Warum sind Sie Journalist geworden?
Ich wollte immer etwas Sinnvolles tun und etwas, das mir Spaß macht. Das habe ich im Journalismus gefunden. Jeden Tag etwas Neues tun, die Neugierde befriedigen können und das gute Gefühl haben, den Mitmenschen Sachverhalte und Probleme darlegen zu können – und im besten Fall auch noch einen Lösungsansatz.
Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag, was war das Thema?
Mein Chef war der Meinung, dass es an der Zeit sei, und schickte mich auf den traditionellen Ball der FDP am Vorabend des Dreikönigtreffens in Stuttgart – eine launige Nachrichtenminute fürs Radio: „Der Kongress tanzt“.
Ihre Vorbilder im Journalismus?
Martin Born, Bert Hauser, Ulrich Wickert, Thomas Roth.
Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?
Wenn er unabhängig ist, kritisch und neugierig.
Wie würden Sie in 140 Zeichen die Herausforderungen für den Journalismus charakterisieren?
Die Nachrichtenwelt ist viel schneller geworden. Informationen sollen in immer kürzerer Zeit in immer mehr Formate gebracht werden. Wir müssen aufpassen, dass die Qualität nicht darunter leidet. Wenn die Recherche unter Zeitdruck gerät, wird es gefährlich.
Wie wichtig ist Klatsch?
Privat herrlich, bei der Arbeit bisweilen anstrengend. Aber Klatsch funktioniert – und viele lieben ihn.
Mit welchem Ihrer Merkmale würde man Sie am treffendsten karikieren oder parodieren?
Dass ich nie weiß, welches meiner drei Mobiltelefone gerade klingelt. Das indische, das afghanische oder das deutsche. Aber das wird an der Börse besser, dann gibt es nur noch eines.
Was macht Sie wütend oder ungeduldig?
Arroganz und Ignoranz machen mich wütend. Ungeduldig werde ich, wenn Entscheidungen nicht getroffen werden.
Welche Netzwerke nutzen Sie?
Ich bin kein großer Freund sozialer Medien. Bei Netzwerken sind mir die persönlichen am liebsten und Mitglied bin ich bei Skype – um Schalten zu machen, wenn man in Kabul wieder vor lauter Anschlägen nicht raus kann.
Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen, wie wäre der Titel?
Dem Pulverfass Südasien. Der Titel? Hm, fragen Sie mich in einem Jahr noch mal, dann kann ich es Ihnen genau sagen.
Auf welchen Beitrag sind Sie besonders stolz?
Dass es nach langem Hin und Her gelungen ist, eine Reportage über ein deutsches Feldlazarett in Afghanistan zu drehen.
Ihr größter Flop?
Eine Schalte, bei der mir nach wenigen Sekunden die Stimme komplett versagte.
Welche Medieninnovation schätzen Sie besonders?
Das Radio.
Was lesen/hören/schauen Sie morgens als Erstes?
FAZ, „Stuttgarter Zeitung“, „Bild“; SWR1, HR-info; Tagesschau, BBC World.
Ihr liebstes Hobby?
Elche suchen in Schweden und stundenlanges Rasenmähen.
Sind Sie Mitglied einer Partei?
Nein. Weil man dann nicht mehr unabhängig sein kann und irgendwann einer kommt, der möchte, dass man etwas für ihn/sie tut.
Welcher Rat hat Ihnen besonders geholfen?
„Qualität setzt sich am Ende durch“, von Ulrich Wickert.
Markus Gürne (40) ist seit 1. Oktober der neue Leiter der ARD-Börsenredaktion in Frankfurt und somit Nachfolger von Michael Best, der als Sprecher zur Bundesbank wechselte. Gürne war in den vergangenen Jahren ARD-Korrespondent im Studio Neu Delhi und somit zuständig für Südasien, Indien, Pakistan, Bangladesh, Sri Lanka und Afghanistan. Er hat Politik, Rhetorik und Jura in Tübingen studiert und dann beim damaligen SDR volontiert, wo er als Redakteur übernommen wurde. Bevor er Auslandskorrespondent wurde, war er unter anderem Planungsredakteur für Tagesschau und Tagesthemen in Hamburg.
Für den MDR bloggte Gürne aus Afghanistan: www.mdr.de/blog/afghanistan/author/markus-guerne
Medium:Online
Mehr Fragen und Antworten von Markus Gürne siehe
www.mediummagazin.de
Erschienen in Ausgabe 10-11/2011 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 54 bis 54. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.