Bücher

Macht-Journalismus

Dirk C. Fleck: „Die vierte Macht. Spitzenjournalisten zu ihrer Verantwortung in Krisenzeiten“, Hoffmann und Campe 2012, 319 Seiten, 22,99 Euro.

Inwieweit die Medien ihrer Rolle als „vierter Macht“ gerecht werden oder ob dieser Begriff überhaupt angemessen ist, darüber lässt sich streiten. Hans-Ulrich Jörges hat da seine ganz persönliche Meinung: „Die Politik ist immer weniger fähig, die Welt und sich selbst zu erklären. Das müssen die Medien übernehmen.“ Für sein Buch über „Die vierte Macht“ hat Dirk C. Fleck führende deutsche Journalisten porträtiert. Anne Will, Jakob Augstein, Frank Schirrmacher, Giovanni di Lorenzo und viele mehr beziehen Position zur Frage, wie die Medien als „vierte Gewalt“ agieren. Oder ist diese Frage in Zeiten des allgegenwärtigen Infotainments vielleicht überholt? Das Verhältnis der porträtierten Männer zu porträtierten Frauen von 23:2 begründet Fleck, heute freier Autor für „Spiegel“, „Stern“ und „Geo“, früher unter anderem Lokalchef der „Hamburger Morgenpost“, damit, dass 13 der angeschriebenen Frauen sich „verweigert“ hätten. Sie hätten sich teilweise mit einem „sehr männlichen“ Argument aus der Affäre gezogen: Terminschwierigkeiten – obwohl für den Gesprächstermin ein Zeitraum von sechs Monaten zur Verfügung gestanden habe. Beim Nachwort zum Thema Verantwortung von Medien und Politik haben Verlag und Autor ein gutes Näschen bewiesen: Geschrieben hat es Katrin Göring-Eckardt. Die grüne Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2013 bietet den Medien Stoff für schwarz-grüne Spekulationen.

Edelklatsch

Hubert Burda: „Die Bunte Story. Ein People-Magazin in Zeiten des Umbruchs“, Pantheon 2012, 128 Seiten, 14,99 Euro.

War die „Bunte“ in den 1950er Jahren noch vom Geist des Wirtschaftswunders umgeben, so verwandelte Hubert Burda die Illustrierte in seinen zehn Jahren als Chefredakteur von 1976 bis 1986 in ein People-Magazin nach US-Vorbild. Seit 1986 als Nachfolger seines Vaters Franz Burda selbst Verleger, erzählt Hubert Burda die Geschichte der „Bunte“ in einem mit zahlreichen Schwarzweiß- und Farbfotos gestalteten Buch. So stattete zum Beispiel kein Geringerer als Andy Warhol anlässlich des 70. Geburtstags von Franz Burda der Familie einen Besuch in Offenburg ab.

Überhaupt, die Nostalgie: Hubert Burda schreibt in seinem Prolog, er wolle an eine Zeit erinnern, in der das Zeitschriftenmachen noch voller Abenteuer und Erfindungen gewesen sei. Mehr noch: Die gesamte Redaktion habe ein gemeinsames Lebensgefühl geteilt. Burda widmet sein Buch dem im vergangenen Jahr verstorbenen Medienwissenschaftler Friedrich Kittler – dieser habe ihn gelehrt, unter anderem Pink Floyd und Martin Heidegger „im richtigen Kontext“ zu verstehen. Das Schlusskapitel „Medien im Umbruch“ nimmt eine Standortbestimmung vor. Der Verleger spricht Klartext: Als reines Printprodukt würde die Burda-Computerzeitschrift „Chip“ nur rote Zahlen schreiben. Und da Medien sowieso ein einziges Drama sind, folgt ein Epilog.

Hubert Burda erinnert an die Zeit ab Mitte der 1990er Jahre: Ihm, einer Art Prediger in der Wüste, sei damals „digitaler Rinderwahnsinn“ attestiert worden.

Alle an einem Strang

Manfred Noé: „Praxisbuch Teamarbeit“, Hanser 2012, 260 Seiten, 39,90 Euro.

Wie lassen sich beim Arbeiten im Team brachliegende Potenziale nutzen? Der Autor, Unternehmensberater Manfred Noé, war jahrzehntelang bei Siemens tätig. Er zeigt, wie durch gute Teamarbeit die Produktivität und die Motivation der Mitarbeiter gesteigert werden können. Zwar handelt es sich um einen allgemeinen Ratgeber, doch dürfen Redaktionen und Verlage sich angesprochen fühlen – dieser Tage sogar besonders. Ein wichtiger Punkt ist bei aller Bedeutung von Kosteneffizienz die Unternehmenskultur: Kontrollen beispielsweise führen dem Autor zufolge nicht zu einer Verbesserung der Leistung, sondern eher zur Verunsicherung der Mitarbeiter.

Erschienen in Ausgabe 01-02/202013 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 70 bis 70. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.