Die "Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2024": Marcus Bensmann, Justus von Daniels, Anette Dowideit, Gabriela Keller und Jean Peters von Correctiv
  • Journalist:innen des Jahres

    Justus von Daniels, Anette Dowideit und Jean Peters von Correctiv im Interview.

  • Alle Preisträger:innen

    Die Ausgezeichneten in sämtlichen Kategorien.

  • Meinen die das ernst?

    Jahresrückblicke kann jeder. Die (lustigen) Prognosen von Medienschaffenden für 2025.

Medium Magazin 06/24

Frederik von Castell, "medium magazin"-Chefredakteur

 

EDITORIAL / Frederik von Castell, Chefredakteur

 

 

Wo Schatten ist,
da ist auch Licht

Sie haben düstere Pläne für jeden und jede sichtbar gemacht. Scheinwerfer an für die Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2024!

Jede Wette, Sie kennen diese drei Bilder von Titelseiten, Online-Aufmachern oder aus TV-Nachrichten: Das erste dokumentiert Christian Lindners letzte Momente im Scheinwerferlicht seines Amtes. Im Schloss Bellevue traf er im November auf Olaf Scholz, dessen mürrischer Blick den Bruch der Ampel symbolisiert. Das zweite fängt den harten Blick eines Mannes im Halbschatten ein. Seine Gesichtszüge sind von unten blau beleuchtet. Wir sehen Björn Höcke im September auf der AfD-Wahlparty in Potsdam. Auf dem dritten Foto posieren drei junge Frauen für ein Selfie. Zwei tragen Palästinensertücher über dem Hijab. Die dritte, Palästinensertuch um den Hals, ist trotz heller FFP2-Maske gut zu erkennen: Greta Thunberg, die am ersten Jahrestag des Hamas-Angriffs an einer „Solidarität mit Palästina“-Demo in Berlin teilnahm. Die drei Bilder dokumentieren Ausschnitte eines Jahres, über dem viele Schatten liegen. Sie stammen alle vom Fotojournalisten Christoph Soeder aus Berlin, der frei (u. a. für dpa) arbeitet.

Soeder hält Augenblicke, die über den Moment hinauswirken, fest. Deshalb haben wir ihn auch gebeten, das Gewinner-Team unserer Wahl zu den „Journalistinnen und Journalisten des Jahres“ zu fotografieren: Das Correctiv-Team Justus von Daniels, Anette Dowideit, Jean Peters, Marcus Bensmann und Gabriela Keller hat mit seiner Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“ Bemerkenswertes geleistet. Die fünf haben düstere Pläne zur Vertreibung von Menschen aus diesem Land hell ausgeleuchtet. Die beeindruckende Recherche hat – das habe ich bei mehreren Veranstaltungen und Workshops in diesem Jahr beobachtet – bei vielen, auch und gerade im journalistischen Nachwuchs ein Licht angeknipst: Ja, es lohnt sich, auch die dicken Blackboxes aufzubohren, dorthin zu schauen, wo man sich tastend fortbewegen muss, ehe man große Scheinwerfer auf etwas richten kann.

Das hat Correctiv wortwörtlich getan. Im Januar war ich im Berliner Ensemble bei der Aufführung von „Geheimplan gegen Deutschland“. Und trotz Kritik an der Inszenierung, über die wir im Titel-Interview (Seite 14 im neuen „medium magazin“ 06/24)) auch sprechen: Sie war einer der prägenden Momente meines Jahres 2024. Auf dem Weg nach Hause war ich von den Recherchen bedrückt, aber zugleich von der geistreichen Inszenierung und der Reaktion des Publikums im Saal ermutigt.

Das Wechselspiel von Licht und Schatten, dem Verborgenen und dem Scheinwerferlicht, hat Christoph Soeder beim Shooting für das Cover dieser Ausgabe und das Titel-Interview aufgegriffen. Die fünf von Correctiv waren aber bei Weitem nicht die einzigen Journalistinnen und Journalisten, die sich in diesem Jahr mit großartiger Arbeit hervorgetan haben. Alle Preisträgerinnen und Preisträger in den Kategorien mit den Begründungen unserer Jury können Sie ab Seite 22 lesen.

Tipps, Prognosen und Wünsche für 2025

Das Team hinter unserer „Journalistinnen und Journalisten des Jahres“-Wahl besteht aus Herausgeberin Annette Milz, unserer Onlineredakteurin Olivia Samnick, Antonia Dicke und mir. Wer sich wie wir in den letzten Wochen mit den Beiträgen aus Hunderten Nominierungen für die JdJ-Wahl beschäftigt hat, braucht keinen Jahresrückblick. Deshalb freue ich mich sehr, dass Senta Krasser mit zwölf Kolleginnen und Kollegen, darunter Samira El Ouassil, Anja Rützel, Annette Dittert oder Jan Fleischhauer, den Versuch gewagt hat, das kommende Jahr zu „prognostizieren“ (Seite 72). Ich hoffe aber, dass nicht alle Prognosen zutreffen, vor allem nicht die für den 3. August von Moritz Hürtgen …

Was definitiv eintreffen wird: Unser „Medien Camp“ geht am 10. und 11. April 2025 in die zweite Runde. Wir füllen aktuell das Programm, das für Studis und Volos kostenfrei in der Kulturbrauerei Berlin stattfinden wird, mit Sessions, Ask-Me-Any­things und Workshops von und mit Medienprofis. Wer dabei sein will, kann sich jetzt Tickets sichern: medien-camp.com.

Nun noch zwei fromme Wünsche zum Ende des Jahres: Wenn Sie unsere Arbeit schätzen und noch ein Weihnachtsgeschenk für sich oder andere suchen – wir freuen uns über jede neue Abonnentin und jeden Abonnenten. Und genauso sehr freuen wir uns über Feedback zu unserer Arbeit – melden Sie sich gerne (redaktion(at)mediummagazin.de). Denn auch 2025 gilt: Lob tut gut, Kritik bringt uns weiter. Kommen Sie gut ins neue Jahr!

Herzlich,

Ihr Frederik von Castell


Die "Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2024": Marcus Bensmann, Justus von Daniels, Anette Dowideit, Gabriela Keller und Jean Peters von CorrectivAlle Preisträgerinnen und Preisträger in sämtlichen Kategorien der „Journalistinnen und Journalisten des Jahres“ 2024 können Sie im „medium magazin“ 06/24 entdecken. Dort finden Sie auch das große Titel-Interview mit Justus von Daniels, Anette Dowideit und Jean Peters. Außerdem in dieser Ausgabe: Der Jahresvorausblick 2025: Zwölf Medienschaffende wagen (nicht ganz ernstgemeinte) Prognosen für das kommende Jahr. Und: Wer ist das Mats Schönauer? Das Portrait des Mannes hinter „Topf voll Gold“. Dazu gibt es wieder jede Menge praktischer Tipps von unsichtbar Recherchieren bis zum Test von KI-Transkriptions-Tools. Das neue „medium magazin“ ist ab sofort digital oder als Printausgabe hier erhältlich oder im ikiosk.