Spezial-Einheiten
Markus Kaiser (Hrsg.): „Special Interest. Ressortjournalismus: Konzepte, Ausbildung, Praxis“, Econ 2012, 217 Seiten, 23 Euro.
Seit einigen Jahren geht der Trend stark in Richtung eines thematisch spezialisierten Journalismus – und zwar medienübergreifend, nicht nur bei Print. Der Sammelband „Special Interest“ stellt zehn Fachgebiete vor, vom Politikjournalismus über den Mode- bis zum Religionsjournalismus. Zum Abschluss beantwortet jeweils eine Journalistin oder ein Journalist vom Fach fünf Fragen. Eine Sonderstellung nimmt die Auslandsberichterstattung ein. Das Buch gibt vor allem auch Antwort darauf, wie man in den jeweiligen Fachjournalismus hineinkommt. Grundsätzlich sei ein einschlägiges Studium ein Muss, heißt es im Beitrag über Kulturjournalismus. Quereinsteiger in die Medien, früher keine Seltenheit, gebe es kaum noch. Von besonderem Interesse ist natürlich der Medienjournalismus, Autorin Sissi Pitzer zufolge ein „klassisches Querschnittsressort“. Die Berichterstattung umfasse zum Beispiel Medienpolitik, -wirtschaft und -kultur. Medienjournalismus als Beschäftigung der Medien mit sich selbst erfordere einen besonders selbstkritischen Blick – hier gehe es um Glaubhaftigkeit.
Emotionsgeschichte
Katarzyna Mol: „Mit dem Herz in der Hand“, Ludwig 2012, 320 Seiten, 19,99 Euro.
Katarzyna Mol sorgte 2009 für eine große Überraschung in der Medienwelt, als sie Gruner+Jahr das Frauenmagazin „Emotion“ abkaufte und in Hamburg ihren eigenen Verlag gründete – ohne eigenes Vermögen und mitten in der Medienkrise. Nun erzählt Mol in „Mit dem Herz in der Hand“ ihre Lebensgeschichte – 1981 floh die gerade einmal Siebenjährige mit ihrer Mutter, einer Solidarność-Anhängerin, aus Polen. Mit dem Buch habe sie zwei Anliegen, erklärt sie: den deutschen Lesern ihr Heimatland Polen näherzubringen – und Mut zu machen, einen eigenen, ganz persönlichen Weg zu gehen. So wie sie mit „Emotion“; und dem zweiten Titel, den ihr Verlag Ende 2011 auf den Markt brachte, dem Philosophie-Magazin „Hohe Luft“. Mol ist sich der Risiken bewusst, doch Freiheit und Offenheit für Neues, findet sie, seien die Voraussetzungen für unternehmerischen Erfolg. Es hat sich also gelohnt, die alles andere als einfache Anfangsphase mit „Emotion“ durchzustehen, als die Anzeigenkunden sich zögerlich und abwartend verhielten. Ohne die seinerzeitige Krise der Frauenzeitschrift wäre sie vielleicht heute noch bei Gruner+Jahr, schreibt Katarzyna Mol.
Erschienen in Ausgabe 10+11/202012 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 54 bis 54 Autor/en: Bernd Stössel. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.