Stefan Willeke, „Zeit“-Dossier-Chef und Schalke-Fan

Warum sind Sie Journalist geworden?

Weil ich Menschen immer gerne Geschichten erzählt habe. Ursprünglich wollte ich Förster werden, aber mir fehlte der Jagdschein.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag, was war das Thema?

Aus dem Vortrag eines sterbenslangweiligen Professors machte ich einen sterbenslangweiligen Artikel für ein Lokalblatt und der Redakteur zwang mich, den Artikel zehn Mal umzuschreiben.

Wer sind Ihre Vorbilder im Journalismus?

Werner Hansch. Auch wegen seiner Stimme. Er könnte eine Atomkatastrophe verkünden, und ich würde denken: Alles wird gut.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Wenn er Mut hat, Neugierde, Humor.

Wie würden Sie in 140 Zeichen die Herausforderungen für den Journalismus charakterisieren?

Das scheußliche Wort „Herausforderung“ streichen. Dem Mainstream widerstehen.

Wie wichtig ist Klatsch?

Hm, besser nicht hinhören. Er könnte wahr sein. Mit welchem Ihrer Merkmale würde man Sie am treffendsten karikieren oder parodieren?

Mit meinem endlosen Reservoir voller Reporterweisheiten, an die ich mich selber nicht halte.

Wo haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Oben haben sie es viel schwerer. Vielleicht auch, weil Journalistinnen kaum Vorbilder haben. Ich empfehle meine „Zeit“-Kollegin Sabine Rückert als Vorbild. Sie hat Courage, Temperament und Biss.

Was macht Sie wütend oder ungeduldig?

Luxusermüdung. Wenn Leute, denen es wirklich gut geht, jammern.

Was sind Ihre (handwerklichen) Stärken und Schwächen?

Ich bin Spätentwickler. Ich glaube, ich bin in der ersten Spielhälfte nicht besonders, steigere mich aber in der zweiten. Wäre es umgekehrt, würde mich das nervös machen.

Welche sozialen Medien und Netzwerke nutzen Sie wofür?

Bislang mache ich nur Online-Banking.

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen?

Keine Ahnung.

Auf welchen Beitrag sind Sie besonders stolz?

Auf einen Artikel, den ich mit meinem Kollegen Henning Sußebach über einen Rasierapparat geschrieben habe. Ihr größter Flop?

Ich hatte mir mal vorgenommen, Guido Westerwelle gut zu finden. Das ist mir nicht gelungen.

Mit wem würden Sie denn gerne mal einen Tag tauschen?

Mit dem Trainer des FC Schalke. Auch mehrere Tage.

Welche Medieninnovation schätzen Sie besonders?

Das schnurlose Telefon.

Was lesen Sie morgens zuerst?

Die „Bild“-Zeitung, danach schnell was anderes.

Welcher berufliche Rat hat Ihnen besonders geholfen?

Der beiläufige Satz eines niedersächsischen Gemüsebauern: „Sozial ist, wenn man mitmacht.“ Ihr liebstes Hobby?

Fliegenfischen. Im nächsten Leben werden Sie?

Hoffentlich wieder ein Mensch.

Wiedersehen macht Freude:

„medium magazin“ Nr. 09/2012 erscheint am 3. September 2012.

Stefan Willeke, geboren 1964 in Bochum, ist seit 1996 „Zeit“-Redakteur und derzeit Ressortleiter des Dossiers. Im Januar 2013 wird er nun ins Gesellschaftsressort des „Spiegel“ wechseln – zunächst als Reporter, um dann im Laufe des Jahres die Ressortchef-Position von Cordt Schnibben zu übernehmen und dann zusammen mit Matthias Geyer die Redaktion zu leiten. Der promovierte Wirtschaftshistoriker hat für seine Texte schon so gut wie alle Journalistenpreise bekommen, die es gibt, unter anderem mehrmals den Egon-Erwin-Kisch-Preis und den Henri-Nannen-Preis – zuletzt für sein Porträt über RWE-Chef Jürgen Großmann „Der letzte Saurier“. Nachzulesen unter: www.zeit.de/2011/29/DOS-grossmann

Erschienen in Ausgabe 07+08/202012 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 74 bis 74. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.