichte.

    • Lara Fritzsche, Zeit-Magazin

Die Jury:

… hat mit Ihrem wunderbaren Text über eine junge Frau, die auf Utøya ihre beste Freundin verloren hat und ihr noch heute SMS schreibt, eine neue journalistische Form etabliert.

 

 

Chefredakteur

Wolfgang Büchner (dpa) vrnl., Chefredakteur des Jahres 2012 mit Christoph Schwennicke von Cicero (2. Platz) und Laudator Christian Meier (meedia.de)
Wolfgang Büchner (dpa) vrnl., Chefredakteur des Jahres 2012 mit Christoph Schwennicke von ‚Cicero‘ (2. Platz) und Laudator Christian Meier (meedia.de)


Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

(Die Begründungen sehen Sie nach Klick auf den Namen)

    • Wolfgang Büchner, dpa

Die Jury:

Er hat aus der dpa ein Unternehmen mit multimedialen Visionen und technologischen Innovationen gemacht, ohne den Markenkern anzutasten. Zugleich zeigte er beste Managerqualitäten, indem er den Dienstleistungsgedanken der Agentur nach innen wie außen neu definierte und sich als standfester und beharrlicher Kämpfer für Qualitätsjournalismus im Nachrichtensektor bewies. So hat er dpa fit gemacht auf einem hart umkämpften Markt und alte wie neue Kunden überzeugt.

    • Christoph Schwennicke, Chefredakteur von „Cicero“

Die Jury:

Christoph Schwennicke ist nicht mal ein Jahr im Amt und hat schon Akzente gesetzt: er geht das Heft mit Verve an, es ist lebendiger, relevanter und interessanter geworden. Mit der Ankündigung von Steinbrücks Kanzlerkandidatur war Schwenicke mit seinem Monatstitel näher dran als die Wochenmagazine.

    • Stefan Plöchinger / sueddeutsche.de

Die Jury:

Unter seiner dynamischen und innovationsfreudigen Führung ist sueddeutsche.de eine führende Qualitätszeitung im Netz geworden. Er hat die Seite aufgeräumt und nutzerfreundlich umgebaut, er steht er für den Schulterschluss von Online und Print und macht u.a. mit preisgekrönten Datenjournalismus-Projekten und Social-Media-Experimenten von sich reden.

    • Giovanni di Lorenzo, Die Zeit

Die Jury:

… weil er neue Stellen für ein Investigativressort geschaffen hat und die Frauenquote überzeugender als andere erfüllt. Und weil er aus der “Zeit” eine
lesevergnügliche Wochenzeitung gemacht hat, die man sich ohne ihn kaum noch vorstellen kann.

    • Ines Pohl, taz

Die Jury:

… bringt genau das Engagement, die Weitsicht und journalistische Chuzpe mit, die die taz braucht – ob es ums “Bild”-Jubiläum, die Olympischen Spielen oder die Eurokrise geht.

    • Gabriele Fischer, Brand eins

Die Jury:

… hat im Krisenjahr 2012 bewiesen, dass Magazine mit dem richtigen Konzept bestehen und überleben können. “Brand eins” setzt spannende Schwerpunkte und denkt Wirtschaft auch so, dass sie sogar für junge Leute ein Thema ist.

    • Kurt Kister, Süddeutsche Zeitung

Die Jury:

…behauptet die SZ unaufgeregt und systematisch als eine Tageszeitung mit großer Lesefreude und hält auch in wirtschaftlichen harten Zeiten die Fahne der Unabhängigkeit wacker hoch.

    • Chris Köver, Sonja Eismann, Missy Magazine

Die Jury:

… haben aus ihrem Startup ein intelligentes „Frauenmagazin“ gemacht und behaupten es gegen den konfektionierten Mainstream der Frauenpresse ebenso wie gegen wirtschaftliche Härten.

    • Peter Kloeppel, RTL Aktuell

Die Jury:

… sorgte für ein Highlight im Privat-TV 2012 mit seiner Begleitung der US-Wahl in der Nacht. Der längstgediente Anchorman im deutschen TV hat sich Respekt, Vertrauen und Anerkennung erarbeitet – im oft von Seichtigkeit bedrohten Umfeld eines Privatsenders.

    • Jörg Schönenborn, WDR

Die Jury:

…beeindruckt als kompetenter Orchestrator der Wahlberichterstattung und sorgte als Chefredakteur 2012 für verlässlich hervorragende TV-Reportagen.

 

 

Chefredakteur lokal

Joachim Braun (Nordbayerischer Kurier, Bayreuth), Chefredakteur lokal des Jahres 2012
Joachim Braun (Nordbayerischer Kurier, Bayreuth), Chefredakteur lokal des Jahres 2012


Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

(Die Begründungen sehen Sie nach Klick auf den Namen)

    • Joachim Braun, Nordbayerischer Kurier (Bayreuth)

Die Jury:

…steht für einen unerschrockenen Journalismus, wie man sich ihn nur wünschen kann in einer Region: Gradlinig und kantig scheut er keine Konfrontation mit der Obrigkeit (was u.a. 2012 dazu fu¨hrte, dass der Bayreuther Oberbu¨rgermeister nicht wiedergewählt wurde). Ebenso wenig scheut er sich davor, alte redaktionelle Zöpfe abzuschneiden (z.B.Vereins- und Honoratioren-Berichterstattung). Er selbst geht mit gutem Beispiel voran und gibt mit seinem kritischen Blog „An(ge)kommen in Bayreuth“ täglich die journalistische Haltung vor, die er auch von seiner Redaktion erwartet.

    • Johannes Fischer, „Lausitzer Rundschau“

Die Jury:

Johannes Fischer hat seiner Redaktion den Ru¨cken gestärkt bei ihren Recherchen u¨ber neonazistische Umtriebe in der Region und ihrem aufrechten journalistischen Beharrungsvermögen trotz Widerstände, Drohungen und Angriffen. Deshalb gilt die Auszeichnung ihm und seinem Team, die sich auch von Anschlägen auf die Redaktion nicht von ihrer Arbeit abbringen lassen.

    • Andreas Tyrock, Bonner General-Anzeiger

Die Jury:

Tyrock hat den traditionsreichen „General-Anzeiger“ zu einem intelligenten regionalen Leitmedium mit Mut zu Tiefe, Bekenntnis zu Recherche, Kraft für Langzeit-Serien und über Monate gezogene Schwerpunktthemen umgebaut – umso bemerkenswerter für eine Zeitung, die sich seit der gesunkenen bundespolitischen Bedeutung Bonns komplett neu erfinden musste.

    • Lars Haider, Hamburger Abendblatt

Die Jury:

…war 2012 trotz Auflagenproblemen und Redaktionszusammenlegung mit seiner starken Fokussierung auf lokale Themen und Konzepte (Stadtteil-Paten, Hyperlokalisierung) einer der innovativsten Köpfe bei Regionalzeitungen.

    • Arno Makowsky, Abendzeitung München

Die Jury:

… hält die Fahne des „anspruchsvollen Boulevards“ auch in wirtschaftlich düsterer Lage hoch und kämpft mit immer neuen Ideen für das Überleben seines Blattes.

    • Thomas Hauser, Badische Zeitung

Die Jury:

…pflegt eine Regionalzeitung abseits von Banalität – egal, ob das Berichtsgebiet nun Stühlingen oder Freiburg, Baden-Württemberg oder Europa heißt.

    • Gerd Schneider, Donaukurier

Die Jury:

… hat mehrere Zeichen gegen die Krise gesetzt: den Mantelteil erheblich aufgewertet, die Zahl der Reporter, Redakteure und selbst verfassten Stücke im Mantel erhöht, das Volontariat neu konzipiert, den Newsdesk erweitert und ein Korrektorat aus freien Kräften installiert.

    • Robert Skuppin, Radioeins, RBB

Die Jury:

…hat die Marke wieder zum Leben erweckt, mit Live-Events erfolgreich die Nähe zum Hörer gesucht und mit programmlichen Innovationen wie der “Live Radio Show” obendrein die gesamte Gattung Hörfunk gestärkt.

    • Uwe Vetterick, Sächsische Zeitung

Die Jury:

…baut auch in schwierigen Zeiten eine Regionalzeitung mit Konzept, spürt Themen auf, die die Menschen bewegen, befreit sie vom Kleinklein der routinierten Berichterstattung, gibt ihnen den Raum, den sie brauchen.

    • Isabell Funk, Trierischer Volksfreund

Die Jury:

…macht als eine der ganz wenigen Frauen einen knallharten Job und hat den Trierischen Volksfreund auf Vordermann gebracht – online wie offline – und zeigt so, warum es sich lohnt, mehr Frauen in die Chefredaktionen zu holen.

 

 

Autor regional

Wolfgang Kaes (Bonner Generalanzeiger), Autor (regional) des Jahres 2012
Wolfgang Kaes (Bonner Generalanzeiger), Autor (regional) des Jahres 2012 (links) mit Laudator Joachim Widmann, und den weiteren Preisträgern Frank Jansen (Berliner Tagesspiegel) und Andreas Müller (Stuttgarter Zeitung) v.l.n.r.

  • Thomas Lenerz, der Bruder von Trudel, deren Tötung Wolfgang Kaes mit seiner Recherche aufdeckte bedankt sich bei Kaes mit einer eigenen Laudatio (Zum lesen von Lenerz Laudatio bitte hier klicken)

 

Thomas Lenerz: Laudatio Wolfgang Kaes zum Journalistenpreis 2012

Die Begegnung mit Wolfgang Kaes ist das Größte, was unserer Familie passieren konnte: Nach 16 Jahren war es das Ende der Ungewissheit, was mit unserer geliebten Trudel passiert ist. Auch wenn dadurch ein furchtbares Verbrechen aufgedeckt wurde. Dass meine Schwester, mit der ich noch einen Tag vor ihrem Verschwinden lange am Telefon geredet hatte, einfach geht, ohne uns ein Sterbenswort zu sagen, das konnten wir all die 16 Jahre nicht glauben. Spätestens beim Tod unseres Vaters im November 2004 waren wir überzeugt, sie würde zur Beerdigung ihres geliebten Vaters kommen. Am Grab haben wir uns immer wieder umgeschaut. Aber sie kam nicht. Das war der Moment, als wir sicher wussten, sie lebt nicht mehr. Aber die Ungewissheit blieb.

Meine Schwester Trudel für tot erklären zu lassen, war eine Resignation. Der Wunsch, nach 16 Jahren die Akte zu schließen. Mit der amtlichen Anzeige des Amtsgerichts Rheinbach trat der Journalist Wolfgang Kaes in unser Leben. Er war der erste, der uns wirklich geholfen hat: Ich erinnere mich genau an den Moment, wo wir uns das erste Mal getroffen haben, in einem Schnellrestaurant: Zunächst war ich skeptisch, doch vielleicht nur so ein Schreiberling? Aber schnell wurde mir klar, dem Mann können wir vertrauen. Er war ganz ruhig, hat ganz genau zugehört. Dann hat er seine Kontakte genutzt und recherchiert.

Als am 9. Januar 2012 die Geschichte vom mysteriösen Verschwinden Trudels im Bonner General-Anzeiger erschien, schlug das ein wie eine Bombe: Auf einer ganzen Doppelseite, mit einem Foto meiner Schwester, so groß als wär’s die Bundeskanzlerin. Aus ganz Deutschland bekamen wir Anrufe, von wildfremden Menschen, die mit fieberten.

Das Tolle war, Wolfgang Kaes blieb an der Geschichte dran, hartnäckig. Und ich konnte ihn jederzeit – Tag und Nacht – anrufen, wenn ich eine neue Idee hatte. Nie war er sauer oder genervt. Die Berichterstattung führte schließlich dazu, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen wurden. Er war unser Strohhalm, die Verbindung zu Trudel nach oben: In den Himmel, wo sie für uns war, auch wenn wir damals noch nicht wussten, was mit ihr auf der Erde passiert ist.

Als wir – nach knapp vier Monaten – am 16. April 2012 die Gewissheit bekamen, dass Trudel Opfer eines Verbrechens geworden war und kurz darauf ihr damaliger Ehemann, mein einst sehr geschätzter Schwager, gestand, dass er sie mit einem Kissen erstickt hat, da haben wir uns eine Minute lang sogar sehr gefreut. Weil die Ungewissheit weg war, es eine Erlösung war. In der nächsten Sekunde jedoch war es dann wieder ganz schlimm, vielleicht sogar noch schlimmer. Jedenfalls anders schlimm.

Wolfgang Kaes war dabei, als die Kripo uns die Wahrheit über Trudel offenbarte: Dass sie seit dem Tag ihres Verschwindens (am 21. März 1996) bereits tot in einem Waldstück vergraben worden war. Wolfgang Kaes war auch als einziger Fremder dabei, als wir Trudel nach Hause geholt haben, als wir im kleinen Familienkreis ihre sterblichen Überreste in Mayen beigesetzt haben. Neben ihrem geliebten Vater. Auch Wolfgang Kaes hat am Grab geweint, auch wenn er Trudel nicht gekannt hat. Aber er hat sie im Laufe der Wochen, in der er sich intensiv mit ihr und uns beschäftigt hat, sehr gut kennengelernt. Sie war wieder sehr lebendig geworden.

Wir haben es auch Wolfgang Kaes zu verdanken, dass Trudels Ehemann vom Bonner Schwurgericht wegen Totschlags verurteilt werden konnte, noch bevor das Verbrechen verjährt gewesen wäre. Vor allem hat er uns geholfen, unserer Schwester die Würde zurückzugeben, die durch zahlreiche böse Gerüchte so verletzt worden war.

Wolfgang Kaes ist nicht nur ein großer Journalist und auch kluger Kriminalist, vor allem ist er durch seine Menschlichkeit unser geliebter und verehrter Freund geworden. Mehr als er für uns getan hat, kann man nicht tun. Er ist unser absoluter Hero. Für Sie ist er der Journalist des Jahres, für uns ist er der Journalist des Jahrhunderts.

Bei unserer ersten Begegnung hatte ich Wolfgang Kaes versprochen, wenn es ihm gelingt, aufzuklären, was mit Trudel geschehen ist, dann würden wir ihm auf dem Marktplatz von Mayen – immerhin ist es ja auch seine Heimatstadt– ein Denkmal setzen. Das dürfen wir natürlich nicht. Aber er wird sein Denkmal bekommen. In Stein gehauen. In unserem Herzen hat er es lange schon.

Vielen Dank.
Thomas Lenerz, auch im Namen von Trudels Mutter und der ganzen Familie.


Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

(Die Begründungen sehen Sie nach Klick auf den Namen)

    • Wolfgang Kaes, Chefreporter des Bonner „General-Anzeigers“

Die Jury:

…zeigt beispielhafte Lokalreporter-Tugenden: Er deckte in akribischen, monatelangen Recherchen (u.a. Gespräche mit 62 Personen) ein Verbrechen auf, das Polizei und Staatsanwaltschaft zum Handeln zwang. Der Fall Trudel Ulmen bewegte die Region und schließlich das ganze Land. Zudem deckte er auf, wie das Rheinschifffahrtsunternehmen „KölnDüsseldorfer“ mit dem Ausflaggen seiner Schiffe Steuerlöcher nutzt, was für Schlagzeilen weit über die Region sorgte. Ein Lokalreporter mit Vorbildcharakter: Mit Beharrlichkeit und Spürsinn setzt er Themen, die berühren und bewegen.

    • Frank Jansen, Redakteur beim „Tagesspiegel“

Die Jury:

Frank Jansen weist als Rechtsextremismus-Experte seit Jahren auf die zunehmende Gewalt der Szene hin. Durch seine Beiträge hat er 2012 maßgeblich dazu beigetragen, dass Brandenburgs Innenminister alle seit 1990 begangenen Mordfälle mit rechtsextremem Hintergrund nochmals prüfen lässt, auch die, bei denen ein rechtsextremer Hintergrund nur vermutet wird.

    • Andreas Müller, Stuttgarter Zeitung

Die Jury:

Müller bleibt hartnäckig an seinen Themen dran und klärt dabei auch noch vorbildlich auf. Die Ermittlungen gegen den ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus in der Affäre um den EnBW-Rückkauf gehen auch auf Müllers Wühlarbeit zurück, der dem Untersuchungsausschuss Dampf machte und dafür mit dem Otto-Brenner-Preis geehrt wurde.

    • Volker ter Haseborg, Lars Marten Nagel, Hamburger Abendblatt

Die Jury:

…erzielen mit ihren für eine Regionalzeitung außergewöhnlich vielfältigen Recherchen und Themen große Wirkung: Nach der Enthüllung über unterbezahlte Vollzeitkräfte bei Hamburger städtischen Unternehmen kündigte Bürgermeister Olaf Scholz einen Mindestlohn an.

    • Katrin Steinert, Rhein-Zeitung

Die Jury:

… hat ein völlig neues Format und auch einen neuen Ton im Lokaljournalismus etabliert: Ihre Videos sind gut gelaunte Impressionen von Land und Leuten – nicht immer perfekt, aber unverwechselbar und nah an den Menschen

    • René Wappler, Lausitzer Rundschau

Die Jury:

…hat 2012 viel über Nazis und rechtsextreme Umtriebe in der Region recherchiert und berichtet und sich – wie auch seine Kollegen – auch von deren Drohungen und Einschüchterungsversuchen nicht davon abhalten lassen.

    • Stefan Aigner, Regensburg Digital

Die Jury:

… greift vernachlässigte Themen auf und konfrontiert Bürger, Unternehmen und Institutionen der Stadt Regensburg mit kritischen Recherchen – weitestgehend allein und mit immer größerem Erfolg, unabhängig und unbequem.

    • Diane Baatani, Thomas Mitzlaff, Allgemeine Zeitung Uelzen

Die Jury:

…verdienen hohen Respekt und Anerkennung für ihre engagierte Berichterstattung über die so genannte Douglas-Bande, eine Jugendbande, die monatelang Uelzen terrorisierte. Selbst massive persönliche Bedrohung hielt die beiden nicht davon ab, dem Thema hartnäckig nachzugehen. Ein beispielhaftes Engagement im Lokalen gegen Mißstände vor Ort.

    • Christiane Kohl, Süddeutsche Zeitung

Die Jury:

…liefert die besten Hintergrund- und Lageberichte aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, ist immer bestens informiert, immer eigenständig und dennoch umsichtig und präzise, etwa in Sachen Rechtsextremismus und Landespolitik.

    • Wolfgang Wiedlich, Bonner Generalanzeiger

Die Jury:

Die von ihm federführend betriebene Serie „WCCB, die Millionenfalle“, an der zahlreiche Reporter und Redakteure mitgewirkt haben, ist ein Vorbild für unermüdliche und herausragende Recherche-Arbeit – auch nach 85 Folgen ist kein Ende abzusehen.

 

 

Newcomer

Daniel Drepper und Niklas Schenck, Newcomer des Jahres 2012
Niklas Schenck (rechts) und Daniel Drepper, Newcomer des Jahres 2012


Die Top 10 und ihre Jury-Begründungen

(Die Begründungen sehen Sie nach Klick auf den Namen)

    • Daniel Drepper und Niklas Schenck, freie Reporter

Die Jury:

…haben mit ihrer hartnäckigen Recherche im Zusammenhang mit den Medaillenvorgaben für die deutschen Olympiasportler und dem Kampf um „ihr“ Recht im Zusammenhang mit dem Informationsfreiheitsgesetz das Fürchten gelehrt und ihr Recht auf Informationen gegen viele Widerstände erzwungen. Selbst von hohen finanziellen Belastungen durch behördliche Forderungen haben sich die beiden talentierten Nachwuchsreporter nicht abschrecken lassen. Diese Standfestigkeit und Ausdauer sind beispielhaft.

    • Lorenz Matzat, freier Datenjournalist

Die Jury:

Lorenz Matzat ist vom Datenjournalismus fasziniert und versucht seit Jahren, das Genre hierzulande nach vorn zu bringen. Mit seinen innovativen Ansätzen, die sich über die Agentur OpenDataCity z.B. im „SZ“-Zugmonitor niederschlagen, verblüfft er die Branche immer wieder. Seine Vorratsdaten-Anwendung für Zeit Online bekam 2011 den Grimme Online Award.

    • Alice Bota, Khuê Pham, Özlem Topçu, Die Zeit

Die Jury:

Jung, klug und mit einem besonderen Standpunkt: Die drei „Zeit“-Politikredakteurinnen brachten 2012 das Buch „Wir neuen Deutschen“ heraus, in dem sie als erfolgreiche „Deutsche mit Migrationshintergrund“ ihr Lebensgefühl jenseits der Zugehörigkeiten schildern und den Ethnodeutschen wie den Zugewanderten die Augen öffnen.

    • Team 12 Team 10, Axel-Springer-Akademie

Die Jury:

…haben mit „20zwoelf.de“ein sowohl durch Inhalt wie Crossmedialität viel beachtetes Portal über die Pressefreiheit in Deutschland entwickelt – mit ungewöhnlichen Ansätzen und einer erfolgreichen Social-Media-Einbindung.

    • Antonia Baum, FAZ

Die Jury:

…bringt einen komplett neuen Ton in das Feuilleton, ist zudem schon aufgefallen mit Kurzgeschichten und einem Roman.

    • Jaafar Abdul-Karim, Deutsche Welle

Die Jury:

…trifft in seiner Sendung über Politik, Musik, Religion mit arabischen und deutschen, meist jungen Gesprächspartnern auch in der aufgeheizten Atmosphäre der arabischen Revolution den richtigen Ton und berichtet zudem als Reporter aus Ägypten, Tunesien und Libyen.

    • Juliane Wiedemeier, Thomas Trappe, Prenzlauer Berg Nachrichten

Die Jury:

…machen, was sich die etablierten Verlage nicht (mehr) trauen: innovativen (Hyper-)Lokaljournalismus. Ihr Online-Magazin nur für einen Stadtteil lässt manchen gedruckten Lokalteil alt aussehen.

    • Julia Smirnova, Die Welt

Die Jury:

… zeigt als Auslandskorrespondentin mit streitbaren Kommentaren, packenden Reportagen und investigativen Hintergrundstücken eine bemkersnwerte Bandbreite an journalistischem Können.

    • Rebecca Gudisch, Benjamin Best, frei

Die Jury:

…gaben 2012 mit ihrem für den deutschen Menschenrechtsfilmpreis nominierten WDR-Beitrag über „Pharmasklaven“ ein exzellentes Beispiel für mutigen investigativen Journalismus.

    • Lothar Kuhn, New Scientist

Die Jury:

…ist mit dem “New Scientist” als Wochenzeitschrift ein echtes Wagnis eingegangen und bringt neuen Schwung in den Wissenschaftsjournalismus – auch weil er entgegen dem Trend nicht nur auf Online setzt.

Sonderpreis 2012: „Pro Quote“

Maria von Welser ehrt Annette Bruhns stellvertretend für die Journalistinnen-Initiative ProQuote mit dem Sonderpreis 2012
Maria von Welser ehrt Annette Bruhns stellvertretend für die Journalistinnen-Initiative ProQuote mit dem Sonderpreis 2012


 

  • Die Laudatio von Maria von Welser

 

Es ist mir eine besondere Ehre und Freude, heute die Laudatio auf engagierte tolle journalistische Kolleginnen halten zu dürfen. Es geht um Quote, um die Quote. Seit ich Journalistin bin, kenne ich – wie Sie sicher auch – diese unsägliche Argumentation von, ja auch, von Frauen: ich will keine Quotenfrau sein.
Ich bin gut durch eigene Leistung, Arbeit, durch eigenen Einsatz. Ich brauche keine Quote.
Als ich mit 23 Jahren mein Volontariat beim Münchner Merkur angetreten habe, wäre das damals auch meine Argumentation gewesen.
Das ist jetzt 43 Jahre her….Und heute weiß ich. Es geht nirgends und nie ohne Quote. Die Grünen haben es uns in der Politik vorgemacht.
Jetzt endlich feiern wir und beglückwünschen wir eine Journalistinnen-Initiative für ihre Forderungen auch nach einer verbindlichen Frauenquote in allen Ebenen unseres Berufes. Vor allem aber: an der Spitze. Denn bis heute werden nur zwei Prozent der deutschen Tageszeitungen von Chefredakteurinnen geleitet.

In meinem Berufsfeld, dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen gibt es jetzt immerhin in der ARD drei Intendantinnen- im ZDF zwei Hauptabteilungsleiterinnen. Aber überwiegend und überall an der Spitze: Männer. Über 90 Prozent der Leitungspositionen im öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Gewerbe halten sie besetzt.

Dass sich endlich etwas bewegt, haben ein paar kämpferische Frauen handstreichartig auf den Weg gebracht. Mit ihrer Forderung nach 30 Prozent Frauen in journalistischen Führungspositionen. Der Verein Pro Quote sorgt dafür, dass sich die Männer sorgen.

Das würden sie natürlich nie zugeben. Sie alle waren doch immer für Frauen in Führungspositionen. Nur- es fanden sich keine. Wie oft habe ich mir das anhören müssen….wenn meine Herren Direktoren-Kollegen dann mal wieder keine Frau gefunden haben und bedauernd ihren Kopf schütteln. Wo bitte sind denn die vielen Volontärinnen auf dem Weg nach oben abgeblieben? Alle zuhause mit Kindern und in der Küche?
Aber jetzt gärt es beim Spiegel, hoffentlich auch bald beim Stern unter dem neuen Chefredakteur. Die Männer-Doppelspitze gehört ja der Vergangenheit an. Das hat im übrigen eine Frau an der Verlagsspitze hinbekommen….mit Zwillingen. Wie schafft sie das nur, habe ich so viele Kollegen fragen hören.

Wenn ich hier aber die ehrenden Worte für den Verein Pro Quote sprechen darf, kann ich den Focus-Titel des neuen Chefredakteurs Jörg Quoos nicht außen vor lassen. Mit traumwandlerischer Sicherheit hat die Redaktion lauter Frauen mit ihren Nein zur Quote ausgewählt, die gar nie eine Quote nötig hatten. Logisch- als Ehefrauen oder Erbinnen, oder wie Kristina Schröder, die Flexifamilienministerin und Inhaberin einer vierfach-Quote: den Job hat sie bekommen, weil sie Frau ist, aus Hessen kommt, bei der CDU eingetragen ist und jung. Da läßt sich dann besonders überzeugend gegen die Quote wettern.

Aber jetzt der Verein Pro Quote. An ihn geht der Sonderpreis des Medium Magazins in diesem Jahr. Die Begründung der Jury im Wortlaut:
….weil sie quasi handstreichartig dafür gesorgt hat, dass ihre Forderung nach einer Besetzung von mindestens 30 Prozent der journalistischen Führungspositionen mit Frauen zu einem wirklich relevanten Thema in den Redaktionen 2012 wurde. Die Vielzahl der Reaktionen auf die (ehrenamtliche) Journalistinnen-Initiative und tausendfache Unterstützung der Forderung quer durch alle Mediengattungen hat tatsächlich etwas in Bewegung gesetzt und trägt bereits erkennbar Früchte. Das verdienst Anerkennung und Unterstützung…“
Ich gratuliere herzlich

Journalistinnen-Initiative „Pro Quote“

Die Jury:

Ein Sonderpreis geht in diesem Jahr an die Initiative „PRO QUOTE“, weil sie quasi handstreichartig dafür gesorgt hat, dass ihre Forderung nach einer Besetzung von mindestens 30 Prozent der journalistischen Führungspositionen mit Frauen zu einem wirklich relevanten Thema in den Redaktionen 2012 wurde. Die Vielzahl der Reaktionen auf die (ehrenamtliche) Journalistinnen-Initiative und tausendfache Unterstützung der Forderung quer durch alle Mediengattungen hat tatsächlich etwas in Bewegung gesetzt und trägt bereits erkennbar Früchte. Das verdient Anerkennung und Unterstützung.