Gabriel García Márquez, das kann man ja in aller Bescheidenheit sagen, ist einer von uns. Weltruhm als Schriftsteller erlangte die bekannteste Stimme Lateinamerikas erst später. Begonnen hat der Kolumbianer als Journalist. Und das ist er bis heute im Herzen geblieben, wie er vor Kurzem in der mexikanischen Stadt Monterrey anlässlich der Verleihung eines Journalistenpreises sagte. Für den 81 Jahre alten Autor ist der Journalismus das „schönste Handwerk" der Welt. Gerade deshalb leide er „wie ein Hund", wenn er morgens die Zeitung aufschlage, angesichts der schlechten Qualität der Artikel. „Ich habe den Eindruck, dass die Schreiber heute für nichts mehr Zeit haben." Alles sei oberflächlich, schnell und sprachlich bedenklich. Inzwischen diene ihm die Morgenlektüre nicht mehr dazu, zu schauen, was die Kollegen schreiben, sondern vielmehr dazu, zu schauen, wie schlecht die Artikel geschrieben seien. „Es ist furchtbar". Er finde sehr wenige gute Reportagen, sagte García Márquez. „Sie sind selten wie Edelsteine. Wenn ich mal eine sehe, merke ich mir gleich den Autor." Mit dem Internet-Journalismus von heute kann der Literaturnobelpreisträger übrigens so gut wie nichts anfangen. „Nur in der gedruckten Zeitung steckt wirklich Seele".
Internet: www.garciamarquez.de
Erschienen in Ausgabe 10/2008 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 61 bis 61 Autor/en: Klaus Ehringfeld, Mexiko-Stadt. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.