In Krisenzeiten sind klare und ehrliche Aussagen unabdingbar, um das Vertrauen in ein Unternehmen wiederherzustellen. Nachdem eine Explosion an einer Bohrinsel im Golf von Mexiko ein Öl-Leck verursachte und täglich Unmengen von Öl herausströmen, hat der BP-Konzern vergeblich nach technischen Lösungen gesucht und sich in der Krisenkommunikation sehr ungeschickt verhalten. So waren einige Ausagen von BP-Chef Tony Hayward kontraproduktiv. Er meinte nach dem Umweltdesaster, er wolle sein altes Leben wiederhaben. Inzwischen ist er auch nicht mehr für die Krisen-PR verantwortlich.
Gerüchte schaden im Netz dem Image eines Unternehmens das hat BP früh erkannt und setzte mit Deepwater Horizon Response diverse Social-Media-Kanäle ein, um seine Botschaften an die Öffentlichkeit zu bringen. Ein Twitter-Account, eine Facebook-Seite, ein Youtube-Channel sowie ein Flickr-Account wurden schnell aktiviert. Aktuelle Fakten, Botschaften, Bilder und Videos werden dort eingebunden, um der Welt zu zeigen, dass es sich hier um ein transparentes Unternehmen handelt, welches sich konstruktiv und offen bemüht, das Problem in den Griff zu bekommen. Jedoch werden die passenden Bilder gezeigt. Es fehlen die Bilder von verendeten Tiere und vom Ölteppich. Stück für Stück wird deutlich, dass die Wahrheit in Wirklichkeit nur scheibchenweise auf den eigenen Kanälen bekanntgegeben wird.
Indem BP vor einigen Wochen eine Fernsehwerbung der Fremdenverkehrsämter dreier amerikanischer Bundesstaaten finanzierte, die von der Katastrophe betroffen sind, zog der Konzern den Unmut weiter auf sich, obwohl er damit den Betroffenen nur helfen wollte. Auch Gerüchte, die behaupten, BP vergebe an seine Mitarbeiter Blankoschecks, um negative Kommentare über den Konzern zu unterlassen oder zu verwischen, wurden von BP nicht wirklich klargestellt. Irgendwann glaubt man dem Bösen nicht mehr.
Aufgrund des Krisenverlaufs ist BP in einer sehr schwierigen Situation und muss sogar um sein Überleben als Konzern kämpfen. In unzähligen Artikeln und Blogbeiträgen finden sich negative Kommentare über das britische Unternehmen. Auf Stellungnahmen des Konzerns reagiert der Großteil der Weltbevölkerung mit Empörung und Wut. Inzwischen ist klar, dass es noch vier weitere Jahre dauern kann, bis die vermuteten sieben Milliarden Liter des Macondo-Ölfelds ausgelaufen sein werden. Derzeit werden etwa fünf bis acht Millionen Liter am Tag freigesetzt und zahlen weiterhin negativ auf die Reputation des Konzerns ein.
Erschienen in Ausgabe 07+08/2010 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 57 bis 57 Autor/en: Klaus Eck. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.