Die Journalisten des Jahres 2010
Das sind die Gewinner: Als „Journalisten des Jahres“ in den zehn Fachkategorien wählte die „medium magazin“-Jury 2010 auf den ersten Platz zum:
1) „Chefredakteur des Jahres“: Wolfgang Büchner, Deutsche Presse Agentur
2) „Politikjournalist des Jahres“: Sabine Adler, „Deutschlandfunk/Dradio“
3) „Wirtschaftsjournalist des Jahres“: Klaus Ott ,“Süddeutsche Zeitung“
4) „Kulturjournalist des Jahres“: Frank Schirrmacher, FAZ
5) „Sportjournalist des Jahres“: Philipp Köster, „11Freunde“
6.) „Unterhaltungsjournalist d.es Jahres“: Oliver Welke, „heute show“/ZDF
7.) „Wissenschaftsjournalist des Jahres“: Ranga Yogeshwar, WDR/ARD
8.) „Reporter des Jahres“: Holger Gertz, „Süddeutsche Zeitung“
9.) Regional:
„Regionaler Chefredakteur d. Jahres“ : Alfons Pieper, „www.wir-in-nrw-blog.de“
„Regionaler Autor des Jahres“ : Thomas Datt/Arndt Ginzel, freie Journalisten (Leipzig)
10.) „Newcomer des Jahres: Sebastian Heiser, „tageszeitung“ (taz)
Mit dem Preis „Journalist/in des Jahres 2010“ wird die freie Autorin Carolin Emcke ausgezeichnet.
Den Ehrenpreis „Lebenswerk“ erhält der langjährige Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“ Hans-Werner Kilz (67)
Zur „Redaktion des Jahres 2010“ wählte die „medium magazin“-Jury „Panorama-DIE REPORTER“, vertreten durch Christoph Lütgert und Dietmar Schiffermüller
Ein Sonderpreis geht an die Journalistenvereinigung „Freischreiber“ für ihr ehrenamtliches Engagement für die beruflichen Belange freier Journalisten.
Der Preis wird 2010 zum 7. Mal vergeben, alle Preisträger werden von einer rund 70köpfigen unabhängigen „mediummagazin“-Fachjury gewählt.
Die komplette Liste mit allen 100 gewählten „Journalisten des Jahres“ der Top Ten in den jeweiligen Fachkategorien erscheint in „medium magazin“ 1+2/2011 am 5. Januar 2011
Die Jury-Begründungen:
Mit der Auszeichnung „Journalist/in des Jahres 2010“ würdigt die Jury die freie Autorin Carolin Emcke:
„Carolin Emcke hat 2010 durch ihre publizistischen Beiträge der gesellschaftlichen Debatte in Deutschland wichtige Impulse gegeben. Ihr ist es beispielhaft gelungen, Themen wie kulturelle Identität und gesellschaftliche Konfliktsituationen aus der nationalen Bauchnabelschau zu holen und in den notwendigen internationalen Kontext einzuordnen. In der Vielfalt ihres publizistischen Wirkens – als Reporterin, Essayistin und Buchautorin – zeigt sie eine außergewöhnliche Bandbreite mit hoher intellektueller Unabhängigkeit in ihrer Urteilskraft.
Beispielhaft dafür stehen 2010 ihre Reportagen aus dem Irak und Europa ebenso wie ihr Essay über „Liberaler Rassismus“ (erschienen in „Die Zeit“ bzw „Zeit magazin“). Vor dem Hintergrund ihrer internationalen Erfahrung erhalten ihre kritischen Reflektionen des Journalismus um so mehr Gewicht, wenn sie davor warnt: „Mehr als das Internet schreckt mich die zunehmende Neigung unserer Zunft, sich angstvoll mit sich selbst zu beschäftigen, und darüber die Auseinandersetzung mit der Welt zu vernachlässigen.“
Den Ehrenpreis „Lebenswerk“ erhält in diesem Jahr Hans-Werner Kilz (67, ), der von 1990 bis 1995 Chefredakteur des „Spiegels“ war und seit 1996 bis zum Jahresende 2010 die „Süddeutsche Zeitung“ leitet:
„Mit außergewöhnlicher Souveränität und beispielhafter journalistischer Haltung hat er die „Süddeutsche Zeitung“ an die Spitze der meinungsbildenden Medien in Deutschland geführt. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten hat er stets die redaktionelle Unabhängigkeit als oberstes Gebot verteidigt. Sein Wirken setzt Maßstäbe für die Branche, weil er stets klassische Tugenden wie sorgfältige Recherche und schreiberisches Können mit Innovationsfreude zu verbinden wusste.“
Zur REDAKTION des Jahres wählte die Jury „Panorma-DIE REPORTER“ (NDR)
„Die Redaktion von „Panorama – die Reporter“ zeigt zweierlei zugleich: Mit der Machart der aufwändigen Präsenter-Reportage, wie moderner TV-Journalismus aussehen kann. Vor allem aber, dass intensive Recherche auch für das vom Quotendruck getriebene Fernsehen kein Tabu sein muss, sondern sich sogar auszahlen kann. Beispiel „KiK-Story“, präsentiert von Christoph Lütgert: Das Investigativ-Stück über die Methoden des Textildiscounters zog gut vier Millionen Zuschauer in seinen Bann.“
Ein Sonderpreis geht 2010 an Freischreiber e.V:
„Die Journalistenvereinigung „Freischreiber“ erhält einen Sonderpreis für ihr erfolgreiches ehrenamtliches Engagement für die beruflichen Belange freier Journalisten, so auch mit dem „1.Zukunftskongress: „Mach´s Dir selbst“ im September 2010.“
Die Jurybegründungen in den Fachkategorien:
CHEFREDAKTEUR des Jahres“:
Wolfgang Büchner, Deutsche Presse Agentur
„Wolfgang Büchner ist es gelungen, der dpa neue Impulse zu geben: Er setzt Maßstäbe für Kommunikation und Transparenz, so beim offenen Umgang mit Fehlern. Er meisterte den Umzug in einen zukunftsweisenden Newsroom der größten deutschen Nachrichtenagentur. Dabei ist es ihm gelungen, das Team für seine Vorstellungen einer multimedialen, transparenten Agentur als Dienstleister zu motivieren.“
POLITIKjournalist des Jahres:
Sabine Adler, Deutschlandfunk/DRADIO
„Sabine Adlers Kommentare, Berichte und Interviews zeichnen sich durch ebenso kompetente wie kluge Analysen auf konstant hohem Niveau aus. Sie entzieht sich bewusst dem oft allzu aufgeregten Hauptstadtjournalismus und sorgt ruhig für den notwendigen Überblick über das politische Geschehen, insbesondere mit ihren Beiträgen in den „Informationen am Morgen“ des Deutschlandfunk. Das macht sie zur unverzichtbaren Stimme im Konzert der politischen Berichterstattung.“
WIRTSCHAFTSjournalist des Jahres:
Klaus Ott, „Süddeutsche Zeitung“
„Klaus Ott hat sich als glänzender investigativer Journalist in diesem Jahr vor allem um die Aufklärung des BayernLB-/HypoAlpeAdria-Komplexes verdient gemacht hat. Seine Hartnäckigkeit und Fähigkeit, Fehlentwicklungen in hochkomplexen Wirtschaftsprozesse und -verflechtungen aufzuspüren und auch für Laien verständlich zu machen, sind vorbildlich. Das hat er 2010 herausragend unter Beweis gestellt.“
KULTURjournalist des Jahres:
Frank Schirrmacher, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
„Frank Schirrmachers Meisterstück war 2010 die wegweisende und beispielgebende Behandlung des Aufregers des Jahres: Thilo Sarrazins Thesen aus dem Buch “Deutschland schafft sich ab”. Seine Essays, Interviews und Themensetzungen, auch zu anderen Themen wie z.B Internet oder Auswärtiges Amt, sind der beste Beweis dafür, dass die Auseinandersetzung mit der Kultur einer Gesellschaft das Fundament der politischen Berichterstattung ist.“
SPORT-Journalist des Jahres:
Philipp Köster, „11 Freunde“
„Philipp Köster hat im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 selbst Meisterhaftes geleistet. Pünktlich zum 10-jährigen Jubiläum von „11Freunde“ zeigte er und sein Team mit seinen WM-Specials, was der Begriff „Fußballkultur“ im besten Sinne bedeuten kann. Kein Wunder, dass Gruner + Jahr von diesem Meisterspiel profitieren will und sich an 11Freunde beteiligt hat.“
UNTERHALTUNGSjournalist des Jahres:
Oliver Welke, „heute show“, ZDF
„Oliver Welke als Kopf der „heute show“ gelingt es im deutschen TV die hohen Maßstäbe für Late-Night-Unterhaltung mit hartem politischem Kern zu füllen. Auf dem nicht ganz leichten wöchentlichem Sendeplatz schaffte er es mit der „heute show“ 2010 als innovatives Satire-Format Highlights zu setzen und zu beweisen, dass Journalismus und Unterhaltung im Fernsehen durchaus funktionieren können, ohne im Seichten stecken zu bleiben.“
WISSENSCHAFTSjournalist des Jahres:
Ranga Yogeshwar, WDR/ARD
„Ranga Yogeshwar gelingt es, selbst komplizierte wissenschaftliche Themen mit Leichtigkeit zu erklären und den Menschen nahe zu bringen. 2010 gelang ihm das in außergewöhnlich vielfältiger Weise bei allen großen Themen, die die Republik bewegten, in allen möglichen Kanälen und Formaten – sei es in der Kurzform auf NDR-Info oder in den großen TV-Abendshows der ARD. Besonders verdienstvoll: seine aufklärerische Arbeit in der Sarrazin-Debatte.“
REPORTER des Jahres:
Holger Gertz, „Süddeutsche Zeitung“
„Holger Gertz zeigte 2010 Reportertugenden in außergewöhnlicher Themen-Vielfalt von konstant hohem Niveau: Mit seinen Fußballreportagen, die stets weit mehr als „nur“ Sport erzählen, mit seinen Beiträgen aus Südafrika, die den Blick weit über die Fußballstadien richteten, mit seinen Portraits z.B. über Franz Xaver Kroetz, Heiner Geisler, Michael Schumacher oder – zusammen mit Alexander Gorkow- über Luis van Gaal , die zu den Meisterstücken des Genres gehören.“
REGIONAL:
Regionaler Chefredakteur des Jahres: Alfons Pieper, „www.wir-in-nrw-blog.de“
.Alfons Pieper hat mit seinem Blogger-Team den Landtagswahlkampf in NRW aufgemischt. Die Veröffentlichungen über die inneren Auseinandersetzungen der Parteien auf kommunaler und NRW-Ebene in der verflochtenen Kommunal- und Landespolitik haben zu einer Transparenz beigetragen, die weder die Zeitungen des Landes noch der öffentlich-rechtliche Rundfunk leisten.“
Regionaler Autor des Jahres“ : Thomas Datt/Arndt Ginzel, freie Journalisten (Leipzig)
„Thomas Datt und Arndt Ginzel gebührt Anerkennung für ihre Haltung, mit der sie seit Jahren die Nachwehen aus ihren Recherchen zum „Sachsensumpf“ aus- und ertragen. 2010 erging ein höchst umstrittenes Urteil: Obwohl die Artikel der beiden Freien presserechtlich unangefochten sind, wurden sie wegen Verleumdung und übler Nachrede verurteilt. Fortsetzung folgt 2011: Datt und Gintzel gingen in Berufung – und wagen sich in der Zwischenzeit unbeirrt in weitere Sümpfe, zuletzt bei den Leipziger Wasserwerken.“
NEWCOMER des Jahres:
Sebastian Heiser, „tageszeitung“ (taz)
„Sebastian Heiser betreibt auf dem neu geschaffen Posten eines Investigativ-Redakteurs das Projekt „open taz“ und geht dabei neue Wege: Er hat eine innovative Mischung aus Wikileaks-Prinzip und Leser-Blatt-Bindung (die Leser sagen, was sie untersucht haben wollen) geschaffen. Wie das in der Praxis funktionieren kann, zeigt sein Scoop, als er Geheimverträge der Berliner Wasserbetriebe in November 2010 herausfand und die Ergebnisse seiner Recherchen ähnlich dem wikileaks-Prinzip veröffentlichte. Bemerkenswert ist zudem, wie er seine selbstkritische Grundhaltung öffentlich dokumentiert und so den Lesern die journalistische Arbeit transparent macht.“
Der „medium magazin“-Preis „Journalisten des Jahres“ wird seit 2004 verliehen und ermittelt durch ein mehrstufiges Wahlverfahren einer unabhängigen Jury. Zusätzlich können Interessierte auch per Internet-Votum Kandidaten und Kandidatinnen für die Wahl nominieren. (Ergänzung 23.12.: Der Preis ist undotiert.)
Die rund 70-köpfige Jury der „Journalisten des Jahres 2010“ besteht aus renommierten Journalisten und Medienexperten – darunter Axel Buchholz, Dieter Degler, Bernd Gäbler, Wilm Herlyn, Michael Jürgs, Wolfgang Kaden, Eva Kohlrusch, Ingrid Kolb, Claus Larass, Maria von Welser, Adolf Theobald und Andre Zalbertus – sowie tradtionell, für ein Jahr, auch aus die Vorjahrespreisträgern. Dazu gehören für 2009 u.a.: Nikolaus Brender, Klaus Brinkbäumer, Werner Bartens, Kai Diekmann, Helmut Markwort, Stefan Kornelius, Michael Ohnewald, Ines Pohl und Frank Berberich.
„Journalist/in des Jahres“ waren bisher Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (2004), Alice Schwarzer, Herausgeberin von „Emma“ (2005), Michael Ebert und Timm Klotzek, Chefredakteure der G+J-Zeitschrift „Neon“ (2006), Stefan Niggemeier, freier Journalist und Blogger (2007), das Reporterteam Markus Grill und Malte Arnsperger , die 2008 im „stern“ den Bespitzelungsskandal bei Lidl aufgedeckt hatten, und für das Jahr 2009 der ehemalige Chefredakteur des ZDF, Nikolaus Brender.
Die Preisverleihung und Feier der „Journalisten des Jahres 2010“ wird am Montag, 7.Februar 2011, im Deutschen Historischen Museum in Berlin stattfinden – unterstützt von der metro group und der otto group.
Kontakt: Annette Milz, Chefredakteurin „medium magazin“, redaktion@mediummagazin.de