Service: Infos zu Medien-MBA

Deutsche Medien-MBA-Programme im Vergleich:

Die Tabelle zu 
den Ausbildungsprogrammen von Hamburg Media School 
(Fulltime MBA), 
Hamburg Media School
 (Executive MBA), 
Steinbeis Hochschule Berlin (berufsbegleitend) und 
TU München
(Executive MBA Communication and Leadership) mit den jeweiligen Infos zu Studienbeginn, Dauer, Abschluss, Voraussetzungen, Studiengebühren, Akkreditierung und Bewerbungs-modus finden Sie hier als pdf zum download: MBA-Vergleich

Zurück auf die Schulbank

(aus: mediummagazin 10-11/2010): Der Master of Business Administration (MBA) ist ein General Management Studium, das Absolventen dazu befähigt, Geschäftsführungsaufgaben wahrzunehmen oder sich mit einer eigenen Firma selbstständig zu machen. Braucht ein Journalist so etwas? Auf den ersten Blick nicht. Was also treibt zunehmend Kollegen dazu, über 30 000 Euro für diese Art Weiterbildung auszugeben und zusätzlich zum Beruf eines der sogenannten „Medien-MBA-Programme“ zu absolvieren?
Noch sind es eher Ausnahmen, dass Journalisten ins Verlags- oder Medienmanagement wechseln. Doch das Bewußtsein, dass zum journalistischen auch betriebswirtschaftliches knowhow von deutlichem Vorteil sein kann, wächst in der Branche – sei es unter Karrieregesichtspunkten oder aus der Überlegung heraus, so eigene Projekten besser realisieren zu können – sei es in einem Medienunternehmen oder auch als selbständiger Unternehmer.
Fleiss und Preis.

Gabriele Kaminsky
Gabriele Kaminsky

„Ich hatte Ideen für eigene Projekte“, resümiert Petra Kaminsky (45), heute Leiterin der dpa-Panorama-Redaktion. Sie absolvierte zwischen 2005 und 2007 als eine der ersten den Executive-MBA in Media Management (EMBA) der Hamburg Media School (HMS). „Als Journalistin alleine fühlte ich mich jedoch nicht gut genug vorbereitet, diese auch selbst voranzutreiben. Mir fehlte wirtschaftswissenschaftliches Know-how, z. B. aus der Finanzmathematik, wie man eine Marktanalyse für ein bestimmtes Produkt macht oder einen Business-Plan aufstellt.“
All das hat Petra Kaminsky in den 18 Monaten an der Hamburg Media School gelernt und im Anschluss an ihre Weiterbildung direkt umgesetzt: Thema ihrer Abschlussarbeit war der ökonomische Bedarf von Verlagen und Redaktionen im Kindermarkt. Die Ergebnisse ihrer Master Thesis mündeten direkt in die dpa-Kindernachrichten, die sie dann auch drei Jahre führte. „Das Studium parallel zur Arbeit war eine anstrengende, aber auch spannende Zeit. Vor allem der Austausch mit Kollegen anderer Mediengattungen, mit eher technisch orientierten Leuten oder Studienkollegen aus der Film- und Musikindustrie, die bestimmte Verwertungsprobleme ja schon früher hatten, hat mir viel gebracht.“
Aber obwohl Petra Kaminsky nach der MBA-Ausbildung die Karriereleiter erklommen hat, warnt sie Kollegen vor überzogenen Erwartungen in diesem Bereich: „Es ist nicht so, dass man die Fortbildung macht und dann automatisch aufsteigt. Man muss die Erfahrungen im Arbeitsalltag nutzen wollen, sonst bringt der ganze MBA nichts.“ Außerdem rät die Journalistin EMBA-Interessenten, ihre Arbeitsgeber auf jeden Fall in die Entscheidung mit einzubeziehen: „Wenn es gut läuft, kann man ein gemeinsames Projekt entwickeln, auf jeden Fall aber muss der Chef Bescheid wissen, wenn es um Freistellungen, Urlaub oder Dienstverschiebungen geht.“

Thomas Forster. Foto: Achim Kraus
Thomas Forster. Foto: Achim Kraus

Noch mittendrin in der Ausbildung steckt Thomas Forster (40), Ressortleiter Neuentwicklungen bei der „W&V“: Bei der privaten Steinbeis-Hochschule in Berlin lässt er sich seit November 2009 zwei Jahre lang berufsbegleitend zum Master of Business Administration mit Schwerpunkt Medien ausbilden und bloggt dazu fleißig auf der W&V-Homepage (http://tiny.cc/8tq7m)

Die Entscheidung für ein MBA-Programm und damit, ob er wirklich so viel Zeit, Geld und Aufwand in ein solches Projekt stecken sollte, hat sich Forster neun Monate lang reiflich überlegt. „Wir haben nun mal keinen nine-to-five job in den Medien. Und der MBA ist echt hart. Ein Marathonlauf für jeden Einzelnen, wenn man so will. Ich selbst schaffe es nur, weil ich extrem strukturiert jeden Tag von 21.30 Uhr bis nach Mitternacht am Schreibtisch sitze und dafür auch den Rückhalt meiner Familie habe.“
Für die Steinbeis-Hochschule hat sich Forster schließlich aus verschiedenen Gründen entschieden: „Über die Hälfte der Dozenten kommt aus den Medien oder großen Konzernen, so dass es kein Vernetzungsproblem zwischen Theorie und Praxis gibt“, erklärt er. „Auch die internationale Ausrichtung durch Partnerschaften mit Business Schools wie der SDA Bocconi in Mailand oder der Stern School of Business an der NYU war mir wichtig. Und letztlich natürlich das Alumni-Netzwerk, von dem ich nahezu täglich profitiere, sei es bei der Suche nach Kooperationspartnern oder nach Fachleuten für meine Artikel.“ Auf die Frage, ob der MBA die eigene Karriere beschleunigt, antwortet Forster: „Wer Karriere planen möchte, muss Buchhalter werden oder aufs Amt gehen. In den Medien sind Karrieren nicht planbar, wie die letzten Entlassungsrunden wieder gezeigt haben. Mich hat die Schnittstelle Inhalte, in meinem Fall digitale Medien, und kaufmännischer Bereich interessiert. Hier ist die SMI stark.“
Zur Klasse von Thomas Forster gehören auch Isabelle Fedyk, Senior Marketing Manager bei SevenOne International, Jillian Fiedler, Produktmanager Usability bei AutoScout24, Sophia Gappisch, Projektmanagerin bei Unicepta, Daniel Gauchat, Geschäftsführer von goldfish media, Jan Henrik Groß, Leiter Neue Produkte und Magazine bei Axel Springer, Helen Hirschmüller, Inhaberin von We love Brands und Simon Peter Ziesch, New Business Manager bei Sony Deutschland – eine Mischung, auf die Carsten Rasner, Leiter der Business School SMI an der Steinbeis-Hochschule Berlin, stolz ist:

Carsten Rasner, Foto: Norbert Michalke

„Unseren Medien-MBA gibt es seit 1999. Was uns dabei von anderen unterscheidet, ist ein großes Netzwerk, sprich 300 Alumni aus der mittleren und oberen Hierarchieebene, eine enge Verbindung zu Medien- und Industrieunternehmen, die zum Großteil auch unsere Partner sind, das transferorientierte Studienmodell und die Zusammenarbeit mit internationalen Business Schools.“

Die Hälfte der MBA-Absolventen bewirbt sich selbst, die anderen werden von ihren Firmen entsandt, berichtet Rasner: „Einige Studenten machen den MBA mit dem Ziel, den Job zu wechseln und hier mit anderen Leuten zusammenzukommen. Die meisten haben aber schon die besseren Karrierechancen im Blick, wobei ich immer sage, dass der Vorgesetzte nicht auf Grundlage der MBA-Noten über eine Beförderung entscheidet, sondern im Hinblick darauf, ob der Mitarbeiter für das Unternehmen etwas bewegt hat. Diese Chance bietet sich im Rahmen der Projektarbeit bei uns auf jeden Fall.“

Chancen durch das Netzwerk.

Julia Meise
Julia Meise

Die berufliche Weiterentwicklung gesucht und geschafft hat auch Julia Meise. Die heute 33-jährige hat 2006 den in der Anfangszeit als „Pressesprecher-MBA“ verschrienen „Executive MBA in Communication and Leadership“ (communicate!) an der TU-München absolviert: „Für mich war der MBA die einzige Möglichkeit, aus dem PR-Consulting raus und in die klassische Beratung rein zu kommen“, sagt Meise. Nach einer Tätigkeit für Capgemini TME arbeitet sie heute als Senior Projektmanagerin und Vorstandsassistentin bei Sky (früher Premiere). Die Heterogenität der Teilnehmer hat Julia Meise besonders begeistert, genauso wie die Möglichkeit, „in einem geschützten Raum mit guten Mentoren aus der Wirtschaft eigene Projektideen zu realisieren.“
Als klassischen MBA empfiehlt Meise das 15monatige communicate!-Programm aber auch Journalisten: „Man kann nicht nur auf die andere Seite des Schreibtischs gucken und so seinen Horizont um die Geschäftsführerperspektive erweitern, sondern auch viel über neue Geschäftsmodelle in den Medien erfahren. Wer sich selbstständig machen will, lernt auch wie man Businesspläne schreibt, den Markt sondiert und Produkte entwickelt.“ Vor allem aber komme es darauf an, die Chancen zu nutzen, die einem das Programm biete: „wissenschaftliche Expertise, profunde Praxispartner und ein breites Netzwerk, über das man auch gute Sparringspartner für die persönliche Karriereentwicklung finden kann“.
Sprungbrett für Berufsanfänger?
Und wie sieht es mit dem Fulltime-MBA in Media Management der HMS aus, bringt er Berufsstartern erhoffte Karrierevorteile? Ein Rundruf bei den Personalchefs großer Medienunternehmen ernüchtert erst einmal: Die meisten rekrutieren ihren Managementnachwuchs über hauseigene Trainee-Programme, wobei ein Medien-MBA zwar gerne sehen, aber nicht ausschlaggebend ist. Besser läuft es da schon mit Assistenzstellen bei Gruner + Jahr, die meist auf dem kurzen Dienstweg zwischen Vorstandssekretariat und Hochschule besetzt werden.

Philipp Westermeyer

So wie bei Phillip Westermeyer: Mit BWL-Studium, etlichen Praktika in den Medien und der Finanzbranche (u.a. Axel Springer, HypoVereinsbank, RAG, WAZ Mediengruppe) und seinem MBA in der Tasche, stieg er 2003 als Assistent von Bernd Kundrun bei G+J in Hamburg ein und arbeitete nach Ablauf der zweijährigen Assistenz als Investment Manager für den Online-Venture-Bereich von G+J.
Im Juli 2009 wagte der heute 31-jährige dann den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete mit Christian Müller und Tobias Schlottke den Hamburger Performance Dienstleister „adyard“. Die Mehrheit der Firma für Online-Marketing wurde im April von der G+J-Tochter Ligatus übernommen. Die vollständige Übernahme ist für 2011 geplant.

Eine solche Karriere ist für Medien-MBA-Absolventen keine Selbstverständlichkeit. Dennoch sagt Armin Rott, akademischer Leiter der HMS:

Armin Rott

„Das MBA-Programm lohnt sich für unsere Absolventen auf jeden Fall. Unsere regelmäßige Alumni-Umfrage zeigt zum Beispiel, dass die Verdienstmöglichkeiten nach der Ausbildung deutlich besser sind als bei anderen Medienstudiengängen.“ Man müsse dabei berücksichtigen, dass die meisten der MBAs erst sich erst in ihrer ersten oder zweiten Karriereposition befänden, eine Karriere brauche nun mal Zeit. „Und noch etwas ist uns wichtig: Nämlich dass die Studierenden das werden, was sie wollen. Wir unterstützen unsere Absolventen sehr intensiv darin, ihre eigenen Ziele zu entdecken und zu verfolgen. Und die sind erstaunlich vielfältig und nicht immer monetär motiviert“, betont Rott.

Auch Vorzeigekandidat Westermeyer rät, die Absolventenlisten nicht nur nach den Namen großer Medienhäuser zu durchsuchen, wenn man sich für einen MBA entscheidet: „Björn Sjut, ein Absolvent von 2006, ist mittlerweile Leiter Onlinemarketing der Partnervermittlung B2, was erst mal nicht so beeindruckend klingt. Wenn man aber weiß, dass er ein Team von 60 Leuten steuert, ist das schon ein Ausnahmejob.“

Und auch andere Absolventen haben wie sie sagen „ihre Wunschposition“ erreicht: Jan Bechler, seit 2006 mit dem MBA-Programm fertig, startete diesen Monat als Projektleiter New Business bei Axel Springer, Justus Peter, Absolvent 2005, ist Geschäftsführer von Pandastorm Pictures, Thorsten Scholl, Absolvent von 2008, arbeitet heute als Account Manager bei Google in Hamburg und Silke Kuisle, MBA-Abschlussjahrgang 2006, seit Mai als Geschäftsführerin von MyVideo bei ProSiebenSat.1.
„Man kriegt, was man sich abholt“, resümiert Westermeyer seine MBA-Zeit in Hamburg. „Manche kriegen eine Menge, andere nur, was im Angebotsblatt steht. Das liegt an jedem selbst und ist in Harvard sicher auch nicht anders.“ Westermeyers Statement kann als Motto für alle MBA-Studiengänge gelten. Wichtig ist, die eigene Motivation und Ansprüche an das Studium im Vorfeld kritisch zu hinterfragen. Wer meint, nur aufgrund seines MBA-Abschlusses Karriere zu machen oder befördert zu werden, wird sicher enttäuscht.

Die Autorin: Katy Walther