Bayerische Sitten: Freitagabend, 16:45 Uhr, eine Viertelstunde vor Redaktionsschluss. In der Sportredaktion der Süddeutschen Zeitung rattert das Faxgerät. Die Pressestelle des FC Bayern München schickt ihre Version eines Interviews mit Mittelfeldstar Franck Ribéry die autorisierte Version, könnte man sagen. Oder die zensierte. Die interessanteste Passage, nämlich Ribérys Forderung nach Verstärkungen für die neue Saison gestrichen. Auf Drängen der FC-Bayern-Pressestelle. Die Sportredaktion hält das für Zensur, es wird laut telefoniert. Die Redaktion lässt sich nicht den Schneid abkaufen und druckt die Antworten dennoch in indirekter Rede, in einem eigenen Kasten. Der Club-Pressesprecher droht mit Interview-Boykott und dementiert das später.
Der Fall Steffel: Frank Steffel will für die CDU Regierender Bürgermeister von Berlin werden. Er gibt im Sommer 2001 der Zeitschrift Max ein Interview. Die schreibt daraufhin, Steffel habe als Jugendlicher Ausländer als Bimbos, Behinderte als Mongos und Türken als Kanaken bezeichnet. Steffel streitet ab, lässt von seiner Sprecherin behaupten, all das sei frei erfunden. Max stellt den Tonbandabschnitt des Interviews ins Internet. Darauf ist zu hören, wie die Reporter fragen: Haben Sie Schwarze als Bimbos, Türken als Kanaken und Behinderte als Mongos bezeichnet? Steffel antwortet: Ich würde nicht sagen, ich habe so was nicht gesagt. Das sind, glaube ich, Begriffe, die ein
13-, 14-, 15-, 16-Jähriger ganz normal benutzt. Des Weiteren sagt Steffel: Ich schließe nicht aus, dass ich mal irgendwann zu irgendeinem Türken in der Disco, wenn er meine Freundin angebaggert hat, gesagt habe, du Scheiß-Ausländer. Steffel streitet die Äußerungen nicht mehr ab. Er behauptet fortan nur noch, er sei Opfer einer politischen Kampagne.
Erschienen in Ausgabe 10+11/2009 in der Rubrik „Beruf“ auf Seite 72 bis 72. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.