Journalismus-Professor Kim Otto: Vertrauen in Medien stark wie nie
Die Deutschen vertrauen Presse, Fernsehen und Radio laut einer Studie der Uni Würzburg so stark wie seit 15 Jahren nicht. Studienautor Kim Otto sagt in der „mm“-Ausgabe 04/2017: „Der angeblich massive Vertrauensverlust ist ein Mythos – leider mit weitreichenden Folgen. Die Journalisten waren extrem verunsichert.“ Otto ist neben seiner wissenschaftlichen Arbeit selbst Journalist und arbeitet für das WDR-Magazin „Monitor“. Sein Tenor: Medienvertrauen beruht auf Befragungen für den Eurobarometer.
Otto erläutert, dass die „Lügenpresse“-Vorwürfe stark nachgelassen haben. Er knüpft diese Entwicklung an die Präsenz von AfD-Vertretern in Talkshows – auch deren Meinung wird von Medien dargestellt. Insbesondere im rechten politischen Spektrum sei das Vertrauen in Medien stark gestiegen. Die deutliche Präsenz von AfD und Pegida könnte dies laut Otto erklären.
Das Vertrauen in die Presse lag nach den Daten aus dem Eurobarometer im Jahr 2016 bei 55,7 Prozent, das sind 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. 38,8 Prozent misstrauen der Presse. Das Vertrauen ins Fernsehen steigt auf 60,5 Prozent, ins Radio vertrauen 67,8 Prozent. Besonders in der Altersgruppe der über 75-Jährigen beobachten Forscher einen starken Anstieg des Vertrauens. (Alle Daten hier.)
Das vollständige Interview mit Kim Otto, geführt von Senta Krasser, erscheint im aktuellen „medium magazin“ 4/2017. Außerdem analysiert Autorin Inge Seibel kritisch 16 aktuelle Studien zum Thema Vertrauenskrise in Journalismus und Medien (Seiten 36 bis 39). Weitere Themen u.a.: Die Situation der Freien, Künstliche Intelligenz in der Medienpraxis, Trends beim Fotojournalismus, Werkstatt Mobile Reporting. Das Heft ist digital im iKiosk verfügbar und kann gedruckt einzeln gekauft oder abonniert werden. Hier ein Blick ins Heft.