Mit ihrer aufwendig aufbereiteten Darstellung der „Warlogs“ aus Afghanistan hat die britische Tageszeitung „The Guardian“ im Juli Furore gemacht. Der „Guardian“ war eine von drei Publikationen (neben „New York Times“ und „Der Spiegel“ ), die von Julian Assanges Whistleblower-Portal heimlich mit 90.000 militärischen Einsatzprotokollen aus Afghanistan versorgt wurden. Mit der zeitgleichen Veröffentlichung gelang den drei Medien ein internationaler Scoop (der „Spiegel“ allein erreichte mit seinem Titel Nr. 30 „Task Force 373 – Die Afghanistan-Protokolle: Amerikas geheimer Krieg“ fast 400.000 Einzelverkäufe). Der „Guardian“ allerdings nutzte die Daten nicht nur für herkömmliche und multimedial angereicherte Berichte, sondern erstellte auch eine für Nutzer in mehreren Ebenen recherchierbare Datenbank – ein Vorgehen, das international hochgelobt wurde und als wegweisend gilt.
Diese Vorgehensweise entspricht konsequent der redaktionellen Linie des „Guardian“, seine Quellen umfassend offenzulegen und Originaldokumente jedermann zugänglich zu machen. Den Durchbruch für dieses Vorgehen brachte vor einem Jahr die spektakuläre Aktion des britischen Blatts, 500.000 Dokumente zum Spendenskandal der Unterhaus-Abgeordneten über eine offene Schnittstelle im Netz zu veröffentlichen. Bürger waren aufgerufen die Echtheit der Angaben selbst vor Ort zu überpüfen. Die Resonanz auf diesen Aufruf war überwältigend und machte die weitere, umfassende Berichterstattung des „Guardian“ zum Thema erst möglich.
Simon Rogers (42) ist seit 1999 Nachrichtenredakteur beim „Guardian“. Er führt das Datablog und den Datastore – eine vor einem Jahr eingerichtete Serviceabteilung des „Guardian“, die sich um das Aggregieren, Gewichten und Auswerten von Daten für redaktionelle Beiträge kümmert. Derzeit ist Rogers dafür allein zuständig, außer bei aufwendigen Sonderprojekten. Bald soll er aber Verstärkung durch zwei Redakteure erhalten.
Kontakt: simon.rogers@guardian.co.uk
ula
Erschienen in Ausgabe 09/2010 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 31 bis 33. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.