Medium Magazin 02/2020
EDITORIAL / Annette Milz, Chefredakteurin
Gemeinsam über die Grenzen
Covid-19 ist mit Brachialgewalt in unser aller Leben getreten. Bringt Superlative, die nicht enden wollen: das bedrohlichste Virus seit der Spanischen Grippe 1918, der längste Lockdown in der Geschichte des Landes, die größte Wirtschaftskrise seit Kriegsende …
Tsunamigleich rollt eine Krise von epischem Ausmaß über uns hinweg, grenzenlos in ihren Auswirkungen – gesellschaftlich, wirtschaftlich, kulturell. Gleichzeitig werden überall die realen Grenzen geschlossen. Als ob das Virus ausgesperrt werden kann. Es bleibt unsichtbar. Nicht fassbar. Selbst nicht von den Experten. Noch nicht. Bis ein Gegenmittel gefunden ist, steht unser aller bisheriges Leben und Arbeit auf dem Kopf. Oder still. Aufträge und Anzeigen sind in Lichtgeschwindigkeit weggebrochen, Sparmaßnahmen sind in vielen Medienhäusern angesetzt – die gleichzeitig Rekordzuwächse an digitalen Zugriffen und Abos vermelden. Das alte werbefinanzierte Geschäftsmodell entpuppt sich als noch fragiler als von Vordenkern prognostiziert, während Qualitätsjournalismus auf allen Kanälen schon lange nicht mehr so gefragt war wie in diesen Wochen. Eine schizophrene Situation. Und nun?Das haben wir uns auch gefragt. Natürlich ist auch ein Medienfachverlag, der Medienmagazine für Deutschland, Österreich und die Schweiz verlegt, betroffen. Unsere Heftpläne wurden plötzlich Makulatur, ungewiss die Finanzierung der nächsten Ausgaben. Wir beschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen – wie so viele von Ihnen es auch tun. Während europäische Grenzen wieder geschlossen sind, haben wir Chefredakteure von „Österreichischer Journalist“, „Schweizer Journalist“ und „medium magazin“ grenzüberschreitend zusammengearbeitet. Kollege Georg Taitl hat – wie bei einer Segeltour auf stürmischer See – das Produktionssteuer in der Verlagszentrale Salzburg übernommen. Die jeweils landestypischen Eigenheiten, blattmacherischen Vorlieben und sprachlichen Unterschiede zusammenzubringen, war spannend. „Zwischen ,passt scho‘, forschen Forderungen und leicht genervter versuchter Zurückhaltung muss man sich erst finden“, sagt mein Schweizer Kollege David Sieber treffend. Es war auf jeden Fall gewinnbringend. Und hat Spaß gemacht – keine Selbstverständlichkeit in diesen Zeiten. „Gemeinsam schaffen wir es“ – der Schlachtruf dieser Zeit – könnte auch als Motto über dieser Ausgabe stehen.
Das Ergebnis sehen Sie nun vor sich: eine außergewöhnliche Ausgabe für außergewöhnliche Zeiten. Gegliedert in existenzielle Fragen, die den Journalismus weit über diese Krise prägen werden. Wir haben den Blick bewusst nach vorne gerichtet, wollten die Möglichkeiten und Chancen ausloten, die diese Zeit uns eben auch bietet, haben dazu viele Gespräche in Deutschland, Österreich und der Schweiz geführt, Übersichten, handfeste Tipps und Einsichten gesammelt.
„Die positive Botschaft aus dieser Krise ist doch: Unser Job ist systemrelevant, Journalisten werden gebraucht“, sagt beispielsweise Tanit Koch, deren Wachstumsstrategie bei RTL/NTV zurzeit geradezu beflügelt wird (Seite 64). „Jetzt ist die Stunde des guten Journalismus“, sagt auch Ranga Yogeshwar zu Recht: Er sieht – neben berechtigter Kritik an journalistischen Versäumnissen – auch eine auffallend positive Entwicklung gerade im Fernsehen, bei den Talkshows: „Gerade entwickelt sich eine Kultur des Zuhörens und ich hoffe, dass das auch nach der Pandemie weitergeht“ (Seite 40).
Mit bemerkenswerter Deutlichkeit kritisiert wiederum Verleger Robert Dunkmann, Chef der Zeitungsgruppe Ostfriesland und des Verbandes der Lokalpresse, Versäumnisse und mangelnden Mut von Kollegen in der Branche: „Ein möglichst großes Ziel erreichen zu wollen, ist doch das Gebot der Stunde. Und wenn wir unseren Lesern etwas bieten wollen, geht das nicht auf Sparflamme“ (Seite 56). Und wir haben gleichlautend und grenzüberschreitend Kolleginnen und Kollegen aus allen Mediengattungen, Hierarchien und Altersgruppen gefragt, warum Journalismus ihr Traumberuf war und wie sie nun dessen Zukunft sehen: 66 bemerkenswerte Antworten (Seite 18 und auch auf mediummagazin.de).
Diese Ausgabe war europäische Teamarbeit mit allen Beteiligten in den Redaktionen und dem Verlag. „Ein Signal“, nennt es Johann Oberauer, dem deshalb hier das Schlusswort gehören soll: „Als Verleger und Herausgeber bin ich stolz und dankbar für dieses Team, das Ihnen nun ein gemeinsames journalistisches Werk vorlegt, das für uns alle wichtige Fragen beantwortet – auch ein Zeitdokument, wie ich meine.“
Das Ergebnis sehen Sie nun vor sich: eine außergewöhnliche Ausgabe für außergewöhnliche Zeiten. Gegliedert in existenzielle Fragen, die den Journalismus weit über diese Krise prägen werden. Wir haben den Blick bewusst nach vorne gerichtet, wollten die Möglichkeiten und Chancen ausloten, die diese Zeit uns eben auch bietet, haben dazu viele Gespräche in Deutschland, Österreich und der Schweiz geführt, Übersichten, handfeste Tipps und Einsichten gesammelt.
„Die positive Botschaft aus dieser Krise ist doch: Unser Job ist systemrelevant, Journalisten werden gebraucht“, sagt beispielsweise Tanit Koch, deren Wachstumsstrategie bei RTL/NTV zurzeit geradezu beflügelt wird (Seite 64). „Jetzt ist die Stunde des guten Journalismus“, sagt auch Ranga Yogeshwar zu Recht: Er sieht – neben berechtigter Kritik an journalistischen Versäumnissen – auch eine auffallend positive Entwicklung gerade im Fernsehen, bei den Talkshows: „Gerade entwickelt sich eine Kultur des Zuhörens und ich hoffe, dass das auch nach der Pandemie weitergeht“ (Seite 40).
Mit bemerkenswerter Deutlichkeit kritisiert wiederum Verleger Robert Dunkmann, Chef der Zeitungsgruppe Ostfriesland und des Verbandes der Lokalpresse, Versäumnisse und mangelnden Mut von Kollegen in der Branche: „Ein möglichst großes Ziel erreichen zu wollen, ist doch das Gebot der Stunde. Und wenn wir unseren Lesern etwas bieten wollen, geht das nicht auf Sparflamme“ (Seite 56). Und wir haben gleichlautend und grenzüberschreitend Kolleginnen und Kollegen aus allen Mediengattungen, Hierarchien und Altersgruppen gefragt, warum Journalismus ihr Traumberuf war und wie sie nun dessen Zukunft sehen: 66 bemerkenswerte Antworten (Seite 18 und auch auf mediummagazin.de).
Diese Ausgabe war europäische Teamarbeit mit allen Beteiligten in den Redaktionen und dem Verlag. „Ein Signal“, nennt es Johann Oberauer, dem deshalb hier das Schlusswort gehören soll: „Als Verleger und Herausgeber bin ich stolz und dankbar für dieses Team, das Ihnen nun ein gemeinsames journalistisches Werk vorlegt, das für uns alle wichtige Fragen beantwortet – auch ein Zeitdokument, wie ich meine.“
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