• Die Journalistin des Jahres

    Moskau-Korrespondentin Ina Ruck über rote Linien und verlorene Heimat.

  • Masterclass Erzähljournalismus

    Wie Sie überraschende Reportagen ohne Klischees schreiben.

  • Alles unter einen Hut

    Wie gelingt die Vereinbarkeit von Job und Familie im Journalismus?

Medium Magazin 06/23

 

EDITORIAL / Alexander Graf, Chefredakteur

 

 

Über besondere Umstände und neue Wege

Warum mich das Interview mit unserer „Journalistin des Jahres“ tief beeindruckt hat. Und was sich 2024 bei „medium magazin“ ändern wird.

Besondere Umstände erfordern besondere journalistische Leistungen. Denn in Krisen, Kriegen und autoritären Systemen funktionieren unsere eingeübten Routinen nicht mehr. Die Berichterstattung wird zum täglichen Ringen um verlässliche Quellen und belastbare Informationen – oftmals verschärft durch persönliche Gefährdung und pressefeindliche Repressalien.   Die aktuelle Situation in Russland entspricht einem solchen Szenario. Längst ist die kaum noch vorstellbare Euphorie und die demokratische Begeisterung der 1990er-Jahre verschwunden, heute herrschen dort Revisionismus, Nationalismus, Autoritarismus. Zuletzt hat der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Pressefeindlichkeit erheblich verschärft. Unabhängige russische Medien gibt es nicht mehr, ausländische Journalisten stehen unter ständiger Beobachtung und sind auch vor Willkür nicht gefeit. So sitzt etwa der „Wall Street Journal“-Reporter Evan Gershkovich trotz internationaler Proteste seit März in russischer Haft. Ina Ruck liefert unter diesen Umständen zweifellos eine besondere, ja herausragende journalistische Leistung ab. Und es ist deshalb auch nicht überraschend, dass unsere Jury sie nun zur „Journalistin des Jahres 2023“ gewählt hat. Die langjährige Korrespondentin der ARD und Studioleiterin in Moskau überzeugt vor allem mit ihren tiefen Kenntnissen des Landes und ihrem Geschick, brisante Informationen auch im Subtext ihrer Beiträge zu transportieren, um Quellen nicht zu gefährden. Mich hat das Gespräch mit Ina Ruck für das Titelinterview dieser Ausgabe sehr beeindruckt. Denn die 61-Jährige berichtet aus einem Land, das einst ihre zweite Heimat war – und das ihr gerade immer fremder wird. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so arbeiten würde“, hat sie mir gesagt. Und doch macht sie immer weiter – weil sie weiß, wie wichtig es ist, dass verlässliche Informationen aus Putins Staat nach außen dringen. Wie sie allen Widrigkeiten trotzt und wann sie dennoch das Land verlassen würde, lesen Sie ab Seite 52. Natürlich gibt es auch in den weiteren Kategorien unserer „Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2023“ zahlreiche beeindruckende Medienschaffende zu entdecken. Alle Preisträgerinnen und Preisträger sowie die Begründungen unserer Jury finden Sie ab Seite 60. Viel Spaß bei der Lektüre!
Danke für Ihr Vertrauen!

Zum Jahresende dürfen es auch ein paar Sätze „in eigener Sache“ sein. Daher möchte ich mich zunächst bei meiner Kollegin Ruperta Oberauer bedanken, die nach zwölf Jahren im Verlag nun in den wohlverdienten Ruhestand geht. Ruperta hat als Medienberaterin mit viel Energie und Begeisterung dafür gesorgt, dass „medium magazin“ ein solides wirtschaftliches Standbein neben dem Vertrieb behält. Neue Ansprechpartnerin wird ab Januar Thimea Ebibi.

Nun bleibt mir nur noch, mich ganz herzlich von Ihnen zu verabschieden. Denn nach drei Jahren als Chefredakteur von „medium magazin“ habe ich mich entschieden, eine neue Herausforderung anzunehmen. Ich bleibe dem Medienjournalismus treu, werde aber ab 2024 als Chefredakteur und Geschäftsführer beim Magazin „Übermedien“ arbeiten. Ich möchte Ihnen für das Vertrauen und die zahlreichen positiven Rückmeldungen danken. Ich hatte viel Freude bei der Aufgabe, diese starke Marke „medium magazin“ weiterzuentwickeln – sei es mit neuen inhaltlichen und gestalterischen Schwerpunkten im Printheft oder über zusätzliche digitale Formate wie unsere Partner-Podcasts und den Newsletter „Einfach Medien machen“. Ab Ausgabe 01/2024 begrüßt Sie dann an dieser Stelle mein Nachfolger Frederik von Castell. Er kommt von ­„Übermedien“, wo er seit 2021 als Redaktionsleiter tätig war. Ich wünsche ihm bei seiner neuen Aufgabe viel Erfolg und bin mir sicher, dass er das „medium magazin“ mit vielen frischen Ideen weiterentwickeln wird.

Lassen Sie mich gerne wissen, wie Ihnen diese Ausgabe von „medium magazin“ gefällt. Ich freue mich über Lob, Kritik und Anregungen an: alexander.graf@mediummagazin.de.

Herzlich, Ihr Alexander Graf


Die Ausgabe medium magazin 06/2023  mit den Journalistinnen & Journalisten des Jahres 2023, der Masterclass Erzähljournalismus und ganz viel Nutzwert für die journalistische Berufspraxis ist ab sofort digital oder als Printausgabe hier erhältlich oder im ikiosk. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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