1. Sei einzigartig. Magazine haben nur eine Überlebenschance, wenn sie eine eigene Idee haben. Die Themenmischung eines guten Magazins sollte unvergleichbar sein, Me-Too-Konzepte werden über kurz oder lang eingehen.
2. Qualität braucht gute Köpfe. Von denen gibt es viel zu wenige – kein Wunder, wenn die Verlage ihre Redaktionen mit Praktikanten auffüllen, statt sich um die nächste Generation von Chefredakteuren und Art-Direktoren zu kümmern. Dafür braucht es Geduld; es lohnt sich aber. Aus dem Management vieler Verlage hört man Gejammer, dass die Magazine nicht mehr funktionieren. Aber das ist ein strukturelles Problem. Die Konditionen in den Redaktionen haben sich so verschlechtert, dass fast alle guten Art-Direktoren inzwischen selbstständig arbeiten und sich nur sehr schwer wieder zurückholen lassen. Ich selbst würde auch nicht mehr hauptberuflich für ein Magazin arbeiten wollen.
3. Weniger ist mehr. Wer die Beerdigung durchschnittlicher Magazinkonzepte bedauert, verkennt, dass der Markt nur deutlich verschlankt und verbessert überleben wird. Der Markt ist viel zu voll, das Wort „überflüssig" fällt im Zusammenhang mit Magazinen immer öfter – das ist ja kein Zufall. Ich hoffe ehrlich gesagt, dass ganz viele mittelmäßige Magazine eingehen – das hilft den guten.
4. Grafik braucht mehr Inhalt. Die Ausbildung in Grafikdesign in Deutschland ist zu stark visuell und zu wenig inhaltlich orientiert. Das Ergebnis sind leitende Grafiker, die ihre Programme, aber keine Heftkonzepte beherrschen. Im Vergleich zu Designlehrgängen in den Niederlanden ist in Deutschland Editorial Design kaum gefragt. Deshalb sind die meisten Art-Direktoren hierzulande Quereinsteiger, von denen sich nur wenige als Teil der Chefredaktion begreifen.
5. Den Bildern einen Wert geben. In der Flut von Bildern kann nur das einzelne großartige Motiv bestehen oder die üppig erzählte Bildergeschichte. Das Zeit-Magazin tut das, auch beim „stern" beobachte ich das wieder verstärkt. Das Magazindesign wird opulenter.
Visual Leader 09: Markus Rasp
Ausgezeichnet für die Gestaltung von „AD-Architectural Digest", „GQ, „GQ Style", „SZ-Magazin", „Süddeutsche Zeitung", „Contemporary German Photography", „Kunstfreunde", „Das Magazin der Bayerischen Rück" und „Dummy".
Erschienen in Ausgabe 04+05/2009 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 31 bis 31. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.