?Die Schwäbische Zeitung bildet ihre Volontäre drei Jahre lang crossmedial aus. Ziele und Umsetzung werden in einem detaillierten Lehrplan festgelegt. Warum haben Sie diesen Weg gewählt?
Ralf Geisenhanslüke: Wir machen eine erstklassige Ausbildung, die wollen wir zu jeder Zeit und an jedem Ort garantieren können. Wenn wir auf der einen Seite die Inhalte festlegen, dann müssen wir uns auch auf der anderen Seite um die Nachhaltigkeit kümmern. Das heißt, dass wir mit den Beteiligten auch über die definierten Ziele sprechen können. Deshalb ist das Curriculum entstanden.
Was versprechen Sie sich davon?
Wir verprechen uns davon eine hohe Ausbildungsqualität und ein hohes Niveau bei allen Auszubildenden. Alle Volontäre sollen den gleichen Stand haben, also in allen Mediengattungen fit sein.
Sie könnten sich doch genauso entsprechend gut ausgebildete Redakteure auf dem freien Markt einkaufen?
Den Ausbildungsstand, den wir haben möchten, gibt es auf dem freien Markt nicht. Es gibt Spezialausbildungen, aber keine, die alle Medien so berücksichtigt, wie wir es brauchen.
Warum ist die multimediale Ausbildung im eigenen Haus Ihrer Meinung nach wichtig?
Weil wir unsere Redakteure so einsetzen, dass sie medienübergreifend arbeiten sollen. Zumindest muss jeder die Fähigkeiten und das Verständnis haben, was für Print, Online oder für das Fernsehen gebraucht wird. Egal, an welcher Position ein Volontär später eingesetzt wird, er muss für alle Medien im Hause mitdenken können.
Ist die Verlängerung des Volontariats von zwei auf drei Jahre nicht die Schaffung billiger Arbeitsplätze?
Dann hätten wir ja einfach nur von 24 auf 36 Monate aufstocken können. Wir investieren aber auch in Ausbildung, beschäftigen einen großen Stab, der für die Ausbildung zuständig ist. Und wir benutzen die Volontäre nicht dazu, um in einer Redaktion Löcher zu stopfen. Der Ablauf und die Einsatzorte des Volontariats sind von Anfang an fest geplant.
Was müssen junge Journalisten können, um für die Herausforderungen der Zeit gerüstet zu sein?
Es genügt heute nicht mehr, ein guter Schreiber zu sein. Journalisten müssen vielseitig sein, müssen Informationen auch bewerten und einordnen können. Einerseits, damit sie die Informationen dann für die richtigen Medienkanäle aufbereiten und verteilen können. Andererseits sollen die Mitarbeiter wissen, welche Recherchequellen wichtig und relevant sind und wo ich welche Informationen rausfiltern kann.
Wie können sich die Arbeitsmethoden der verschiedenen Mediengattungen gegenseitig befruchten?
Volontäre, die von der Ausbildung beim Fernsehen zurückkommen, sagen: Jetzt habe ich endlich verstanden, was Bilder im Kopf bedeuten. Das tut ihnen dann auch gut für die Arbeit bei Print und Online. Sie lernen, Bilder mit Worten zu erzählen. Indem die Volontäre die unterschiedlichen Medien intensiv kennenlernen, können sie später auch mitdenken für die Bedürfnisse der Kollegen in anderen Abteilungen. Damit erreichen wir, dass es keine Mauern zwischen den Abteilungen gibt. Man lernt, die Arbeit der anderen mehr zu schätzen.
Erschienen in Ausgabe 10+11/2009 in der Rubrik „Special“ auf Seite 26 bis 27 Autor/en: Interview: Robert Domes. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.