Josef Depenbrock, Vorsitzender der Geschäftsführung der BV Deutsche Zeitungsholding (Berliner Verlag, „Hamburger Morgenpost“, „Netzeitung“) und gleichzeitig Chefredakteur der „Berliner Zeitung“, hat Mitte Juni ein rigides Sparprogramm angekündigt: 150 der 930 Stellen des gesamten Verlags sollen gestrichen, die Redaktion der „Berliner Zeitung“ von 130 auf 90 Stellen verkleinert werden. Zum Vergleich: Der „Tagesspiegel“, die direkte Konkurrenz, beschäftigt 142 festangestellte Redakteure.
Die „Berliner Zeitung“, einst als „Washington Post Deutschlands“ angetreten, kämpft bereits seit geraumer Zeit mit erheblichem Kostendruck durch rückläufige Einnahmen. Die geplanten Stellenstreichungen überraschen nicht, denn Depenbrock bekannte bereits vor zwei Wochen auf einer Podiumsdiskussion zum Thema „Lean Journalism – Medienmanagement heute“ auf der Jahrestagung von netzwerk recherche e.V.: „Wir haben derzeit eine Rendite von über 15 Prozent. Wir hätten aber gerne 20 Prozent“. Und: Es gebe auch noch „Einsparpotenziale“. Medienforscher Horst Röper vom Dortmunder Formatt-Institut warnte vor weiterem Qualitätsverlust der Zeitungen: Um Umsatzrendite von über 20 Prozent zu erreichen, müsse man „in die Redaktionen reinschlagen wie die Berserker“. Offensichtlich wird dieser Plan dennoch konsequent verfolgt: Die Vorgaben für den drastischen Abbau kommen direkt aus der Konzernzentrale der Mecom Group, zu der die BV Deutsche Zeitungsholding zählt, von David Montgomery.
Gleichzeitig beteuerte der inzwischen häufig als „Sparkommissar“ titulierte Manager und Journalist Depenbrock: „Eine gute Lokalzeitung“ sei auch „ein Stück Kultur“. Und dann klagt er, er beobachte eine „dramatische Verarmung des Landes“. Ach ja. Anja Achenbach
Erschienen in Ausgabe 7/2008 in der Rubrik „Spektrum“ auf Seite 8 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.