Bücherkiste

Vorwärts nimmer

Jost-Arend Bösenberg,

Die Aktuelle Kamera,

Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2008, 289 S., 19,95 Euro

Der Untertitel „Nachrichten aus einem versunkenen Land" lässt den einen oder anderen vielleicht an Atlantis denken. So weit in die Vergangenheit führt die Reise allerdings nicht. „Die Aktuelle Kamera" versorgte die DDR-Bürger von 1952 bis 1989 mit Nachrichten, die dem Seemannsgarn über Atlantis so unähnlich nicht waren. Das Begleitbuch zu einer Dokumentation im RBB-Fernsehen beginnt mit einem kurzen „Geleitwort" von Wolfgang Thierse. Er spricht von der Sendung als einer Mischung, „die Geschmack und Intelligenz beleidigte." In einer Art zeitgemäßen Preußentums musste der Ablauf täglich der Agitationsabteilung des ZK der SED vorgelegt werden. Jost-Arend Bösenberg wirft die interessante Frage auf, inwieweit die Medien der DDR das Herrschaftssystem unwillentlich mit zerstört haben. Zu einem vollständigen historischen Bild der „Aktuellen Kamera" gehört auch die Entschuldigung der Programm-Macher für Jahrzehnte irreführender Berichterstattung. Dem Autor ist es gelungen, fünf der sieben in Frage kommenden Chefredakteure der „Aktuellen Kamera" zu interviewen.

Kritik an der Kritik

Vasco Boenisch, Krise der Kritik. Was Theaterkritiker denken – und ihre Leser erwarten, Verlag Theater der Zeit, Berlin 2008, 259 S.,

14,- Euro

„Sie wissen wenig voneinander und sind doch aufeinander angewiesen." Mit diesen Worten charakterisiert Vasco Boenisch das Verhältnis von Theaterkritikern und Feuilleton-Lesern. Der Autor, der in einem anderen Buch die Inszenierung des Kampagnenjournalismus der „Bild"-Zeitung untersuchte, hat rund 30 Theaterkritiker aus Deutschland und etwa 200 Leser von Theater-Rezensionen befragt. Bemerkenswert: In der gesamten Republik gab es 2008 lediglich fünf Autoren, die sich allein auf ihre Tätigkeit als Theaterkritiker einer Tageszeitung konzentrierten (bei einer Gesamtzahl von rund 17.000 Tageszeitungs-Journalisten). Während die Arbeitsbedingungen für die schöngeistige Zunft sich erschweren, zum Beispiel durch wachsenden Zeitdruck, steigen die Ansprüche der Leser. Sie verstehen Theaterkritik vor allem als Dienstleistung. Gefragt ist daher gutes journalistisches Handwerk, nicht mehr und nicht weniger. Interessanterweise missfällt gerade jüngeren Lesern die pfauenhafte Selbstverliebtheit manches Kritikers, der sich im Geist dem Ensemble hinzuzugesellen scheint.

Selten so gelacht

Bernd Zeller, Komik und Satire, Autorenhaus Verlag,

Berlin 2008, 120 S.,

14,90 Euro

Was leicht daherkommt, ist oft das Produkt harter Arbeit. Bernd Zeller verrät Journalisten und Autoren in „Komik und Satire", wie Humorvolles gelingt. Als Einstieg empfiehlt sich das Kapitel „Wie man es nicht macht" (so gerät Dialekt leicht zum Ritt auf der Rasierklinge, sollte das Talent dem eines Gerhard Polt nicht ganz ebenbürtig sein). Bernd Zeller spricht als Satiriker und Cartoonist aus der Praxis. Er wurde bei Harald Schmidt als „Unser Ossi" einem breiten Publikum auch in den alten Bundesländern bekannt. Der Autor verspricht seinen Lesern, diese würden nach Studium des Buches Comedy nur noch ausnahmsweise aushalten. Wichtig sei, eine persönliche Art des Humors herauszuarbeiten und diese zu verstärken. Zum Schluss gibt es in Form von Interviews „Tipps von Experten" wie Bernd Eilert oder Hans Zippert. Letzterer beklagt, dass über seine Lieblingswitze oft wenig oder gar nicht gelacht würde – aber die Problemkinder liebe man ja immer am meisten.

Erschienen in Ausgabe 03/2009 in der Rubrik „Service“ auf Seite 68 bis 68. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.