Arbeitsmarkt Journalismus 2013

„Wo in diesem Leben gibt es eine Garantie? Aber ich bin Optimist und deshalb nervt es mich, dass wir im deutschen Journalismus gerade ständig die Haare in der Suppe suchen, um daraus einen Zopf zu flechten, anstatt gemeinsam an unserer Zukunft zu bauen.“

Gut gemeinte Worte des neuen dapd-Investors Ulrich Ende im „Tagesspiegel“ auf die Frage nach weiteren Kündigungen bei dapd. Sie werden wie vieles andere in den letzten Wochen nicht dazu beigetragen haben, dass sich Journalisten weniger Gedanken darüber machen, ob sie morgen noch einen Job haben. „medium magazin“ hat deshalb in einer großen Arbeitgeber-Umfrage knapp 60 Verlage, Sender und Medienunternehmen angeschrieben und gefragt, ob bei ihnen 2013 Stellenstreichungen im redaktionellen Bereich geplant sind, welche Redaktionen betroffen sind und wie etwaige Personaleinsparungen umgesetzt werden sollen – durch betriebsbedingte Kündigungen, Zusammenlegungen von Redaktionen, Altersteilzeit o.ä.? Mit ganz unterschiedlichen Redaktionen: Wichtige Akteure der Branche wie die Südwestdeutsche Medienholding GmbH (SWMH), die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck oder die Heinrich Bauer Verlag KG haben sich erst gar nicht geäußert, andere auf kürzlich gegebene Interviews der Geschäftsführung zum Thema verwiesen (Spiegel-Gruppe) oder unter Berufung auf noch laufende Budgetverhandlungen von einem Statement abgesehen, wie der Mittelrhein-Verlag, „Rhein-Zeitung“. Die Antworten, die uns erreichten, dokumentieren wir im O-Ton – als Absichtserklärungen, an denen sich die Unternehmen in den nächsten Monaten werden messen lassen müssen, als Stimmungsbild der Branche – und nicht zuletzt weil auch die Art und Weise nichts zu einem Thema zu sagen durchaus erhellend sein kann.

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Axel Springer/Welt-Gruppe

„Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung und des daran angeschlossenen Wachstums nimmt die Anzahl der Mitarbeiter bei Axel Springer konzernweit zu. In der Redaktionsgemeinschaft WELT-Gruppe/Berliner Morgenpost/Hamburger Abendblatt werden künftig weniger Mitarbeiter beschäftigt sein als bisher in den einzelnen Redaktionen. Konkrete Zahlen dazu gibt es nicht, da der Umfang dieser Neuorganisation von verschiedenen Faktoren, bezogen auf die Marktentwicklung und die interne Umsetzung abhängt. So setzen wir unter anderem auf die Mobilität der Mitarbeiter, auf sozialverträgliche Maßnahmen, wie z.B. Altersteilzeit und wollen die natürliche Fluktuation nutzen. Betriebsbedingte Kündigungen möchten wir soweit möglich vermeiden.“

Bianca-Maria Brandt,

Pressesprecherin der Axel Springer AG

Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH

„Anbei übersende ich Ihnen einen am 1.12.2012 erschienen Artikel aus dem „Abendblatt“ mit einer Aussage unseres Geschäftsführers Tobias Trevisan zur Situation der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Diese Aussage von Herrn Trevisan ist noch aktuell.“

Caroline Mohler,

Kommunikation FAZ

(Anm.d. Red: In dem „Abendblatt“-Gespräch schließt Trevisan einen Personalabbau für die nähere Zukunft aus. Der „FAZ“-Geschäftsführer erklärte zudem, dass auch ein höherer Verlust sein Haus nicht in Bedrängnis bringen könne, da in den vergangenen Jahren erhebliche Rücklagen gebildet worden seien.)

Frankfurter Societäts-Medien GmbH

„Für unser Haus kann ich Ihnen antworten, dass bei der Frankfurter Societäts-Medien GmbH für das Jahr 2013 keine Stellenstreichungen in den Redaktionen vorgesehen sind.“

Bianca Haag,

Leiterin Marketing und Kommunikation

Gruner+Jahr AG & Co KG

„Ich bitte um Verständnis, dass wir generell keine Auskunft zu etwaigen internen Struktur-, oder Umbaumaßnahmen geben.“

Claus-Peter Schrack,

Leiter Unternehmenskommunikation Gruner+Jahr AG & Co KG

Main-Post GmbH & Co. KG

„Im nächsten Jahr haben wir keine Stellenstreichungen in der Redaktion geplant. Wir werden auch alle Volontäre, die in 2013 Ihre Ausbildung bei uns beenden, übernehmen. Numerisch werden wir in 2013 sogar ganz leicht über der Mitarbeiterzahl von 2012 liegen. Da gilt für die Redaktion wie für das gesamte Haus. Dies ist durch Wachstum in einigen Geschäftsfeldern möglich.“

David Brandstätter, Geschäftsführer Main-Post GmbH & Co. KG

Mediengruppe M. DuMont Schauberg GmbH & Co. KG

„Es gibt keine Planungen über Stellenstreichungen im redaktionellen Bereich an den MDS-Standorten Köln, Halle und Hamburg. Die Informationen zum Berliner Verlag haben Sie ja mit der Pressemitteilung vom 29. November bekommen.“

Cornelia Seinsche, stv. Leiterin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Mediengruppe Madsack

„Ich wollte Ihnen kurz für Ihre Planung Bescheid geben, dass wir Ihnen zu Ihren Fragen keine Statements liefern können.“

Susanne Bömmel, Leitung Unternehmenskommunikation

Mediengruppe Pressedruck

„Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zur wirtschaftlichen Entwicklung unseres Hauses öffentlich nicht Stellung nehmen.“

Kai Löbert, stv. Leitung Gruppenkommunikation und Events

Münchener Zeitungs-Verlag GmbH & Co. KG München („Merkur“, tz)

„Nach meinem Kenntnisstand planen wir keine Stellenstreichungen im kommenden Jahr. Allerdings wird bei uns immer schon genau im Einzelfall geprüft, ob durch natürliche Abgänge wegfallende Stellen neu besetzt werden müssen oder durch Umorganisation eingespart werden können!“

Dr. Dirk Ippen, Verleger

Spiegel-Gruppe

Die Presseabteilung verweist telefonisch auf Interviews von „Spiegel“-Geschäftsführer Ove Saffe in „Horizont“ und der „Süddeutschen“. Den Aussagen zum Sparkurs dort sei aktuell nichts hinzuzufügen. (Anmerkung der Redaktion: Da die Spiegel-Gruppe sparen müsse, schloss Saffe in den Interviews einen Stellenabbau nicht aus. Der Personalaufwand müsse reduziert werden. Die Qualität solle unter den Sparmaßnahmen aber nicht leiden.)

WAZ Mediengruppe

Stellungnahme der Geschäftsführung der WAZ Mediengruppe: „Die Entwicklung des deutschen Zeitungsmarkts zwingt uns genauso wie viele andere Verlage dazu, an Kosteneinsparungen zu arbeiten. Wir sind allerdings noch in der Konzeptionsphase und es ist zu früh, hier zu einzelnen Maßnahmen Stellung zu nehmen.“

Daniela Schäfer, stellv. Leiterin der Unternehmenskommunikation

Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft mbH („Rheinische Post“)

„Wir möchten uns in diesem Fall nicht mit einem Statement einbringen, bitte haben Sie Verständnis.“

Ilka Hahn, stellv. Leiterin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH

„Bitte haben Sie Verständnis, dass wir kein Statement abgeben werden.“

Anne Schiess, Assistentin des Vorsitzenden der Geschäftsführung

Online

Wall Street Journal Deutschland

„Das Wall Street Journal Deutschland befindet sich nach wie vor auf Wachstumskurs, und das wird sich auch 2013 nicht ändern.“

Knut Engelmann, Chefredakteur von The Wall Street Journal Deutschland und Dow Jones Newswires Deutschland

Agenturen

dpa

„dpa plant keine Stellenstreichungen im redaktionellen Bereich.“

Christian Röwekamp, Leiter Unternehmenskommunikation

dapd

Kurz vor Weihnachten kündigte der neue Investor Ulrich Ende in einer Pressekonferenz an, er wolle um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Im Januar soll immerhin die Insovenzzeit der dapd beendet sein.

TV

ProSiebenSat.1 Media AG

„ProSiebenSat.1 plant für 2013 keine Stellenstreichungen im redaktionellen Bereich.“

Stefanie Prinz, Leiterin Kommunikation Unternehmen & Finanzen

Mediengruppe RTL Deutschland

„Für 2013 sind keine Stellenstreic
hungen in redaktionellen Bereichen unserer Gruppe geplant.“

Konstantin von Stechow, Unternehmenskommunikation (Schwerpunkte: Medienpolitik, Corporate Social Responsibility, Digitale Spartenkanäle)

Radio

Antenne Bayern

„Nach Rücksprache mit Karlheinz Hörhammer, Vorsitzender der Geschäftsführung von „Antenne Bayern“, kann ich Ihnen folgende Antworten aus unserem Haus übermitteln: Unser Haus plant im kommenden Jahr keine Stellenstreichungen und auch keine Personaleinsparungen.“

Pressesprecher Stefan Assfalg

Radio / Tele FFH GmbH & Co. Betriebs-KG (Radio FFH)

„Nein, wir planen keine Stellenstreichungen, denn wir finden es wichtig, in redaktionelle Qualität zu investieren. So bieten wir unseren Hörern zum Beispiel mehr Regionalität an, als der Hessische Rundfunk. Rund 100 Mitarbeiter arbeiten effizient für unsere drei Programme HIT RADIO FFH, planet radio, harmony.fm und unsere zwanzig Web-Kanäle.“

Hans-Dieter Hillmoth, Geschäftsführer und Programmdirektor

radio NRW GmbH

„Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass es bei uns im Haus die Maßgabe gibt, dass wir grundsätzlich zu diesem Thema keinerlei öffentliche Statements abgeben. Es tut mir leid, dass ich Ihnen daher in diesem Fall keine andere Antwort geben kann.“

Pressesprecherin Ina Pfuhler

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Bayerischer Rundfunk (BR)

„Für das Jahr 2012 kalkuliert der BR mit 3228 Stellen. Für 2013 sind 3.213 Stellen eingeplant. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Abbau von 15 Stellen. Im Einklang mit entsprechenden KEF-Vorgaben wird der BR im Zeitraum 2013 – 2016 insgesamt 60 Stellen abbauen. Der Stellenplan 2013 kommt mit dem Abbau von 15 Stellen dieser Verpflichtung zeitanteilig nach. Auf den redaktionellen Bereich entfällt eine der 15 Stellen. Der geplante Stellenabbau erfolgt beim BR in der Regel dadurch, dass durch Pensionierung oder Fluktuation frei werdende Stellen nicht wiederbesetzt werden.“ Regine Fenn, stv. Pressesprecherin, Leiterin Interne Kommunikation

Hessischer Rundfunk (hr)

„Der Hessische Rundfunk (hr) muss bis Ende 2016 insgesamt noch 70 Millionen Euro einsparen. Deshalb wird der hr bis 2016 weitere 100 Stellen nicht wieder besetzen. Das betrifft alle Bereiche des hr, auch die Redaktionen. Welche Redaktionen genau betroffen sind, steht im Einzelnen noch nicht fest.“

Tobias Häuser, Pressesprecher

Mitteldeutscher Rundfunk (mdr)

„Für den MDR fällt die Antwort ganz kurz und knapp aus: Der Stellenrahmen des MDR umfasst auch für nächstes Jahr 2009 Planstellen – wie seit 2011.“

Susanne Odenthal, Leiterin Presse und Information

Norddeutscher Rundfunk (NDR)

„Der NDR reduziert seinen Stellenbestand kontinuierlich weiter. Im Wirtschaftsplan 2013 sind insgesamt 13 Stellen weniger als im Vorjahr vorgesehen. Seit Mitte der 90er-Jahre hat der NDR die Zahl der Planstellen sozialverträglich um insgesamt rund 650 verringert; im Jahr 2013 beträgt sie 3.449. Die Einsparungen werden dadurch realisiert, dass Stellen nicht nachbesetzt werden.“

NDR-Sprecherin Iris Bents

Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb)

„Der rbb hat derzeit 1.627 fest angestellte Mitarbeiter(Dezember 2012, ohne ARD-Gemeinschaftseinrichtungen und IVZ) Der Stellenplan 2013 weist insgesamt 1467,5 Planstellen aus, das ist die gleiche Zahl wie 2012, es gibt absehbar also weder Stellenabbau noch Stellenzuwachs. Insgesamt hat der rbb heute aber 295,5 Stellen weniger als zum Zeitpunkt der Fusion 2003. Jede frei werdende Stelle wird weiterhin vor einer eventuellen Wiederbesetzung geprüft. Die Differenz zwischen der Zahl der Beschäftigten und der Zahl der Planstellen ergibt sich durch Teilzeitbeschäftigung etc.“

Justus Demmer,

Leiter Presse & Information

Saarländischen Rundfunk (SR)

„Der SR plant keine Kürzungen im redaktionellen Bereich.“

Peter Meyer, Leiter der SR-Kommunikation/Unternehmenssprecher

Südwestrundfunk (SWR)

„Bereits seit 2010 erstellt der SWR basierend auf der Unternehmensstrategie eine mehrjährige Personalplanung. Im Zuge dieser Personalplanung ist sowohl ein Personalumbau als auch ein Personalabbau möglich. Leitlinie dabei ist: Der SWR will die erforderlichen Einsparungen im Personalhaushalt sozialverträglich erreichen. Deshalb planen wir langfristig und schließen betriebsbedingte Kündigungen aus und sparen einen Teil der altersbedingt frei werdenden Stellen ein. Dies geschieht aber nicht willkürlich. Vielmehr richtet sich der Prozess an strategischen Zielen aus. Grundsätzlich finden in allen Bereichen Einsparungen statt – in Technik und Produktion ebenso wie in den Verwaltungsbereichen und im Programm. Allerdings haben wir diese Bereiche entlang der Unternehmensstrategie definiert und dementsprechend unterschiedliche Zielvorgaben entwickelt – weg von pauschalen Kürzungen, hin zu solchen, die mit dem parallel laufenden Modernisierungs- und Umbauprozess verbunden sind. Mitunter kann es im Zuge von Umstrukturierungen auch zu Personalumbau kommen. Gemeinsam mit den Personalvertretungen wurde deshalb ein Prozess erarbeitet, der es dem SWR ermöglicht, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in eine neue, angemessene und zufriedenstellende Beschäftigung zu bringen. So ist ein sachgerechter und wertschätzender Umgang bei personellen Veränderungsprozessen garantiert. Dank dieses Prozesses ist es uns möglich, auch 2013 zu verhindern, dass wir Redaktionen „ausbluten“ lassen und neben dem Abbau von Beschäftigungsverhältnissen über die altersbedingte Fluktuation in wichtigen strategischen Feldern Personal aufbauen. Im Saldo ergibt sich 2013 ein leichter Abbau der Beschäftigtenzahl.“

Wolfgang Utz, Leiter der Pressestelle

Radio Bremen (RB)

„Der Stellenbesetzungsplan von Radio Bremen weist für das Jahr 2013 insgesamt 217 Stellen aus. Das entspricht einem Abbau von fünf (4,9) Stellen im Vergleich zur Vorjahresplanung. Die Stellenreduzierung betrifft hauptsächlich den Hörfunk, wo freiwerdende Stellen umgeschichtet werden bzw. wegfallen. Radio Bremen hat in den letzten Jahren von ehemals 500 Stellen etwa 150 Stellen für die Radio-, TV- und Online-Produktion an die Bremedia Produktion GmbH ausgegliedert und über 100 Stellen abgebaut.“

Michael Glöckner, Leiter Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Westdeutscher Rundfunk (WDR)

„Der WDR plant für das Haushaltsjahr 2013 einen Abbau von 44,5 Stellen. Die Stelleneinsparungen betreffen alle Bereiche des Hauses. Die redaktionellen Stellen sind dabei weit unterproportional, nämlich nur mit 4 Stellen betroffen. Die Einsparung der Planstellen erfolgt im Rahmen von natürlicher Fluktuation.“

Uwe-Jens Lindner, WDR Presse

Erschienen in Ausgabe 01-02/202013 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 34 bis 34 Autor/en: Umfrage: Katy Walther. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.