Wie sehen Sie denn aus, Frau Slomka?

Unser prominentes Foto-Opfer Nr. 16 (u. a. nach Anja Reschke, Thomas Leif, Stefan Niggemeier, Sascha Lobo und zuletzt Arno Luik) ist Marietta Slomka. Die „heute journal“-Moderatorin ist bekannt für ihre geschickten Interviews, in denen sie es mit nüchterner Nachhakerei regelmäßig schafft, dass sich Politprofis von Außenminister Guido Westerwelle bis zum baden-württembergischen Innenminister Heribert Rech selbst entlarven. Parallel zum Nachrichtenjob reiste die 41-Jährige in den vergangenen Jahren auch durch China, Osteuropa und zur Fußball-WM im Sommer 2010 auch durch Afrika und brachte Reportage-Mehrteiler mit. Aus ihrer Afrika-Reihe entstand übrigens auch „Mein afrikanisches Tagebuch“, das gerade frisch im Bertelsmann Verlag erschienen ist.

Slomkas Fotokommentar:

„Mein Gefühl damals war: Das ganze Leben liegt noch vor mir. Und diese Aufbruchstimmung sieht man mir vielleicht auch an, da auf dem Balkon eines Kollegen in Brüssel. Ich hatte gerade meine erste Stelle nach dem Volontariat angetreten, als EU-Korrespondentin für die Deutsche Welle, bekam mein erstes richtiges Gehalt, war auf der Suche nach einer ordentlichen Wohnung; in meine kleine Bude war gerade eingebrochen worden. Ich war Ende 20 und genau dort, wo ich sein wollte, schließlich hatte ich mich im Studium auf Europapolitik konzentriert. Und in Brüssel war ich mittendrin: Ich konnte vom Amsterdamer Gipfel berichten, aus dem Kongo-Viertel, direkt nach dem Sturz von Mobutu, oder von Demonstrationen gegen den Sexualmörder Marc Dutroux. Nie im Traum hätte ich gedacht, wie kurz ich nur in Brüssel sein würde: Denn ein Dreivierteljahr später rief das ZDF an, ob ich nicht Parlamentskorrespondentin in Bonn werden wolle, den Regierungswechsel von Kohl zu Schröder beobachten, den Umzug nach Berlin begleiten, von der Eröffnung des Reichstags berichten. Das schien mir sogar noch einen Ticken spannender als Brüssel. Solch historische Momente zu erleben, das macht unseren Beruf ungemein reizvoll, finde ich. Und klar, seit ich 2001 begann, das „heute journal“ zu moderieren, vermisse ich es, draußen dabei zu sein. Auch deswegen freue ich mich, wenn ich die Chance habe, auch noch Film-Projekte zu realisieren, wie etwa die Afrika-Reportagen. Übrigens: Das erste eigene Auto, das ich mir damals in Brüssel gekauft habe, das fahre ich immer noch. Da bin ich irgendwie sentimental.“

Erschienen in Ausgabe 03/2011 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 8 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.