29.500 Quadratmeter unweit der „Kö“, Düsseldorfs Edelmeile: Das Einkaufszentrum „Schadow-Arkaden“, das die Mediengruppe Rheinische Post 1994 in bester Innenstadtlage bauen ließ, kann sich sehen lassen – wohl auch in der Bilanz, aber darüber spricht Karl Hans Arnold nicht. Denn der Verlag ist ein Familienunternehmen ohne Publizitätspflicht. Gegründet 1946 von Karl Arnold, Anton Betz und Carl Wenderoth ist das Unternehmen bis heute in Hand der drei Familien und, als vierte im Bund seit 1970, der Familie Droste. Alle vier Familien sind im Aufsichtsrat vertreten (Vorsitzender: Felix Droste) und seit Anfang 2011 auch im Herausgeber-Gremium der RP. Wenig später, im Juli 2011, wurde Karl Arnolds Enkel zum Chef des Verlags berufen: Karl Hans Arnold, Jahrgang 1962, hat nach VWL- und BWL-Studium und Promotion seine Lehrjahre in Frankreich bei Gruner+Jahr verbracht, war u. a. Geschäftsführer von National Geographic France. 2002 kehrte er als geschäftsführender Gesellschafter ins Familienunternehmen zurück, kümmerte sich zunächst um die RP-Beteiligungen vor allem in Osteuropa, solange Clemens Bauer den Vorstandsvorsitz der Geschäftsführung innehatte. Flaggschiff der Gruppe ist die „Rheinische Post“, mit knapp 350.000 verkauften Exemplaren die bundesweit fünftgrößte Abonnementzeitung. Hinzu kommt mit „RP Online“ eines der reichweitenstärksten Online-Zeitungsportale (Platz 10 der Nachrichtenwebsites, AGOF). Zur Gruppe gehören auch Beteiligungen an fünf Anzeigenblattverlagen, drei lokalen TV-Sendern, 17 Hörfunksendern und an Fachverlagen.
2009 scheiterte der Versuch, den Zeitungsverlag Aachen zu übernehmen, noch am Kartellrecht. Heute wäre das dank gelockerter Bedingungen möglich, aber Karl Hans Arnold sagt: „Es gibt darüber keine Gespräche – und auch keine Planungen.“ Man wolle den Zeitungsverlag Aachen, an dem die RP-Gruppe mit einer Minderheit beteiligt ist, stattdessen „gemeinsam weiterentwickeln. Hier sind wir auf einem guten Weg.“ Dafür wird nun also Ende 2012 die Mehrheitsbeteiligung an der Zeitungsgruppe Saarbrücken rechtskräftig. Der Umsatz der RP-Gruppe, der 2011 bei 500 Millionen Euro lag, wächst damit auf über 800 Millionen. Möglich wurde dieser Sprung, weil Stephan von Holtzbrinck seinen 52-Prozent-Anteil an die Gesellschaft für staatsbürgerliche Bildung Saar mbH (GSB) verkaufte, die seit 1969 26 Prozent an der „Saarbrücker Zeitung“ hält. Weitere 15 Prozent gehören der Mitarbeiter-Beteiligungsgesellschaft. Seit März 2008 wird der SZ-Verlag von Joachim Meinhold (zuvor lange Geschäftsführer des „Tagesspiegel“, Eigentümer: Dieter von Holtzbrinck) geführt. Mit den ausgehandelten Konditionen für den Verkauf ist ihm – zusammen mit den Verhandlungsführern der GSB Rudolf Warnking und Friedel Läpple – ein Meisterstück gelungen. Denn die Bedingungen sichern den Saarbrückern weitgehende Eigenständigkeit und ein Vetorecht, u. a. dank eines Dreiviertel-Quorums für Zu- und Verkäufe. Beide Seiten sprechen jedoch unisono von einer „Idealpartnerschaft“.
Erschienen in Ausgabe 10+11/202012 in der Rubrik „Titel“ auf Seite 23 bis 24. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.