„Mir geht es um Geschichten“
Jan-Eric Peters über seine ambitionierten Pläne für Springer Welt-Gruppe – die Langfassung des Interviews von Anne Haeming (s.a.mediummagazin 7-8/2919)
Zur Person:
Jan-Eric-Peters, 45, ist seit Februar 2010 Chefredakteur der gesamten Welt-Gruppe der Axel Springer AG – also gesamtverantwortlich für „Die Welt”, „Welt am Sonntag”, „Welt Kompakt”, „Welt Aktuell”, „Welt Online”. und für die Versionen für mobile Endgeräte, wie „The Iconist“ exklusiv fürs iPad. Peters, früher u.a. CvD und Ressortleiter bei der Münchner „Abendzeitung“, Vize-Chef der „Hamburger Morgenpost“ und Chefredakteur von „Max“, ist seit 2001 bei Springer, erst als Projektentwickler des Zeitungsvorstandes, dann als Stellvertreter von Chefredakteur Wolfram Weimer bei „Welt“/„Berliner Morgenpost“ und Co-Vater des Projekts „Alpha“, der Zusammenlegung der Redaktionen. 2003 wurde er Weimers Nachfolger. 2004 launchte er „Welt Kompakt“. Von 2007 bis 2010 war er Gründungsdirektor der „Axel Springer Akademie“.
Herr Peters, Sie sind jetzt seit gut vier Monaten zurück auf einer Stelle, die sie vor drei Jahren schon einmal hatten. Ist das nicht ein Rückschritt?
Jan-Eric Peters: Rückschritt? Ach, wir Journalisten sind schon lustig. Als ich damals nach fünf Jahren „Welt“ mal wieder etwas Neues machen wollte und die Chance bekam, meine eigene Idee zu verwirklichen und eine ganz neuartige Journalisten-Akademie aufzubauen, war gleich von „Abstieg“ die Rede. Wenn ich heute wieder die „Welt“ und damit die größte Qualitätsmedien-Gruppe des Landes als Chefredakteur übernehme, sprechen Sie nun von „Rückschritt“. Unserem Beruf täte eine etwas positivere Lebenssicht schon ganz gut… Damals wie heute sage ich: Es ist einfach eine neue spannende Aufgabe. Die Zeiten sind anders, das Portfolio hat sich geändert. Die Redaktion hat mir jedenfalls einen tollen Empfang bereitet und sich offenbar sehr über den „Rückschritt“ gefreut.
Waren die alle froh, Ihren Vorgänger Thomas Schmid los zu sein?
Quatsch, wir sind alle froh, Thomas Schmid als Herausgeber zu haben. Die Ergänzung der Chefredaktion um einen Herausgeber, der sich ganz um die publizistische Ausrichtung kümmern kann und unsere Medien mit klugen Kommentaren und Analysen bereichert, ist ein Geschenk.
Was ist anders als bei Ihrem Antritt 2003?
Die Aufgabenstellung ist anders, auch wenn es damals wie heute vor allem um hervorragenden Journalismus geht. Aber daneben stehen digitale Innovationen im Mittelpunkt, wir befinden uns in einer Umbruchphase. Wir haben früh in
digitale Angebote investiert und die Welt-Gruppe so zu einer Multimedia-Marke entwickelt. Damals waren mehr Managerfähigkeiten gefragt. Unser „Projekt alpha“ lief gerade an, die Fusion zweier Redaktionen, um aus einem Newsroom heraus mehrere Zeitungen zu machen, die „Welt“ und die „Berliner Morgenpost“. Das war international einmalig, sogar Kollegen vom Wall Street Journal und diverser Redaktionen aus Asien kamen vorbei.
Apropos: Haben die Kollegen von den „G+J-Wirtschaftstiteln“ oder vom „Dumont“-Verlag Sie mal angerufen und nach Tipps gefragt?
Damals hieß es in der Branche ja unisono: Das kann überhaupt nicht funktionieren. Mittlerweile ist unser Modell zum Vorbild geworden, das hat natürlich was. Weil wir so früh restrukturiert haben, geht es uns heute auch wirtschaftlich besser als anderen. Aus dem Newsroom bespielen wir jetzt sieben verschiedene „Welt“-Titel, dazu noch drei der „Berliner Morgenpost“.
Läuft das wirklich so reibungslos? Was, wenn Ihre Redakteure sagen: Also das große Portrait jetzt auch noch für Welt Kompakt auf 30 Zeilen kürzen, nein danke!
Wir denken hier in Geschichten, nicht Zeilenlängen. Ich komme gerade aus der Themenkonferenz, die jeden Morgen fast eine Stunde dauert. Da diskutieren wir zuerst rein inhaltlich, fragen uns, welche Themen am wichtigsten sind und wie wir sie sehen. Erst dann geht es darum, wie wir welche Geschichte für welchen Titel umsetzen und wer sie macht. Das Team von „Welt Kompakt“ bereitet die Artikel aus „Welt“ und „Welt Online“ übrigens selbst auf, da muss kein Autor seine Geschichte kürzen.
Es heißt, Sie seien viel näher an den einzelnen Redakteuren dran, in den Editorials der „WamS“ featuren Sie in erster Linie die Geschichten der Kollegen. Was steckt dahinter?
Gerade war ein Reporter hier, der im Fall Mixa recherchiert, wir haben über die neuesten Entwicklungen gesprochen und wie er seine Geschichte aufziehen könnte. Ich finde, es ist Aufgabe eines Chefredakteurs, nah an seinen Leuten zu sein. Mir ist es wichtig, so oft und so direkt wie möglich mit den Redakteuren darüber zu reden, was ich erwarte. Das habe ich schon immer so gemacht. Ich verstehe mich als Teamplayer, als starker Kapitän einer starken Mannschaft. Meine Aufgabe ist es dann auch, dem Leser unsere besten Geschichten nahezubringen, deshalb die Editorials.
Was ist noch neu – außer dass Sie den Newsroom umgebaut haben?
Ich habe den Newsroom neu organisiert, eben weil wir in Geschichten für die gesamte Gruppe denken, nicht mehr für jeden Titel einzeln. Die Arbeitsabläufe haben sich dadurch geändert, auch unsere Zuständigkeiten: Vorher waren die stellvertretenden Chefredakteure einzelnen Titeln zugeordnet, jetzt ist die Chefredaktion gesamtverantwortlich für alle Medien.
Als Sie im Februar angetreten sind, haben Sie den Kreis erweitert.
Ja, Cornelius TIttel, Ex-Chef des Kunstmagazins „Monopol“, ist jetzt einer der stellvertretenden Chefredakteure und Kulturchef. Ich habe drei, vier neue Leute geholt vom „Spiegel“ und der „FAZ“, und ein paar werden auch noch kommen.
Sie sind zu sechst in der Chefredaktion. Weshalb so viele?
Viele? Wir machen jeden Tag drei Zeitungen, online das größte Nachrichten-und Debattenportal einer Qualitätszeitung, diverse Mobile-Angebote und parallel den führenden Qualitätstitel am Sonntag, neuerdings auch noch mit einem kompakten Ableger. Da sind wir vielleicht unter-, aber sicher nicht überbesetzt. Nehmen Sie einen Tag wie heute: Eigentlich hätte ich das Interview absagen müssen, weil jemand aus der Chefredaktion krank geworden ist.
Die FAZ nannte sie neulich den „Prototypen des modernen journalistischen
Managers“. Können Sie sich damit identifizieren?
Wenn ich mich recht erinnere, hieß es auch, ich sei ein Macher mit einem Gespür für Themen. Ich sehe mich jedenfalls als Journalist, mir geht es um Geschichten, möglichst exklusiv und originell. Auch deshalb werden wir übrigens unser Investigativteam zum eigenen Ressort direkt bei der Chefredaktion ausbauen und die Zahl der Reporter schon zum September auf sechs verdoppeln. Ich beschäftige mich viel lieber damit, wie wir spannende Fälle wie z. B. den von Bischof Mixa behandeln als in Marketingrunden zu sitzen. Aber wenn man sieben Titel verantwortet, dann ist einem natürlich
auch die wirtschaftliche Seite nicht fremd.
Sie verklagen gerade Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff wegen falscher wirtschaftlicher Aussagen. Sie investierten aufgrund eines Interviews mit ihm in Arcandor-Aktien und machten rund 50.000 Euro Verlust. Gehört die Klage für Sie zu Ihrer gesellschaftlichen Verantwortung als Chefredakteur?
Ich habe die Klage 2008 erhoben, da war ich nicht Chefredakteur. Natürlich gibt es gesellschaftliche und medienrechtliche Aspekte, aber das möchte ich strikt privat halten, das Verfahren hat nichts mit meinem Job zu tun.
In den letzten drei Jahren entwickelten und leiteten Sie die Axel Springer Akademie (ASA), deren Schwerpunkt eine crossmediale Ausbildung ist. Die Journalistenschüler sind „digital natives“, sie sind mit dem Medium Internet groß geworden. Was konnten Sie von ihnen lernen?
Ich habe gelernt, dass überraschend oft selbst digital natives eine gedruckte Geschichte für die Königsklasse halten. Mehr als 20 Absolventen arbeiten mittlerweile als Redakteure für die „Welt“-Gruppe, und sie spielen da eine wichtige Rolle, weil sie gelernt habe, wie man journalistisch für digitale Formate arbeitet.
Die Journalistenschüler machen unter anderem „Welt Kompakt“. Im vergangenen Herbst starteten Sie eine Kampagne mit dem Claim „Sind wir reif für eine neue Zeitung?“, zugeschnitten auf die Facebook-Generation. Wie ist die erste Bilanz?
Die Auflage der „Welt Kompakt“ entwickelt sich seit dem Launch vor sechs Jahren kontinuierlich gut, dieser Trend setzt sich fort, wir sind zufrieden. „Welt Kompakt“ ist die Zeitung mit der jüngsten Leserschaft in Deutschland.
Also machen die ASA-Schüler die Zeitung im Prinzip für sich selbst.
Nicht ganz. Tageszeitungsleser sind in Deutschland im Schnitt Anfang 50, bei „Welt Kompakt“ liegen wir deutlich darunter, aber in der Masse sind es keine Mitte 20-Jährigen wie die Journalistenschüler, die meisten Leser sind
zwischen Mitte 20 und Mitte 40. Gut gebildet, mit einer hohen Affinität zu digitalen Medien, klassische Internetnutzer.
Wie viele werden denn verkauft?
Viele.
Eine Zahl wäre schön.
Wir weisen gemeinsam mit der „Welt“ aus und verkaufen mehr als 250.000 Exemplare. Als wir „Kompakt“ vor sechs Jahren eingeführt haben, lag die „Welt“ bei etwas über 200.000.
Warum schlagen Sie die Auflage denn immer der „Welt“-Auflage zu?
Ganz einfach: Für uns gehören die Titel zusammen, man kann Anzeigen auch nur in beiden Titeln gemeinsam schalten, und die IVW-Zahlen dokumentieren ja genau solche Vermarktungseinheiten. Außerdem: „Welt Kompakt“ ist nur einer
unserer sieben Titel. Meine Prioritäten liegen derzeit stärker bei der „Welt am Sonntag“, bei den digitalen Innovationen und bei „Welt Online“, das wir im Juni stark überarbeitet haben.
Was ist neu?
Wir setzen bei „Welt Online“ noch stärker auf journalistische Inhalte, auf Nachrichten und Meinungsbeiträge. Die Seite ist insgesamt viel entschiedener, weil wir uns vom weitverbreiteten Ballast der rechten Randspalte zugunsten zusätzlicher journalistischer Angebote getrennt haben. Und die Nutzerzahlen bestätigen uns: Den sonst üblichen Einbruch nach einem Online-Release hatten wir nicht, im Gegenteil. „Welt Online“ ist die Nummer 3 unter den Nachrichtenangeboten vor Focus, SZ, FAZ und Zeit.
In „Welt Kompakt“ gibt es Facebook-Einträge statt Leserbriefe, 2D-Barcodes, eine Doppelseite zum Thema Internet, jeder Autor wird mit Twitter-Account genannt. Gelingt es, den Titel als eine Art Inkubator für die „Welt“-Gruppe zu nutzen in Sachen Verknüpfung von Print und Online?
Das gehört zum Konzept von „Welt Kompakt“. Wir haben als erste Zeitung Social Media in die Berichterstattung integriert und sind die einzige Zeitung mit einem täglichen Internetressort. Wir wollen Dinge ausprobieren.
Wie kommen denn etwa die 2D-Barcodes an?
In Deutschland sind die Codes nicht so weit verbreitet, einige nutzen sie, ich tue es nicht. Bei Social Media sind wir sehr stark. Viele Leser twittern oder kontaktieren uns über Facebook.
Die „Welt Kompakt“ steht für kurze Nachrichten – das lesen die meisten im Internet. Viele Zeitungen setzen daher mit Erfolg auf lange Geschichten, Magazinstorys, die Auflagen von Wochentiteln wie „Zeit“ und „FAS“ steigen, anders als bei der „WamS“. Geht die „Welt Kompakt“ nicht völlig an diesem Bedürfnis vorbei?
Erstens ist die „Welt am Sonntag“ auch fast zehn Jahre nach dem Start der „FAS“ die klare Nummer eins am Sonntag, journalistisch und wirtschaftlich. Und zweitens ist „Welt Kompakt“ eben keine Wochenzeitung, das Konzept ist ja
ein ganz anderes: Alles was man wissen muss auf 32 kleinformatigen Seiten, kurze Geschichten für unterwegs. Dieses Konzept geht auf, das zeigt uns der gute Verkauf. Ich bin fest davon überzeugt, dass es ein Bedürfnis gibt für
kompakte, nachrichtliche Stücke in bestimmten Lebenssituationen, da setzen wir auch mit unseren Mobile-Apps an.
Im Raum Köln/Bonn testen Sie seit Februar die „Welt am Sonntag“ in
Tabloidformat. Wie läuft’s?
Gut, deshalb haben wir das Testgebiet vor ein paar Tagen ausgeweitet.
Die „WamS Kompakt“ liegt auch werktags am Kiosk. Soll sie zur Wochenzeitung werden?
Nein, sie ist als Sonntagszeitung gedacht und liegt normalerweise auch nur dann am Kiosk, werktags haben wir ja „Welt Kompakt“. Wir wollen testen, ob die Leute das Format mögen und was mit der Auflage der „Welt am Sonntag“ passiert, ob es Kannibalisierungseffekte gibt. Ganz ehrlich, mit drei Tageszeitungen, einer Sonntagszeitung plus möglicherweise einem kompakten Ableger davon sind wir im Zeitungsmarkt sehr gut aufgestellt, da mag ich jetzt nicht auch noch an eine neue Wochenzeitung denken. Wir sind ja gerade erst mit „Welt Aktuell“ neu gestartet.
Die gibt es nur an Bord der Lufthansa. Was ist das Besondere an diesem
Blatt? Wieso machen Sie das?
„Welt Aktuell“ gibt es auch in der 1. Klasse der Bahn. Das ist die schnellste Tageszeitung Deutschlands, sie erscheint ja schon nachmittags und bringt auf 12 Seiten alle aktuellen und relevanten Nachrichten des Tages. Wir bedienen damit unsere Leserschaft unterwegs nicht nur digital, sondern auch auf Papier.
Die „WamS Kompakt“ ist eine Sache – wie verändern Sie die große „WamS“?
Wir haben in den vergangenen Monaten schon eine Menge getan, Schritt für Schritt. Ich halte von kontinuierlichen Verbesserungen mehr, weil man die Leser so besser mitnimmt. Ich zeige Ihnen das einmal (holt zwei Ausgaben der
„WamS“). Das hier war die letzte Ausgabe vor meinem Start, die andere ist vom vergangenen Sonntag. Wir bringen jetzt mehr Geschichten auf der Titelseite, die nun sieben statt fünf Spalten hat, die komplette Seite 2 ist neu, die Themenmischung im ersten Buch ist lebendiger. Ich lege großen Wert auf exklusive, am besten investigative Geschichten. Und grundsätzlich auf gut geschriebene Reportagen und Interviews, die einen berühren, über die man spricht.
Was kommt noch?
Wir werden die Struktur der Zeitung ändern, die Reihenfolge der Ressorts soll sich dem Leser leichter erschließen. Im September kommt ein neues Zeitungsbuch dazu, wir investieren also auch in Print, es wird um modernes Leben und Gesellschaftsthemen gehen.
Weshalb?
Ich sehe die „Welt am Sonntag“ auch als Familienzeitung. In den vergangenen Monaten haben wir viele Themen gebracht, die bislang nicht so präsent im Blatt waren: ein Stück über die Institution der Ehe, die langsam ausstirbt,
eine Reportage über alleinerziehende Frauen, ein lebensnahes Feature über Jugendliche. Davon will ich mehr.
Den Fokus auf Geschichten haben Sie jetzt auch beim iPad in Szene gesetzt: mit dem Lifestyle-Kultur-Magazin „The Iconist“. Wie kam’s dazu?
Unser Prinzip ist: Wir probieren Neues aus. Da kommt ein Gerät auf den Markt, das unser Mediennutzungsverhalten gravierend verändern wird, aber noch weiß niemand genau wie. Entweder man setzt sich dann hin und schaut, was passiert. Oder man probiert etwas aus, so wie wir. So sind wir nun die einzige Zeitung in Deutschland mit eigenen Angeboten fürs iPad, was mich ehrlich gesagt ein wenig wundert. Aber umso besser: Jetzt ist unsere App auf vielen zehntausend iPads und in den Apple-Charts weit oben.
Haben Sie denn heute Ihre „It-Bag“ dabei, wie Sie das iPad neulich in einer Frauenzeitschrift nannten?
Heute nicht, aber ich habe gleich zwei zu Hause, eines wird dauernd von meinen Jungs genutzt.
Zwei Stück der 500 Geräte, die Springer-Vorstand Döpfner neulich verschenkt hat?
Ich hatte sie schon vorher. Wir haben zum Verkaufsstart einen unserer Reporter für eine Reportage nach New York geschickt. Das Video, das er über den Kauf gedreht hat, wurde an diesem Tag mehr als 100.000 Mal abgerufen. Der Reporter hat dann gleich ein paar Geräte mit nach Deutschland gebracht, damit wir hier damit arbeiten können. Mein Medienkonsum hat sich seither tatsächlich verändert: Jetzt lese ich Zuhause nicht nur ein halbes Dutzend Zeitungen, sondern habe dabei auch immer noch das iPad auf dem Schoß.
Weltweit tüfteln die Verlage gerade an Apps, probieren neue narrative Strukturen aus – was haben Sie auf Ihrem iPad, um sich inspirieren zu lassen?
Ich habe noch nichts gesehen, bei dem ich dachte: Wahnsinn, das brauchen wir auch. Bei Apple hieß es, unser „Iconist“ sei die Messlatte für andere. Wir nutzen alle Möglichkeiten dieses Geräts, mit Videos und Audiostücken. Mehr geht im Moment nicht. Zusätzlich haben wir den iKiosk für die elektronische Zeitung und die „Welt“-App.
Nutzer haben sich online über die erste Version der Welt-App fürs iPad beschwert. Woran haperte es?
Am Anfang gibt es ja bei Neuentwicklungen ja oft technische Problem, das gehört zum Ausprobieren. Die App stürzte immer wieder ab. Aber das ist mittlerweise gelöst. Wir planen schon weitere Versionen, neue Angebote, vielleicht noch für dieses Jahr. Ideen gibt’s genug.
Die App kostet 11,99 Euro im Monat. Was ist anders als bei der gedruckten „Welt“?
Die App ist „Die Welt in 100 Geschichten“. Sie ist näher an der Zeitung als an „Welt Online“, ein in sich geschlossenes Produkt, das viermal täglich aktualisiert wird. Es gibt wie bei der iPhone-App auch zwei exklusive Ressorts: „Welt-Reporter“ bringt Geschichten unserer Auslandskorrespondenten, und „Welt-Geschichte“ erklärt historische Ereignisse.
Eines Ihrer Geräte, sagten Sie, sei immer blockiert von Ihren Söhnen. Was machen die denn mit damit?
Die spielen am liebsten, die beiden älteren nutzen es auch für Facebook. Mein Jüngster, er ist elf, ist begeisterter Zeitungsleser. Morgens um sechs ist er als erster am Briefkasten und holt die Zeitungen, wegen des Sportteils. Ich muss dann warten. – Sagen Sie, lesen Sie eigentlich die „Welt am Sonntag“?
Das fragt einer, der sich früher, nach Lektüre der Wallraff-Bücher, nie hätte vorstellen können, mal für Springer zu arbeiten?
Ja, das war vor 25 Jahren, der Verlag war mir suspekt. Heute weiß ich aus eigener Erfahrung, dass hier vieles anders ist als ich früher dachte. Ich habe Freiräume, wie ich sie bei keinem anderen Verlag erlebt habe. Und wer eine gute Idee hat, bekommt oft die Chance, sie umzusetzen, so wie ich mit der Axel Springer Akademie. Die meisten Vorurteile bilden sich aus Unkenntnis.
Sie finden also, „Springer“ hat ein Image-Problem?
Ich finde, dass Axel Springer hervorragenden Journalismus bietet. Wer das anders sieht, sollte sich gleich am nächsten Wochenende mal die „Welt am Sonntag“ kaufen.