Lesetipps 12/09
Aktuelle Lektüre für Journalisten und Kommunikatoren – Tipps von „medium magazin“-Autor Bernd Stößel
Relaunch – gewusst wie
Markus Reiter / Eva-Maria Waas, Der Relaunch. Zeitung – Zeitschrift – Internet, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2009, 222 S., 19,90 Euro
Das eine Erfolgsrezept gibt es nicht – doch wie die optische Modernisierung von Zeitung, Zeitschrift und Website gelingen kann, dazu gibt „Der Relaunch“ zahlreiche Anregungen. Mit dem Küssen des Frosches ist es nicht getan, es handelt sich vielmehr um einen fortwährenden Optimierungsprozess – oder wie die Überschrift des Schlusskapitels treffend formuliert: „Nach dem Relaunch ist vor dem Relaunch“. Zum Einlesen seien die „Sieben Schritte zum Relaunch“ empfohlen. Ganz konkret wird es im Kapitel „Typische Schwachpunkte“, die den einen oder anderen beruflich motivierten Leser zusammenzucken lassen dürften. Hierzu zählen Vorspänne, die zu viel verraten oder eine fehlende Hierarchisierung der Inhalte – nachts sind alle Katzen grau. Ein Relaunch kann übrigens sehr gelungen sein, die Wirkung dann aber infolge man gelhafter Kommunikation verpuffen. Etwa wenn das Editorial die für den Leser grundlegenden Neuerungen am Rande anspricht getreu dem Motto „Sie haben es sicher gemerkt.“ Die Autoren raten, einen Relaunch im Vorfeld anzukündigen. In der Relaunchausgabe selbst sollten die Neuerungen dann ausführlich und konkret erklärt werden.
Spardose Afrika
Lutz Mükke, ,Journalisten der Finsternis‘. Akteure, Strukturen und Potenziale deutscher Afrika-Berichterstattung, Herbert von Halem Verlag, Köln 2009, 557 S., 34,50 Euro
Als Plädoyer für eine Professionalisierung des Auslands-Journalismus richtet Lutz Mükkes Untersuchung „Journalisten der Finsternis“ den Blick auf Afrika. Es beginnt schon mit den Sprachkompetenzen der Korrespondenten, die nach einer Erhebung des Verfassers nur sehr eingeschränkt ihrem umfangreichen Berichtsgebiet entsprechen. Weniger als die Hälfte der Befragten gab an, Französisch gut oder sehr gut zu sprechen. Afrikanische Sprachen würden sehr selten beherrscht. Da nur noch rund 20% der afrikanischen Bevölkerung eine Kolonialsprache sprechen, sind die Berichterstatter zumeist auf Übersetzer angewiesen. Darüber hinaus herrscht vor Dienstantritt auf dem Kontinent ein Mangel an Afrika-spezifischem Fachwissen. Bliebe also die Weiterbildung vor Ort. O-Ton eines Korrespondenten: „Meine Aufgabe hier ist nicht, mich weiterzubilden.“ Aufgrund des im Vergleich zu anderen Weltregionen geringen Interesses an Afrika nehmen Medien zudem gerne Budgetkürzungen vor. Individuelle Reisen und persönliche Gespräche werden daher zunehmend von der Recherche im Internet abgelöst. Investigativer Journalismus kann unter diesen Umständen schon gar nicht stattfinden. Die Folge: Mancher Afrika-Korrespondent wendet sich vom deutschen Medienmarkt ab – oder hängt gar den Journalismus an den Nagel. Argumentiert wird in solchen Fällen damit, dass Redaktionen inkompetent oder ihre Arbeitsweisen oberflächlich seien.
Zum Traumberuf
Gabriele Goderbauer-Marchner, Journalist werden!, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2009, 139 S., 14,90 Euro
Alle Wege führen nach Rom, viele Wege führen in den Journalismus. War der Seiteneinstieg früher weit verbreitet, überwiegt heute die journalistische Ausbildung. Gabriele Goderbauer-Marchner stellt die wichtige Frage nach der beruflichen Eignung, der angesichts des offenen Zugangs noch mehr Bedeutung zukommt. Freude am Schreiben und Formulieren verstehen sich von selbst – aber wie kommt der Journalist in spe mit Zeitdruck zurecht? Arbeiten muss er oder sie zudem oft nachts und am Wochenende, vielleicht von eben auf jetzt. Neben einem Volontariat oder dem Besuch einer Journalistenschule kann sich auch ein Fachstudium anbieten, etwa Wirtschaftsjournalismus oder Onlinejournalismus. Gabriele Goderbauer-Marchner, Professorin für Journalismus an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, hält unabhängig vom jeweils eingeschlagenen Weg eines für unabdinglich: Lebenslanges Lernen sei eine Pflicht für jeden Journalisten. Freilich sehe mancher Verlagschef Weiterbildung nicht als seine Aufgabe an.