Es war ein offenes Bewerbungsverfahren, versichert Brigitte Fehrle (55), die künftige Chefredakteurin der neuen Gemeinschaftsredaktions-GmbH von „DuMont Schauberg“. 25 Journalisten sollen ab Mitte April die Verlags-Blätter mit Geschichten beliefern: „Berliner Zeitung“, „Frankfurter Rundschau“, „Mitteldeutsche Zeitung“ und „Kölner Stadtanzeiger“.
Sie habe zwar den Wunsch gehabt, dass sich bestimmte Leute bewerben, sagt Fehrle, aber eine Vorauswahl habe es nicht gegeben. Rund 80 Bewerbungen – je hälftig externe und interne – erreichten die neue Chefin, die bislang als Stellvertreterin von Uwe Vorkötter (56) bei der „Berliner Zeitung“ amtierte. Zwar hatte Vorkötter versprochen, dass alle Einzeltitel ihren Grundton behalten würden. Doch Fehrle macht jetzt klar, dass sich ihre Truppe vor allem um Geschichten kümmern werde, bei denen der eigene Sound nicht ganz so wichtig ist, Beispiel: Gesundheitsreform und Kopfpauschale. „Da geht es um Kompetenz und eine gute Schreibe, nicht zwingend um eine bestimmte Blattfarbe“, sagt sie.
Regionale und lokale Geschichten werden weiterhin von den Stammredaktionen gestemmt. Unterstützt wird Fehrle von Robert von Heusinger (42), dem bisherigen „FR“-Wirtschaftschef, als Vize. Für schlechte Stimmung könnte in der neuen Truppe die unterschiedliche Bezahlung sorgen. Zwar werde niemand einen schlechteren Arbeitsvertrag bekommen als bisher. Doch das heißt: Künftig sitzen Ex-„FR“-Leute mit ihrem „Sanierungstarifvertrag“ am selben Schreibtisch wie Berliner Kollegen mit ihrem üppigeren Haustarif. „Das ist natürlich nicht schön“, sagt Fehrle, lasse sich aber erst mal nicht ändern. Der Redaktionsausschuss der „Berliner Zeitung“, der sich gegen den neuen Reporterpool stemmt, kündigte unterdessen an, dass im Notfall auch eine juristische Auseinandersetzung nicht ausgeschlossen sei. Vielleicht hilft ja die Kennenlern-Party, die es zu Beginn der Zusammenarbeit geben soll.
Erschienen in Ausgabe 03/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 84 bis 86. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.