„Kampf gegen die eigene Müdigkeit“: Gerichtsreporterin Annette Ramelsberger über die Arbeit im NSU-Prozess
Der NSU-Prozess lässt auch die berichtenden Journalisten zu Mithäftlingen werden. „Wir fühlen uns zunehmend wie in einer Art Gefängnis, mit Beate Zschäpe als Zellennachbarin“, schreibt Annette Ramelsberger im „medium magazin“. Die Gerichtsreporterin der „Süddeutschen Zeitung“ berichtet von Anfang an über den inzwischen seit vier Jahren andauernden NSU-Prozess in München. „Der NSU-Prozess: Das bedeutet ständige Wachsamkeit, Kampf gegen das um sich greifende Desinteresse – und gegen die eigene Müdigkeit.“ Inzwischen berichten neben der „SZ“ nur noch der Bayerische Rundfunk – unterstützt von ARD-Kollegen – sowie die Deutsche Presse-Agentur dpa von jedem Prozesstag.
Die Berichterstatter kämpften gegen das Gähnen in den Redaktionen, die bei dem Thema oft nur noch müde abwinken würden. Gleichzeitig erwarteten Redakteure aber, dass die Berichterstatter im Gerichtssaal kein Detail und keinen Zwischenton verpassen. Die meisten Medien sind aber inzwischen gar nicht mehr vor Ort vertreten. „Manche Kollegen kamen anfangs jeden Tag, dann nur noch einmal im Monat. Jetzt kommen sie gar nicht mehr“, schreibt Ramelsberger im „medium magazin“. Die meisten seien weitergezogen zu anderen Schauplätzen, weil Journalismus ein schneller Beruf sei und der Takt höher als jener im NSU-Prozess. Ramelsberger kündigt an, dennoch durchzuhalten bis zum Ende des Prozesses, weil er wichtig sei und jemand diese Arbeit tun müsse.
Den kompletten Einblick in Ramelsbergers Arbeit lesen Käufer und Abonnenten von „medium magazin“ in Ausgabe 03-2017. Das Heft ist digital im iKiosk verfügbar und kann gedruckt einzeln gekauft oder abonniert werden.