Leserschwund, Online-Angst, Wegschau-Mentalität: Schwere Zeiten für Zeitungsmacher
Seit das Internet zum Massenmedium geworden ist, verlieren die Tageszeitungen immer mehr Leser an das Netz. Längst steht fest: Die Medienlandschaft befindet sich in einem grundlegenden Wandel und steht vor der größten Zäsur seit der Erfindung des Buchdrucks. Wie weit diese Kulturrevolution am Ende tatsächlich gehen wird, lässt sich im Moment nur erahnen.
Studien zeigen, dass sich gerade junge Menschen mittlerweile im Netz nicht nur schneller, sondern auch besser und hintergründiger informiert fühlen als in der Tageszeitung. Ein Leben ohne Handy und Internet ist für viele von ihnen schon heute unvorstellbar. Auf die tägliche Lektüre der Tageszeitung könnten sie hingegen gut und gerne verzichten. Die Folgen für den „traditionellen“ Zeitungsmarkt sind gravierend: Die Leserzahlen schrumpfen, die Werbe-Umsätze gehen auf Talfahrt, in den Redaktionen werden immer mehr Arbeitsplätze abgebaut. Ganze Zeitungsketten stehen vor dem Aus.
Viele Verlage haben trotzdem die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. Statt innovationsfreundlich nach Lösungen für das Dilemma zu suchen und die Chancen des Internets zu nutzen, regiert bis heute häufig die Angst vor Veränderung. Statt sich Gedanken zu machen, wie die Zeitung auch im 21. Jahrhundert bestehen kann, beschränkt man sich darauf, das Internet zu verdammen, den Bürgerjournalismus zu gängeln und an den tradierten und häufig längst überholten Formaten festzuhalten.
Doch eins sollte jedem Medienschaffenden inzwischen klar sein: Ein „Weiter so!“ kann es für die Zeitung nicht geben. Ihr schleichender Tod wird sich sicher nicht von Durchhalteparolen, Wegschau-Mentalität und staatlicher Subventionierung aufhalten lassen. Das ist schade, aber die Zeitung hat in Zukunft nur dann eine Chance, wenn sie sich völlig neu erfindet. Darum haben wir Online-Journalismus-Studenten der Hochschule Darmstadt uns in unserem Semesterprojekt damit beschäftigt, wie eine Zeitung aussehen müsste, die von uns, also astreinen „Onlinern“, auch gelesen werden würde.
Wir haben Ideen gesammelt, Themen gesucht, recherchiert, gebastelt und auch gestritten. Am Ende dieses spannenden halben Jahres steht Qube – die Zeitung für das zweite Jahrzehnt des dritten Jahrtausends, die Sie jetzt in den Händen halten. Oder an Ihrem Computer betrachten. Nicht völlig objektiv, aber auch von wissenschaftlichen Studien gestützt, haben wir ein Produkt entwickelt, das uns überzeugt. Eine Zeitung von uns für uns eben.
Ausgezeichnete Best-Practice-Beispiele dienten uns ebenso als Inspiration, wie ganz persönliche Vorlieben der einzelnen Autoren. Das Endprodukt kann sich, so finden wir, durchaus sehen lassen und sollte den Verlegern Hoffnung machen, dass noch nicht alles verloren ist. Denn die Zeitung, oder besser: der Journalismus, hat nach wie vor eine wichtige Aufgabe in unserer Demokratie und kann von den neuen Möglichkeiten, die das Internet bietet, nur profitieren.