Der Mobilfunknetzbetreiber E-Plus hat sich für einen völlig neuen Weg im Lobbying entschieden und profitiert von der neuen Offenheit: Wie sich Public Affairs und Transparenz vereinen lassen, dass zeigt UdL Digital (Unter den Linden Digital), das von E-Plus initiierte Networking-Konzept für „digitale Kommunikatoren im Berliner Regierungsviertel“. Hinter der Beschreibung verbirgt sich ein durchdachtes Reputationskonzept für Digital Public Affairs, also Public Affairs (PA) unter Einsatz diverser Online-Kommunikationsinstrumente.
Neben Twitter findet sich UdL Digital auch auf Facebook, Flickr und Youtube. Herzstück der Initiative ist das UdL Digital Blog (http://www.udldigital.de). Dort behandeln die Autoren, Dr. Gunnar Bender, Harald Geywitz und Sachar Kriwoj, allesamt im Bereich Public Affairs für E-Plus tätig, die für den Mobilfunkanbieter relevanten Themen. Vor allem geht es zum jetzigen Zeitpunkt also um Deregulierung. Das übergeordnete Ziel sämtlicher Public-Affairs-Bemühungen von E-Plus ist es, die Bundesnetzagentur dazu zu bewegen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die einen stärkeren Wettbewerb im deutschen Mobilfunk- und Telekommunikationsmarkt begünstigen.
Doch welchen Sinn macht es aus Unternehmenssicht, eine so sensible Angelegenheit wie die politische Kommunikation in der Öffentlichkeit breitzutreten? Mit dem Schritt, einen Teil der eigenen Public-Affairs-Aktivitäten in Social Media stattfinden zu lassen, hat E-Plus einen Grundparameter seiner PA-Kommunikation geändert: Was früher unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, ist nun jedem Internetnutzer transparent zugänglich und damit für Wikileaks und Co. kein Thema.
Public Affairs hat in der Öffentlichkeit einen schlechten Ruf und wird oft als Lobbying bezeichnet. Zu viel mussten die Menschen in den vergangenen Jahren immer wieder von fragwürdigen Lobbyismus-Methoden, Spin Doctoring und dergleichen hören. Völlig unter den Tisch fällt in der öffentlichen Wahrnehmung weitestgehend, dass Public Affairs eine absolut legitime Funktion hat. Denn es ist die Aufgabe von PA, in einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft die Bedürfnisse, Positionen und Erfordernisse von Unternehmen und Organisationen im Willensbildungsprozess zu vertreten.
E-Plus schlägt mit UdL Digital einen strategisch sinnvollen Weg ein. Es bedeutet den Abschied von der Intransparenz in der politischen Kommunikation. Das Signal ist klar: Wir haben nichts zu verbergen, wir stehen zu unseren Positionen und kommunizieren diese klar. Dies wirkt vertrauensbildend und besonders glaubwürdig. Ein Schritt, der Mut erfordert, jedoch mit Vertrauen belohnt werden wird.
Durch das öffentliche Bereitstellen von Informationen zu unternehmensrelevanten Themengebieten will UdL Digital es jedem Interessenten möglich machen, die Positionen des Unternehmens nachzuvollziehen. Gleichzeitig ist das mittelfristige Ziel, auch bei Suchen zu bestimmten Fragestellungen an einer der ersten Stellen gefunden zu werden. Das ist gutes Online Reputation Management. Damit soll das Agenda-Setting unterstützt und bei kritischen Themen die Deutungshoheit gewonnen werden.
Die angestrebte Wirkung wird noch deutlicher, wenn man betrachtet, wen UdL Digital tatsächlich anspricht. Denn die Themen sind nur für einen relativ überschaubaren Kreis von Personen tatsächlich interessant, zum Beispiel Wirtschaftsjournalisten, Politiker, Blogger mit dem Fokus auf Wirtschaft bzw. Telekommunikation und besonders involvierte Kunden. Viele dieser Zielgruppen sind wiederum selbst Multiplikatoren, die das Potenzial haben, die Agenda des öffentlichen Diskurses zu beeinflussen – und so natürlich auch zu einer möglichen Verhaltensänderung seitens der Regulierungsbehörden beizusteuern.
Tipp
Was Unternehmen von E-Plus lernen können:
01 Transparenz lohnt sich auch im Lobbyismus.
02 Alle einzelnen Aktivitäten müssen vernetzt stattfinden.
03 Markenbotschafter sind wichtig, um Multiplikatoren zu erreichen.
04 Offline- und Online-Aktivitäten müssen zusammenpassen.
05 Eine klare Social-Media-Strategie ist besser als Aktivismus.
Link:Tipp
www.udldigital.de
Erschienen in Ausgabe 01+02/2011 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 61 bis 61 Autor/en: Klaus Eck. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.