Fragebogen: Peter Kloeppel 1997

Fundstücke aus dem "medium magazin"-Archiv: Peter Kloeppel im Fragebogen 1997 (links) und rechts auf dem Cover nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Schlagzeile: "Anker im Bildermeer"
Fundstücke aus dem „medium magazin“-Archiv: Peter Kloeppel im Fragebogen 1997 (links) und rechts auf dem Cover nach den Anschlägen vom 11. September 2001.

Im neuen „medium magazin“ 03/24 spricht der scheidende RTL-Anchorman Peter Kloeppel über seinen Weg im Journalismus, seine Fähigkeiten und Defizite und wie er die Zukunft des Journalismus sieht. (zur Leseprobe, zum Heft)

Kloeppel und das „medium magazin“ verbindet eine lange Geschichte: „Ruhe bewahren in stressigen Situationen“, antwortete der damals 39-jährige Peter Kloeppel 1997 im „medium magazin“-Fragebogen auf die Frage nach seiner persönlichen Stärke. Vier Jahre später machte ihn diese ­Stärke zum Star und seine Marathon-Moderation am 11. September 2001 zum „Prototyp des modernen News-Anchors“ („medium magazin“ 11/2001). Nun verabschiedet sich der „Anker im Bildermeer“. Zum Abschied veröffentlichen wir die Antworten des jungen Peter Kloeppel in unserem Fragebogen aus dem Jahr 1997 hier erneut.
 


 

„Wer will schon ein perfektes Image?“

 
Peter Kloeppel, geboren am 14. Oktober 1958 in Frankfurt/Main, machte 1977 sein Abitur in Bad Homburg, studierte Agrarwissenschaften in Göttingen, absolvierte anschließend die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg und sammelte journalistische Erfahrungen bei der Taunuszeitung, der Stuttgarter Zeitung, dem stern und bei RTL. 1985 ging er als Redakteur zu RTL ins Studio Bonn und wurde 1987 Studioleiter. 199O zog er als Korrespondent des Privatsenders noch New York und kehrte 1992 als Chefmoderotor von RTL Aktuell in die Kölner Zentrale zurück. Außerdem moderiert er seit 1994 die RTL-Wohlsendungen. Bereits Anfang 1994 wurde Peter Kloeppel beim New York Festival als erster deutscher Nachrichtenmoderator zum „best news anchor“ außerhalb der USA gewählt. Hierzulande erhielt er 1996 für seine Arbeit den „Bayerischen Fernsehpreis“ und einen „Goldenen Löwen“, in diesem Jahr folgte das „goldene Reh“. Als „Anchorman des Jahres 1997“ wurde er im Oktober [1997] mit dem „Bambi“ des Burda-Verlages ausgezeichnet. Peter Kloeppel ist seit 1993 mit der Amerikanerin Carol verheiratet und Vater einer 17 Monate alten Tochter.
 
Wollten Sie schon immer Journalist werden?
Peter Kloeppel: Nein. Mit 10 Astronaut, mit 15 Tierarzt, mit 20 Genetiker und erst mit 25 Journalist.

Schon einmal ernsthaft überlegt, den Beruf zu wechseln?
Nie.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag, und was war das Thema?
Im Januar 1984 als Praktikant bei der Taunuszeitung. Thema: die Inbetriebnahme des ersten Geldautomaten in Bad Homburg.

Ihre Vorbilder im Journalismus?
Von jedem ein bißchen: Charles Kuralt (Reporter/Moderator CBS), Ted Koppel (ABC Nightline), Peter Jennings (ABC World News Tonight), Gerd Ruge, Hanns Joachim Friedrichs.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?
Wenn er mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht und in der Lage ist, Geschichten zu erzählen.

Ist das Schreiben für Sie Bedürfnis oder Qual?
Quälendes Bedürfnis.

Was ist Ihre persönliche Stärke?
Ruhe bewahren in stressigen Situationen.

Welche persönliche Schwäche bekämpfen Sie?
Faulheit und Hang zu Süßspeisen.

Stört Sie das schlechte Image von Journalisten?
Wer will schon ein perfektes Image?

Können Sie ein Buch oder einen Beitrag über „Ethik im Journalismus“ empfehlen?
Herbert Riehl-Heyse: Bestellte Wahrheiten.

Wie wichtig ist Klatsch?
Ich kann, fast, ohne leben.

Wie und wo lernt man Journalismus am besten?
In alter Verbundenheit: bei der Henri-Nannen-Schule. Und danach als Lokalreporter.

Wie kommt ein Nachwuchsjournalist so weit wie Sie?
Glück, Fleiß, Talent.

Haben es Frauen im Journalismus schwerer?
Nicht schwerer oder leichter als in anderen Berufen.

Welche Fremdsprachen beherrschen Sie?
Englisch perfekt, Französisch befriedigend, Spanisch ausreichend zum Reisen, Portugiesisch und Chinesisch genug zum Überleben.

Welches Buch lesen Sie gerade?
Je nach Müdigkeitsgrad: Kondraschow/Bailey/Murphy: Die unsichtbare Grenze; Bill Gates: The road ahead; Avi Primor: Mit Ausnahme Deutschland; Hugh Johnsen: Der Große Weinatlas; Hubble Vision (Bilder des Weltraumteleskops).

Ihr liebstes Hobby?
Tiefschnee-Skifahren.

An welchem Ort würden Sie am liebsten arbeiten?
San Francisco.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Bestehen der Aufnahmeprüfung der Henri-Nannen-Schule.

Ihr größter Flop?
Hab‘ ich doch glatt vergessen.

Wo sehen Sie eine Marktlücke im journalistischen Angebot?
Gut gemachte TV-Sendung über Landwirtschaft, Garten- und Weinbau.

Ihre Lieblingszeitung?
Sonntagsausgabe der New York Times.

Ihre Lieblingssendung?
Late Show with David Letterman.

Sind Sie Mitglied einer Partei?
Nein.

Wer ist für Sie ein fähiger Politiker?
Der zum Nutzen der Bürger vergessen kann, daß sie Wähler sind.

Ohne was kommt ein Journalist nicht aus?
Fragen und Notizblock.

Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?
Darüber sollen sich zu gegebenem Anlaß andere Gedanken machen.


 

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