The Telegraph machte im Mai die Spesenreiterei der englischen Parlamentsmitglieder öffentlich. Man kaufte für angeblich 110.000 Pfund Computerdaten mit den Spesenunterlagen aller Abgeordneten und recherchierte nach. Interessant ist die Vorgehensweise. Aus Gründen der Diskretion war nur eine ganz kleine Gruppe ins Thema eingeweiht. Die Redaktion insgesamt wusste nichts und arbeitete deshalb an einer ganz gewöhnlichen Ausgabe, während die kleine Gruppe die Skandalgeschichte aufbereitete. Diese konventionelle Zeitung wäre dann auch erschienen, falls irgendwo ein Leck gewesen wäre und es eine superprovisorische Verfügung gegeben hätte.
Um 18 Uhr erschien im Netz ein erster Teaser, um 22 Uhr wurde die Zeitung online geschaltet. Dieses Zusammenspiel bewirkte, dass am folgenden Tag 1.4 Millionen Zeitungen verkauft wurden üblich sind um die 800.000. Ein gutes Geschäft auch für den Staat. Mittlerweile sollen rund 500 Abgeordnete Briefe mit Rückforderung erhalten haben.
Erschienen in Ausgabe 01+02/2010 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 40 bis 41. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.