Balken, Linien und eine Torte

Datenjournalismus ist längst keine Spielerei der Online-Avantgarde mehr. Das liegt einerseits daran, dass in der Journalisten Aus- und Fortbildung immer wieder auf das Potenzial dieser neuen Technik hingewiesen wird, andererseits an den Tools, die immer leichter zu bedienen sind.

Eines dieser Tools ist der kostenlose Datawrapper, der von der Akademie Berufliche Bildung der deutschen Zeitungsverlage (ABZV) unter Leitung von Mirko Lorenz entwickelt wurde. Mit diesem Datawrapper können Journalisten Excel-Tabellen mit wenig Aufwand in interaktive Diagramme verwandeln, die sich online einbinden lassen. Zu den ersten Anwendern des Tools gehörten die Dortmunder „Ruhr-Nachrichten“ und das Data-Blog des „Guardian“.

Die Logik des Werkzeugs: Es erlaubt, sich auf die Recherche und Analyse der Daten zu konzentrieren, die Darstellung übernimmt das Tool. Wir zeigen, wie der Datawrapper eingesetzt werden kann – etwa um die Studierendenzahlen Hessens zu illustrieren.

1. Datenrecherche:

Eine gute Quelle für erste Datenprojekte ist das Bundesamt für Statistik. Statistiken an sich sind natürlich noch keine Geschichte, aber mit Fragen, die die Datawrapper-Macher in ihrem Tutorial stellen, kommt man schnell zu Ergebnissen:

* Wie sieht es in anderen Städten aus? Zur Gegenüberstellung mit den Zahlen aus der eigenen Region.

* Wie sah es früher aus? Die Entwicklung im Laufe der vergangenen Jahre zeigt oft Unregelmäßigkeiten. In unserem Beispiel gibt es etwa einen deutlichen Ausschlag im Wintersemester 2007/08 – als in Hessen Studiengebühren eingeführt wurden.

* Wie viele Menschen sind betroffen? Oft klingt ein von Politikern verkündeter Betrag nicht mehr so imposant, wenn man ihn durch die Anzahl der Begünstigten teilt.

* Wie kommen die Zahlen zustande? In der Statistik der Studierenden kann man etwa recherchieren, ob Austauschstudenten inbegriffen sind.

2. Daten bearbeiten:

Für leicht verständliche Grafiken sollte man sich auf das Wesentliche konzentrieren. Wenn es für die jeweilige Fragestellung zum Beispiel irrelevant ist, ob die Studierenden Deutsche oder Ausländer sind, nehmen Sie besser die Gesamtzahl und löschen die überflüssigen Spalten. Quellenangaben lassen sich später noch eintragen, aus der Tabelle also besser erst einmal löschen. Am besten lassen sich einfache Listen darstellen, in denen einem Thema ein Wert zugeordnet wird. Die Tabelle sollte im CSV-Format gespeichert oder in die Zwischenablage kopiert werden.

3. Übertragung in Datawrapper

Gehen Sie auf www.datawrapper.de und erstellen Sie einen Account – sonst lassen sich Diagramme nicht speichern, entsprechend auch nicht in eine Website einbinden. Dann in die Funktion „Diagramm erstellen“ gehen und im neuen Fenster die Tabelle hochladen oder sie aus der Zwischenablage ins Fenster einfügen. Beim Hochladen kam es in unserem Beispiel zu Problemen mit Umlauten. Beim Kopieren sind diese nicht aufgetreten. Weil sich die Felder nach dem Upload nicht mehr editieren lassen, müssen Sie Korrekturen in der Originaldatei vornehmen und diese gegebenenfalls neu hochladen.

4. Die Feinheiten

Nach dem Hochladen zeigt das Tool eine Voransicht. Hier können Sie die Datenquelle verlinken oder einstellen, wie Zahlen dargestellt werden sollen. Man kann Maßeinheiten oder einen Quotienten wählen.

5. Die Darstellung

Nun gilt es nur noch, die Visualisierung des Diagramms auszuwählen: entweder in der Form von Linien, Balken, Torte oder Donut. In diesem Jahr soll auch die Möglichkeit der Kartendarstellung dazukommen, indem die vom Datawrapper-Programmierer Gregor Aisch entwickelte „Kartograph.js“-Bibliothek integriert wird.

Zum Schluss muss nur noch die Grafik beschriftet werden, man kann Farben auswählen und einige weitere Parameter anpassen. Mit einem Klick auf „Veröffentlichen“ erstellt Datawrapper das Diagramm. Danach lässt sich noch einstellen, wie breit und hoch es auf der Seite angezeigt werden darf. Als finaler Schritt muss lediglich der Embed-Code kopiert werden, um das Diagramm so in den Artikel einzubinden.

Tipps: Tools

Datawrapper:

www.datawrapper.de

„Many Eyes“ von IBM:

www-958.ibm.com

Google Fusion Tables: tables.googlelabs.com

Erschienen in Ausgabe 01-02/202013 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 69 bis 69 Autor/en: Thomas Strothjohann. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.