Sprechernotizen

Schwerarbeit für Dieter Schweer

Auf Dieter Schweer, Ex-Kommunikationschef so illustrer Unternehmen wie T-Systems, RWE und HypoVereinsbank, kommen schwere Monate zu. Schweer, heute Inhaber der kleinen Beratungsfirma mit dem weit gefassten Titel „Schweer Executive Communication Solution" in Hamburg, ist ein gewiefter Spin Doctor, der auch nicht davor zurückschreckt, sich als vermeintlicher Buchautor zu tarnen, um an Informationen über Kritiker seiner Auftraggeber zu gelangen (Spitzname in Branchenkreisen „IM Autor"). Jetzt muss er sein gesamtes Können einsetzen für den Mann, der zum Staatsfeind Nr. 1 wurde, weil er Steuern in Liechtenstein hinterzog: Ex-Deutsche Post-CEO Klaus Zumwinkel. Schweer hatte unmittelbar nach Bekanntwerden der Affäre die Kommunikationsberatung von Zumwinkel übernommen. Jetzt wird die Luft dünn für seinen Mandanten. Alle Versuche, mit der Staatsanwaltschaft einen Deal hinzubekommen, der Zumwinkel einen Prozess erspart hätte, sind gescheitert. Die Anklageschrift ist fertig, sein Image unverändert katastrophal – trotz der Arbeit von Schweer. Zumwinkel wird wohl das Blitzlichtgewitter im Gerichtsflur nicht erspart bleiben. Ob da Schweer, der sich rühmt, in der „Litigation PR"( wie es neudeutsch für „prozessbegleitende Pressearbeit" heißt) die Nummer 1 sein zu wollen, sichtbar an seiner Seite auftauchen wird?

Lauer Rückenwind für Gumppenberg …

Dietrich Freiherr von Gumppenberg (66) kann es nicht lassen. Der ältere Herr, von dem es lange Zeit aus guten Quellen hieß, er suche einen Käufer für seine Münchener Agentur wbpr, telefoniert derzeit quer durch Bayern und akquiriert auf Teufel komm raus, seit seine FDP endlich wieder in den bayerischen Landtag einzog, dank hausgemachter Fehler der ehedem unüberwindbar scheinenden CSU. Unverhohlen prahlt Gumppenberg bei seinen geplätteten Gesprächspartnern mit echten oder vermeintlichen Beziehungen zu den neuen Mächtigen und legt, ergo, eine Zusammenarbeit mit ihm nahe – auch wenn seine angeblich so guten Verbindungen meist gar nicht so gut sind. Gumppenberg hatte bei den letzten Landtagswahlen versucht, wieder in den Landtag zu kommen – ohne Erfolg. Vor vielen Jahren nämlich war er für vier Jahre drin und hatte als „wirtschaftspolitischer Sprecher" der bayerischen FDP kräftig mit dazu beigetragen, dass seine Partei bei den Landtagswahlen 1994 mit 2,8 Prozent das katastrophalste Ergebnis seit dem Krieg einfuhr und wieder aus dem Landtag rausflog. Seither war es auch für ihn persönlich nichts mehr mit Landtag. Gumppenberg warb zwar schön populistisch für eine um 25 Prozent niedrigere Mineralölsteuer, für eine Abschaffung des Rauchverbots und vor allem für den Erhalt Niederbayerns, aber das hat ihm trotzdem nichts genützt. Also muss er wohl als PR-Mann weiter rackern – auch wenn er schon jenseits der Pensionsgrenze ist.

… und Gegenwind für Anton Hunger

Anton Hunger, Porsches erster Kommunikations-Mann, Altmeister des medialen Strippenziehens und neidlos anerkannter Grand Seigneur der deutschen Kommunikationschefs, spürt etwas, das er in den letzten Jahren eigentlich nicht mehr kannte: Gegenwind! Immer bizarrer wurden zuletzt die Vorgänge um die VW-Aktien und die Beteiligung von Porsche an Leerverkäufen, Short Strategien, Hedge fonds etc. Immer mittendrin: Porsche! Anfangs noch bewundert für die Smartheit, mit der Porsche die Spekulanten in der VW-Aktie offensichtlich mit ihren eigenen Waffen schlug, drehte sich der Wind bald gegen Porsche selber. Spätestens seit der Dax infolge der Spekulationen, an denen Porsche prächtig verdiente, verrückt zu spielen begann, war es aus mit der öffentlichen Sympathie für die Porsche-Bauer. Plötzlich wurde Porsche selber zum üblen Spekulanten – und Anton „Toni" Hunger musste Schaden begren- zen. Sein Glück: Die Herren des DAX änderten das Regelwerk – und schon war Ruhe. Damit ist aber nur eine Baustelle für Hunger geschlossen. Es bleiben: Streit mit VW, Streit mit VW-Aufseher und Porsche-Großaktionär Ferdinand Piech, Absatzeinbrüche in den USA, dreistellige Millionenbezüge für Porsche-Chef Wiedeking etc. etc. …

Miese Stimmung bei G+J

Wirklich rosig war die Lage bei der „Financial Times Deutschland", kurz FTD, seit ihrer Gründung im Jahr 2000 noch nie. Nicht ein einziges Mal konnte man den roten Ergebnisbereich verlassen. Allerdings muss man den Redakteuren lassen, dass sie eine veritable Wirtschaftszeitung aufgebaut haben – trotz aller Sparzwänge, New-Economy-Crash und bisweilen jugendlich-fröhlicher Unbedarftheit und Unkenntnis beim Bearbeiten von Themen. Die Zeitung, die heute zu 100 Prozent Gruner+Jahr gehört, ist deutlich gereift und wird auch von den Kommunikationschefs anerkannt, gerade in der Finanzwirtschaft. Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet die Finanz- und Wirtschaftskrise ihr nun die größte Krise beschert: Über Wochen, nachdem G+J-CEO Bernd Kundrun in seinem Brandbrief an alle 14.500 Mitarbeiter drastische Kosten-Maßnahmen ankündigte, herrschte bei der FTD die nackte Angst um die Existenz. Sie erwarteten nicht zuletzt von G+J-Kommunikationschef Andreas Knaut ein klares Wort – schmerzt es doch sehr, dass die Kollegen bei den Wettbewerbern angelegentlich bei den Hamburgern nachfragen, wie es denn so gehe. Die klaren Worte ließen jedoch reichlich lange auf sich warten – bis der Verlag zum Paukenschlag ausholte: Die FTD stirbt einstweilen nicht, sollte aber endlich raus aus den roten Zahlen. Dafür werden die G+J-Wirtschaftstitel (Capital, Börse online, Impulse, FTD) in Hamburg konzentriert und dutzende Redakteure entlassen. Immerhin: FTD-Chefredakteur Steffen Klusmann übernimmt die redaktionelle Führung der gesamten bunten Truppe. Unmißverständlich dann die weitere Botschaft des Verlages: Das people magazin „Park Avenue" wird eingestellt, alle Titel müssen schleunigst Geld verdienen. Und so müssen die FTDler wohl weiter bangen..

Pech gehabt

Unser Lob für Deutsche Bank-Chefkommunikator Stefan Baron (s. mm 10/08) muss ihm wohl zu Kopf gestiegen sein. Kurz darauf kam es zu einem Desaster, das selbst den Kommunikations-Gau von DB-Chef Josef Ackermann beim Mannesmann-Prozess (als er unsensibelst das Victory-Zeichen zeigte) in den Schatten stellte. Grund waren Ackermanns wenig kluge Äußerungen rund um die Finanzkrise und staatliche Rettungspakete, die der DB-Kommunikation völlig entglitten. Nun will auch noch Immobilien-Tycoon Donald Trump von der Deutschen Bank drei Milliarden Dollar, weil er sich bei einem Deal verschaukelt fühlt, und hat Klage erhoben. Pech gehabt, Herr Baron! Vorschlag von Dr. Who: Noch einmal mit Gefühl …!

Dr. Who ist das Pseudonym einer bekannten Führungskraft der PR-Branche. eMail: autor@mediummagazin.de

Erschienen in Ausgabe 12/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 66 bis 67. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.