Er ist eine Art serbischer „Herbert Wehner für Arme“: Velimir Ilic, der serbische Minister für Infrastruktur, ist für seine markigen Sprüche bekannt. Allerdings verfügt der gelernte Bauingenieur nicht über den Wehner’schen Witz und seine Ironie, sodass seine Äußerungen oft vor Gericht enden. Den TV-Sender B 92 nennt er den „verlängerten Arm der USA“, den Journalistinnen rät er zu heiraten, statt die Zeit in diesem Job zu verplempern, die männlichen Journalisten will er in die Grundschule schicken, „damit sie schreiben lernen“. Vor vier Monaten hat er einen Reporter von der Dorfpolizei verprügeln lassen, als der Kollege über den Bau der Privatklinik des Politikers in Ilic’s Geburtsdorf recherchieren wollte. Gefragt, warum es zum Zwischenfall gekommen war, hat Ilic in die TV-Kameras gebrüllt: „Mit dem jungen Mann stimmt was nicht. Er hat meine Schafe sexuell belästigt und vergewaltigt. Da musste die Polizei einschreiten“. „Journalisten als Sodomisten“, titelte die Ilic-nahe-Zeitung „Kurir“ in dicken Lettern gleich darauf, Journalistengewerkschaften NUNS und UNS empörten sich und forderten Beweise. Nun, sie fehlen auch nach vier Monaten. Die Polizei behauptet, keine Unterlagen über die „Vergewaltigung der Schafe“ erhalten zu haben, sondern nur, nach Anweisung von Ilic, der den „Störenfried“ gemeldet hatte, gehandelt zu haben. Ilic schweigt, nimmt nichts zurück, und bereitet sich auf Neuwahlen vor, die am 11. Mai stattfinden.
Internet: www.nuns.org.yu/ n
Erschienen in Ausgabe 5/2008 in der Rubrik „weltreport“ auf Seite 73 bis 73 Autor/en: Danja Antonovic, Belgrad. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.