Mit 550 Redakteuren weniger will Australiens größtes Murdoch-unabhängiges Medienunternehmen künftig auskommen. „Fairfax", unter anderem Herausgeber der Metropolen-Zeitungen „The Sydney Morning Herald" und „The Age" (Melbourne), streicht gut fünf Prozent aller Jobs. Eine Entscheidung, die international im Trend liegen mag, in Australien jedoch überrascht. Zumal sie noch vor der Finanzkrise getroffen wurde und nur Tage, nachdem das Unternehmen seine Jahresbilanz veröffentlichte: Fairfax‘ Gewinne stiegen um 47 Prozent, und waren mit 386,9 Millionen Australischen Dollar (damals: 235 Mio. Euro) nur unwesentlich geringer als das erwartete Plus von 389 Mio. Begründet wurde die Entscheidung mit der „Verlagerung von Schwerpunkten im Anzeigenmarkt", und wohin die Kunden sich umbetten, scheint klar: Bei „Fairfax Digital", dem Online-Zweig des Unternehmens, fallen jedenfalls keine Stellen weg. Die Reaktionen waren hitzig: Drei Tage streikten viele Mitarbeiter, einer der beliebtesten Kolumnisten, Mike Carlton, flog raus, weil er sich solidarisiert hatte. Seither wächst der Unmut über Fairfax-CEO David Kirk. In einer Rede über die „Zukunft des Qualitätsjournalismus" verriet er unlängst: „Was macht eine Familie, wenn die Lage schwierig ist? Sie sitzt um den Küchentisch und schnallt den Gürtel enger." Eine Medizin, die indes nicht allseits verabreicht wird: Während Kirk ankündigte, weitere 1500 Verträge „einzufrieren", wuchs sein eigenes Gehaltskonto um 23,8 Prozent auf 3,4 Millionen AUS $. Viele Redakteure sehen Qualitätsjournalismus offenbar anders als ihr Boss: Sie gründeten das „Fair go"-Forum, in dem sich sogar Kollegen der Konkurrenz solidarisieren. 2009 wird zeigen, ob es hilft.
Internet: www.fairgofairfax.org.au
Erschienen in Ausgabe 12/2008 in der Rubrik „Special“ auf Seite 56 bis 56 Autor/en: Julica Jungehülsing, Sydney. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.