Am Nachhaken haben die meisten Kritiker Anne Wills Moderationskunst in ihrer ersten Talkshow gemessen. Und offenbar verschiedene Sendungen gesehen. Sie habe „die Rumpelstilzchen zu ihrer Linken und Rechten zu lange laufen gelassen“ schrieb die „FAZ“. „Die unterschiedlichen Politikerstatements unterbricht sie rasch“ und „zähe Nachfragen“ fand dagegen „Bild“ . Alles dazwischen konnte man auch lesen.
Nachhaken gehört zum Interviewen wie Salzen zum Kochen. Aber offensichtlich ist die Selbstverständlichkeit journalistischen Handwerks zu etwas Besonderem geworden.
Wie herausragend Anne Will interviewen kann, zeigte sie in den ersten drei Minuten ihrer Sendung. Sie schaffte es, eine Frau aus einem Call-Center dazu zu bringen, offen, prägnant und verständlich über ihre Schwierigkeiten zu sprechen.
Im Verlauf der Sendung verlor sich aber die anfängliche Prägnanz und Brisanz. Ein Moderationsmanko? Oder ist in einer Runde mit ausgebufften Gesprächspartnern aus Politik und Wirtschaft etwas anderes als journalistisches Handwerk gefragt? Wie oft muss beispielsweise eine Moderatorin insistieren, wann nervt sie? Wie scharf dürfen, wie offen sollten ihre Fragen sein?
So, wie es aussieht, kann es Anne Will gelingen, einen neuen Standard zu setzen. PS: Eine detaillierte Analyse der Sendung, aber vor allem der handwerklichen Aspekte der Fragetechniken folgt im nächsten medium magazin Nr. 11/2007.
Jörg Hunke, Irmhild Speck, Akademie für Publizistik Hamburg.
Erschienen in Ausgabe 10/2007 in der Rubrik „Kurz & Bündig“ auf Seite 9 bis 9. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.